0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor
der Diele, in der wir mit Cordtland gesessen hatten. Dann gingen wir in das Arbeitszimmer.
Vor dem Fenster sahen wir einen alten Schreibtisch mit großer Platte, auf der einige Unterlagen ausgebreitet waren. Die Bücher in den Regalen interessierten uns weniger, der Schreibtisch mit den Unterlagen war einzig und allein wichtig für uns.
Interessant und bedeutsam war das aufgeschlagene Buch. Ein alter Wälzer, in seinen Ausmaßen weit über die eines normalen Buches hinausgehend. Ich schaute auf die Seite, blätterte dann zurück und fand einen Hinweis auf der ersten Seite, daß es sich bei dem Buch um ein altes Kirchenregister handelte.
»Siebzehnhundertdrei beendet«, las ich die Zahl laut vor, während Suko die Schreibtischleuchte so hinstellte, daß ihr Licht direkt auf die Seiten fiel.
Ich bedankte mich mit einem Kopfnicken.
Viel geholfen hatte das Zurechtrücken der Lichtquelle nicht, denn die Schrift auf den Seiten war mehr als blaß und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen.
Man mußte schon eine Lupe zu Hilfe nehmen, die mein Freund unter einem schmalen Hefter fand.
»Nimm die und fühle dich wie Sherlock Holmes«, sagte er, als er mir das Gerät reichte.
Zunächst einmal nahm ich Platz. Dann blätterte ich einige Seiten zurück und fand als Überschrift einen bekannten Namen.
Mason Cordtland!
Trotz Lupe war nicht sehr viel zu erkennen. Die Schrift konnte man als nicht lesbar bezeichnen. Zahlreiche Buchstaben waren verwischt, manche Worte fehlten, so daß die Leserei mehr einem Ratespiel glich.
Ich blätterte weiter und fand überall das gleiche.
»Nichts zu erkennen?« fragte Suko, der mir über die rechte Schulter schaute.
»Fast nichts«, schwächte ich ab.
»Zudem in einem sehr alten Englisch geschrieben«, sagte mein Freund. »Da kann ich sowieso nicht viel lesen.«
»Du solltest dich mehr mit Shakespeare beschäftigen«, stichelte ich.
»Klar, wenn mir der Job und Shao Zeit dazu lassen!«
»Shao zumindest.«
»Hast du eine Ahnung.«
Ich ließ mich nicht mehr stören und las weiter. Hin und wieder waren Sätze vorhanden, dann fehlten wieder welche, und das große Ratespiel begann von vorn.
Als ich das Buch vorsichtig zusammenklappte, war ich nicht viel schlauer.
»Was konntest du denn entziffern?« fragte Suko mich.
»Nun ja, ich habe etwas über einen Hexenstein gelesen, der angeblich noch existieren soll.«
»Eine Waffe?«
»Gewissermaßen, aber gegen Hexen. Irgendwie muß Mason Cordtland mit diesem geheimnisvollen Stein eine Verbindung eingegangen sein. So lange es den Stein gibt, so lange wird auch der Hexenwürger existieren, das meine ich, aus der Niederschrift herausgelesen zu haben.«
»Wo man diesen Stein findet, stand nicht zufällig dort zu lesen?« wollte Suko wissen.
»Nein.«
»Das heißt, wir müßten ihn suchen.«
Ich stand auf. »So ist es, mein Freund.« Ich trat an das Bücherregal und ließ meine Blicke über die Rücken der dort aufgereihten Bücher gleiten. »Zuerst hatte ich ja Bedenken, Bing Cordtland einfach laufenzulassen. Jetzt allerdings meine ich, daß wir uns damit einen Gefallen getan haben.«
»Sonst hätten wir die Informationen nicht«, fogerte Suko.
»Sehr richtig.«
»Dann wird Cordtland uns bestimmt mehr sagen können. Der Kerl wollte nur nicht.«
Ich nahm ein Buch aus der Reihe hervor und schlug es auf. Es beschäftigte sich mit der Geschichte der Inquisition. Sein Inhalt war durch Bilder aufgelockert worden. Was die alten, abgebildeten Holzschnitte an grauenvollen Foltermethoden zeigten, war schon sehr schlimm. Ich bekam eine Gänsehaut, wenn ich daran dachte, daß sich so etwas wiederholen könnte oder wir es in der Vergangenheit miterlebten, falls wir wieder in einen Zeitsprung hineingerieten.
Es war mehr Zufall, daß ich ein Kapitel aufschlug, das sich direkt mit dem Dorf Blackmoor beschäftigte. Der Legende nach sollte es hier besonders viele Hexen gegeben haben. Man hatte für sie sogar einen eigenen Friedhof angelegt, den das Moor allerdings im Laufe der Zeit verschlungen hatte.
Und noch etwas fiel mir auf. Die Hexen warteten auf irgendein Ereignis. Es wurde immer von einer Königin gesprochen, die einmal erscheinen sollte.
Eine Königin?
Ich berichtete Suko davon.
Er hatte den gleichen Gedanken wie ich. »Ob damit vielleicht Wikka gemeint ist?«
»Die hätte uns zu unserem Glück noch gefehlt. Und wenn sie da ist, kann auch Jane Collins nicht weit sein. Schließlich hängt sie wie eine Klette an ihr.«
»Ich an deiner
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