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0263 - Wenn die Totengeister schreien

0263 - Wenn die Totengeister schreien

Titel: 0263 - Wenn die Totengeister schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entschlossen. »Haben Sie Kreide im Haus?«
    »Wir haben«, sagte der Butler. »Kommen Sie bitte, Sir.«
    Zamorra folgte ihm. Er nahm die Kreide in Empfang. Normale Tafelkreide. Der Himmel mochte wissen, wozu die Kylls sie benötigten. Vielleicht stammte sie noch aus früheren Zeiten, in denen die hoffnungsvollen nichtsnutzigen Söhne vom Hauslehrer unterrichtet wurden.
    Zamorra formulierte einen Zauber und sprach ihn über die Kreide aus. Mit hochgezogenen Brauen sah ihm der Butler dabei zu. Als Zamorra fertig war, bemerkte er: »Vor sechsundzwanzig jahren, Mister Zamorra, hat der Exorzist aber ein wenig anders gearbeitet.«
    Trotz der ernsten Situation gestattete Zamorra sich ein schwaches Lächeln. »Und Sie sehen ja, was daraus geworden ist«, sagte er. »Helfen Sie mir.« Er malte ein Zeichen auf ein Blatt Papier. »Dieses Symbol bringen Sie an dem Gemäuer der Gruft an. An jede Wand eines. Möglichst groß. Es wird diese Gruft gegen die Leichen versiegeln.«
    »Aber die kommen doch gar nicht aus der Gruft! Sie erscheinen irgendwo und verschwinden irgendwo wieder«, wandte Pickford ein.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ich könnte es Ihnen erklären, aber es wird zu lange dauern«, sagte er. »Tun Sie einfach, was ich sage, und vor allem: glauben Sie daran. Das hilft noch am besten.«
    Sie gingen wieder nach draußen. In der Eingangshalle stoppte Zamorra.
    »Da«, sagte er.
    Durch das geschlossene Portal drang eine Gestalt ein. Ein kahles Gerippe. Es blieb stehen, als es die beiden Männer sah, und reckte die Arme hoch.
    Und es wollte schreien!
    Zamorra schleuderte den Silberstab, den er noch immer bei sich trug. Gryfs Zauberwaffe wirbelte durch die Luft und durchdrang das Skelett. Funkensprühend löste es sich auf, ohne einen Laut von sich zu geben.
    »Das - das ist ja fantastisch!« stöhnte Pickford. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten!«
    Zamorra sagte nichts, hob den Silberstab wieder auf und trat ins Freie. »Wenigstens ein Schrei ist verhindert worden«, sagte er. »Es gibt also durchaus Mittel gegen diesen Höllenspuk.«
    Sie gingen an dem zerstörten Camaro vorbei zur Familiengruft. Zamorra konnte nicht widerstehen, einen Blick ins Fahrzeuginnere zu werfen. Aber er sah keine Blutspuren, die es garantiert gegeben hätte, wenn die beiden Insaßen sich zur Zeit der Verformung noch im Wagen befunden hätten.
    Hoffentlich ist Nicole nichts geschehen! durchfuhr es ihn.
    »Ich wiederholte die Abschirmung von innen«, sagte er. »Wir machen das Bauwerk zu einem Gefängnis, das von den Leichen nicht mehr durchschritten werden kann. Nur wir Lebenden können dann noch hinein und hinaus. Und dann kann ich beruhigt wieder in die Tiefe gehen…«
    Was das bedeutete, wußte Pickford zwar nicht, aber er nickte und machte sich an die Arbeit. Die Kreide war etwas angefeuchtet, so daß sie am rauhen Putz der Außenwände haftete. Zamorra hatte es drinnen etwas schwerer. Aber das Wichtigste war ohnehin die äußere Abschirmung. Die innere war nur zur Sicherheit.
    Zeichen um Zeichen entstand.
    Aus der Tiefe erklang ein dumpfes Grollen, wie die Vorankündigung eines Erdbebens. Zamorra lächelte kalt. Die bösen Mächte wehrten sich dagegen, eingesperrt zu werden! Sie begannen zu revoltieren.
    Vier Wände hatte die Gruft. Zamorra war am dritten Zeichen, als es plötzlich in der Gruft von Leichen wimmelte.
    Sie waren einfach da, von einem Moment zum anderen, und sie kamen auf ihn zu, reckten die Arme nach ihm.
    Sechzehn Särge waren hier zerstört worden. Und sechzehn Tote marschierten gegen Zamorra!
    Hauptsache, ihr schreit nicht, Freunde, dachte er und begann mit dem vierten Zeichen. Illusionen konnten ihn nicht schrecken. Aber ein wenig mulmig wurde ihm schon, als er daran dachte, daß sechzehn Tote mehr als genug waren, ihn gleich zweimal zu töten, wenn sie schrien!
    Aber das taten sie nicht!
    Waren sie hier, angesichts ihrer Särge, nicht fähig zu schreien? Die Magie ist voll komplizierter Gesetze, die auch Zamorra zuweilen nicht ganz durchschaute. Vielleicht hinderte diese Stätte die Toten an ihrer unheilvollen Tätigkeit…
    Er zog den letzten Kreidestrich.
    Aber er vollendete ihn nicht.
    In der Tiefe rumpelte es nicht mehr, es brüllte! Der Boden begann zu zittern, und von einem Moment zum anderen war die Öffnung wieder da. Eine Feuerlohe schoß aus der Tiefe wie der Strahl aus einem Erdölbohrloch, das in Brand gerät!
    Zamorra wirbelte herum.
    Da flog das ganze Bauwerk in einer grellen Explosion

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