0260 - Sie jagten ihn durch Florida
Verhältnis mit dem Jazz-Pianisten Dave Adams, der zu uns gehört. Es knistert zwischen den beiden an allen Ecken und Enden. Unsere Boys merken das natürlich und lachen sich ins Fäustchen, denn mehr oder weniger sind sie alle hinter Norma her. Es hat schon viel Ärger deshalb gegeben. Diese Rivalität bedeutet eine Gefahr für unsere Organisation. Ich habe die Leitung der Organisation in Florida. Man hat mir nahe gelegt, Norma fallen zu lassen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, was darunter zu verstehen ist.«
Nein, das brauchte er wirklich nicht. Norma wusste zu viel. Man konnte sie nicht ohne Weiteres in die Wüste schicken. Fällenlassen, das war ein deutliches Todesurteil.
Pereira räusperte sich. »Ich kann Norma nur halten, wenn sie in feste Hände kommt, Stacy. Hände, die in der Lage sind, die Anrechte an Norma innerhalb der Gang zu verteidigen. Ein Mann wie Sie könnte das Girl retten. Wenn man sich damit abgefunden hat, dass sie kein Freiwild ist, wird auch wieder Ruhe und Ordnung einkehren. Sie müssten sich nur rasch entscheiden, damit ich eine dementsprechende Meldung machen kann, denn der Henker ist schon unterwegs.«
Ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Sie meinen, ihr Tod sei schon eine beschlossene Sache?«
Er nickte. »Unsere Organisation wird sehr straff geführt. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Daniel Sherman teilweise in seine eigene Tasche arbeitet. Bei unseren Riesenumsätzen ist, das nicht so leicht zu kontrollieren. Pinky Reynolds, der hierher unterwegs ist, gehört zu den Gun-men unseres Syndikates. Er wird Daniel unter die Lupe nehmen und nach eigenem Gutdünken handeln. Gleichzeitig will er Norma beobachten. Er handelt in höherem Auftrag, Stacy. Kein Mensch wird seine Pläne durchkreuzen können, verstehen Sie?«
Ich nickte. »Meine Gefühle zu Norma entscheiden also über ihr Leben?«
»In gewisser Hinsicht schon. Meine Pläne gehen noch weiter, Stacy. Für mich ist Daniel so gut wie erledigt. Ich bin davon überzeugt, dass die Frage seiner Nachfolge bald akut wird. Wer die Leitung der Miami-Gang übernimmt, das wird von meiner Beurteilung abhängen. Können Sie mir folgen?«
»Sie meinen, ich könnte unter Umständen Karriere machen?«
»Vielleicht?«
Himmel und Hölle, es wurde immer bunter. Da offerierte mir dieser Ganove doch tatsächlich einen Posten als Bandenboss. Konnte es eine bessere Chance geben, den Ring auffliegen zu lassen?
»Das sind ja verlockende Aussichten«, meinte ich und zwang mich zur Ruhe. »Hoffentlich kann ich dieses Vertrauen rechtfertigen.«
Er musterte mich abschätzend. »Das wird bei ihnen liegen, Stacy.«
Nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte, stand er auf.
»Schluss für heute.«
Er drückte auf einen Knopf des Sprechgerätes, welches auf dem Tisch stand. »Bruce soll zu mir kommen!«
Dann sah er mich an. »Sie werden morgen mit Sherman zurückfahren und sich um Norma kümmern. Machen Sie ihr den Ernst der Situation klar. Unter der Woge meines Vertrauens schlummert ein Rest von Misstrauen, Stacy. Ich werde Augen und Ohren offen halten.«
Er trat an einen Sekretär und entnahm einem Fach ein Banknotenbündel. Ohne es abzuzählen, drückte er mir die Scheine in die Hand.
»Das sind Spesengelder, Stacy. Kaufen Sie sich ein paar anständige Anzüge. Alles Weitere wird sich dann finden.«
Die Tür öffnete sich geräuschlos, und einer der vier Gorillas trat ein.
»Sie haben mich rufen lassen, Mr. Pereira?«
»Weisen Sie Mr. Stacy das Eckzimmer an, Bruce.«
»Yes, Mr. Pereira! Kommen Sie, Stacy!«
Pereira fuhr herum. Zornrot brüllte er Bruce an.
»Mr. Stacy, wenn ich bitten darf, Bruce! Reißen Sie sich zusammen, oder ich jage Sie nach Frisco zurück, verstanden?«
»Verstanden, Mr. Pereira. Darf ich bitten, Mr. Stacy?«
Donnerwetter, hier herrschte aber Ordnung. Pereira hielt etwas auf Klassenunterschiede. Ein eigenartiger Zeitgenosse, den ich keinesfalls unterschätzen durfte. Er duzte nicht einmal seine Gorillas.
Er verabschiedete sich freundlich von mir. Dann stelzte ich hinter meinem schockierten Freund Bruce her. Mein Zimmer lag auf dem Flur des vorderen Gebäudeteiles. Wir mussten also wieder auf die Terrasse hinaus und den Bambussteg über dem Haifisch-Bassin benutzen. In der Dunkelheit lag die Wasseroberfläche völlig ruhig unter uns. Von den Viechern war nichts zu sehen. Ob es bloß ein Trick war, um Besucher einzuschüchtern?
***
Die Gelegenheit zu einer Aussprache mit Norma fand sich sofort nach
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