0260 - Sie jagten ihn durch Florida
eure Manöver haben mich beruflich auf Eis gelegt. Ich bin erledigt und ihr habt nur eine Chance, ungeschoren aus der Affäre zu kommen.«
»Und die wäre?«, fragte Daniel lauernd.
»Eine anständige Abfindung oder die bei euch übliche Beteiligung an euren Geschäften. Ihr könnt das halten, wir ihr wollt. Am liebsten wäre mir eine Summe, die hoch genug ist, um Norma von euch freizukaufen. Ich würde versuchen, mit ihr zusammen in Südamerika ein neues Leben zu beginnen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie da will.«
»Jerry?« Sie sah mich verklärt an.
Daniel schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, Stacy! Wer aussteigen will, der steht auf der Abschussliste. Nicht von meiner Seite. Ich kümmere mich nur um den Miami-Ableger unserer Organisation. Die Zentrale fällt ihre Urteile ohne unsere Einwirkung. Dann will ich mich lieber beim Boss für dich verwenden, damit man dich als Mitglied meiner Gang akzeptiert. Gleiche Rechte bringen aber auch gleiche Pflichten mit sich, ist das klar?«
Ich nickte. »All right, Daniel. Sieh zu, was sich machen lässt.«
»Du gefällst mir langsam, Stacy! Du sollst deine Chance bekommen. Es wird an dir liegen, mein Misstrauen endgültig auszuräumen. Jetzt kannst du nach nebenan gehen und dich erst einmal ausschlafen. Du musst doch müde wie ein Hund sein.«
Ich nickte. »Ein Königreich für ein Bett, Daniel.«
Normas Blick bohrte sich in Daniels Augen.
»Es hat doch alles seine Richtigkeit, Daniel, oder ist es wieder eine Falle von dir?«
Er schüttelte den Kopf. »Du kannst beruhigt schlafen, Norma. Es passiert ihm nichts. Du hast mein Wort.«
Ich stand auf und ging nach nebenan. Dort warf ich mich auf eines der Betten.
Fünf Minuten später stand ich noch einmal auf und telefonierte mit der Stadtpolizei. Ich nannte meinen Namen nicht, sondern sagte nur, dass ein Toter am Strand liege.
Wer der Mörder ist, würde ich meinen Kollegen wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen verraten können.
***
Neben meiner 38er Special hatte ich auch meinen Dienstausweis im Miami-Büro des FBI deponiert. Wie glücklich diese Eingebung gewesen war, erkannte ich am Nachmittag, als Howard und Hank Burber mit meinem Koffer aufkreuzten.
Unter Daniels Anleitung durchsuchten sie ihn bis in den letzten Winkel. Sogar die Zahnpasta-Tube drückten sie halb leer. Gelassen sah ich ihrem Treiben zu und grinste Daniel spöttisch an.
»Du traust mir wohl noch immer nicht?«, fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf. »No, Stacy. Das wäre wohl auch etwas viel verlangt, mein Junge. Wir haben schon böse Erfahrungen gemacht. Wenn du echt bist, gibt sich das mit der Zeit.«
Nun, sein Misstrauen war verständlich und machte mir nicht viel aus. Ich hatte mich so abgesichert, dass mir kaum etwas passieren konnte.
Sie fanden natürlich nichts Belastendes und händigten mir den Koffer aus. Dann setzten sie sich zu einer Poker-Partie zusammen.
Gegen Abend kam ein Anruf für Daniel. Er sprach etwa fünf Minuten und musterte mich dabei. Dann legte er den Hörer auf.
»Keith, mach den Cadillac klar! Wir fahren zum Boss!«
»Jetzt noch?«, fragte Keith Bannion verblüfft.
»Frag nicht so lange, sondern mach’, was ich dir gesagt habe«, brüllte Daniel los und sah mich an. »Der Boss hat es sehr eilig, dich kennenzulemen, Stacy. Ich habe mich sehr für dich eingesetzt, aber er hat so seine eigenen Ansichten.«
Über die Art dieser Ansichten ließ er mich im Unklaren. Als Aufforderung, ihm zu folgen, winkte er nur kurz mit dem Finger. Wir gingen nach draußen und setzten uns in den Fond des Wagens.
Keith Bannion hatte den Cadillac aufgetankt und schleppte den leeren Benzinkanister in die Garage zurück. Dann nahm er hinter dem Steuer Platz. Die Fahrt ging nach Miami-City hinüber und dann durch Coral Gables.
Als wir den State Highway erreichten, drehte Keith auf. Der Caddy schnurrte so um die 60 Meilen herum. Nach einer Stunde erkannte ich Rock Harbor. Eine weitere Stunde verging. Es dunkelte bereits, als wir in Marathon ankamen. Daniel ließ vor einem Store halten und Keith musste Hotdogs für uns holen. Nachdem wir sie verspeist hatten, ging es weiter.
Ich war ziemlich sicher, dass unser Ziel Key West hieß. Natürlich war ich höllisch gespannt darauf, wer der Mann war, den Daniel als Boss titulierte. War dieser Unbekannte nun der wirkliche Boss, oder vertrat er nur die Interessen des Rauschgiftringes in Florida?
Es ging tatsächlich nach Key West. Gegen 23 Uhr erreichten wir den Punkt, wo
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