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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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finden«, versicherte Zamorra.
    Aber sie fanden sie nicht.
    Sie fanden den Drachen.
    ***
    Zuerst sahen sie die in gleichmäßigen Abständen aufschimmemde Helligkeit vor ihnen und dann als schwarzen Umriß vor dieser Helligkeit einen massigen, dunklen Körper, der den Korridor fast gänzlich ausfüllte und der sich scheinbar mühsam vor ihnen her schleppte.
    »Was ist das?« flüsterte Aury entsetzt.
    Unwillkürlich bückte Zamorra sich und tastete über den Boden, weil er etwas ahnte. Und da merkte es auch schon Nicole. »Was ist denn hier so feucht unter meinen Füßen?«
    »Blut«, murmelte Zamorra und schnupperte an der Flüssigkeit an seinen Fingern. »Drachenblut. Das Biest ist plötzlich vor uns.«
    »Aber wie ist das möglich?« stammelte Aury entsetzt.
    »Es ist eine Falle«, sagte Zamorra dumpf. »Wir laufen im Kreis. Dieser Gang hat keinen Anfang und kein Ende. Er führt immer wieder in sich selbst zurück.«
    »Aber das geht doch nicht«, widersprach Aury. »Wir sind doch immer geradeaus gelaufen. Der Gang hat doch keine Biegung gemacht.«
    »Zauberei«, sagte Nicole. »Wir merken es nicht, und trotzdem ist es so. Und wenn Zamorra nicht das Schwert aufgestellt, und den Vorwärtsdrang unseres lieben Schoßhündchens damit entscheidend gebremst hätte, wäre es uns nie aufgefallen.«
    »Es muß aber doch irgendwo einen Ausgang geben«, sagte Aury beharrlich. »Wir sind doch über eine Treppe hinabgestiegen! Wir müssen sie wiederfinden, und selbst wenn wir dann den Skelett-Kriegern wieder in die Arme laufen…«
    »Ich glaube nicht daran, daß wir sie finden«, sagte Nicole. »Wir werden bis in alle Ewigkeit in dieser Endlos-Falle hängen und zusammen mit dem Drachen verfaulen.«
    Zamorra lehnte sich an die Wand, um sich etwas auszuruhen; da der Drache vor ihnen kroch, kamen sie ohnehin nicht so schnell weiter. Und was hatte es auch noch für einen Sinn?
    Übergangslos gab die Wand hinter ihm nach.
    ***
    Bill Fleming kam rasch dahinter, daß die von McCoy erwähnten Spiegeltore nicht mehr existierten. Er mußte also ein künstliches Weltentor aufbauen. Es bestand kaum Gefahr, daß er dabei in eine falsche Dimension abrutschte, wenn er es an der gleichen Stelle aufbaute, an der es vorher schon von der anderen Seite her gewesen war. Denn die unbeugsamen Gesetze der Magie polarisierten das Gefüge der Welten in gewisser Hinsicht. War an dieser Stelle einmal ein künstliches Weltentor geschaffen worden, führte es bei jeder Wiederholung immer wieder und unweigerlich an dasselbe Ziel. Einen Meter weiter rechts, links, oben oder unten konnte es in eine andere Dimension führen.
    Bill konnte also keinen Fehler machen, wenn er den Spiegel benutzte.
    Er führte ein Telefongespräch mit Raffael Bois in Frankreich, um sich von ihm erklären zu lassen, was zu tun war. Immerhin war Bill kein Zamorra, aber laut Polizei und Telefonzentrale hatte auch Zamorra mit Frankreich telefoniert; aus welch anderem Grund, schloß Bill messerscharf, als Raffael in den schlauen Büchern nachschlagen zu lassen?
    So erfuhr er, was er benötigte, um nicht nur das Weltentor aufzubauen, sondern sich darüber hinaus mit einem Schutzzauber zu versehen.
    Auf den wollte Bill lieber nicht vertrauen. Er hatte Amulett und Schwert gesehen. Wenn die beiden Dinge nicht hinüber in die andere Dimension kamen, würde auch ein einfacher Zauber nichts nützen. Bill verließ sich da lieber auf seine Pistole und die geweihten Silberkugeln.
    Als er endlich soweit war, daß er das Weltentor konstruiert hatte, waren die zwei Stunden um, die Caldwell ihm gesetzt hatte.
    Der Chief Inspector tauchte auf.
    Bill spürte das Kraftfeld vor dem Spiegel. Es zerrte an ihm. Bill sah den Polizisten und seinen Wächter an.
    »Wünschen Sie mir Glück, Caldwell«, sagte er. »Ich gehe jetzt und versuche Zamorra und die Mädchen zu finden. Wenn ich mit ihnen zurückkehre, dürfte auch das Rätsel um McCoys Tod seine Lösung finden.«
    »Was soll das?« fragte Caldwell scharf. »Maxon, was hat er angestellt?«
    »Ein paar lustige Beschwörungen«, sagte der Polizist Maxon. »Sehen Sie nicht die Kreidestriche und all den Krimskrams vor dem Spiegel?«
    Bill Fleming gab dem Sog nach.
    Die beiden Beamten zuckten zusammen, als sie sahen, wie der blonde Historiker seitwärts auf den Spiegel zukippte, und glaubten schon die Scherben fliegen zu sehen. Aber sie flogen nicht.
    Der Mann flog!
    Er tauchte in den Spiegel ein, als bestände er aus Wasser! Die beiden Polizisten sahen ihn

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