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027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

Titel: 027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Mann schleppte eine Teppichrolle in das Haus.
    »Mein Sohn!« rief ihm Pater Severin nach.
    »Kein Zeit«, gab der Arbeiter zurück, ohne stehenzubleiben.
    »Wo ist Tony Ballard?«
    »Nicht hier.«
    »Das hatte ich mir beinahe gedacht.«
    Der Arbeiter verschwand im Haus. Ein anderer trat heraus, ein Lied auf den Lippen. Ein unanständiges Lied. Pater Severin war nicht von gestern, er kannte den Text dazu. Seine Miene verfinsterte sich. Der junge Arbeiter hörte verlegen zu pfeifen auf.
    »Ich sollte dir die Ohren langziehen!« grollte Pater Severin.
    »Wieso?«
    »Wegen des Liedes, das du soeben gepfiffen hast, mein Sohn.«
    Die Wangen des Handwerkers röteten sich. »Ich hab’ doch nur gepfiffen.«
    »Schlimm genug«, brummte der Priester. »Ich will dir vergeben, wenn du mir sagst, wo ich Tony Ballard finde. Ich muß ihn dringend sprechen.«
    Der Arbeiter zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Was ist denn mit seinem Haus passiert? Ein Erdbeben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sag mal, wovon hast du eigentlich eine Ahnung, mein Sohn?«
    »Von meiner Arbeit, und davon, daß ich nicht dafür bezahlt werde, um mich mit einem Priester zu unterhalten.«
    Pater Severin kniff die Augen zusammen. »Wann warst du zum letztenmal in der Kirche, wann hast du zum letztenmal eine heilige Messe besucht?«
    Der Handwerker kratzte sich verlegen am Kopf. »Warten sie mal, das war…«
    »So lange ist das schon her? Dann wird es Zeit, daß du dich mal wieder bequemst, in die Kirche zugehen. Wohnst du hier in der Nähe?«
    »Ja.«
    »Dann sehe ich dich am Sonntag in meiner Kirche. Hast du Familie?«
    »Ja, Pater.«
    »Die bringst du mit, und wage ja nicht, meiner freundlichen Einladung nicht Folge zu leisten. Ich würde das als persönliche Beleidigung ansehen, und wer Pater Severin beleidigt…« Er ließ seine Faust vielsagend auf und ab wippen. »Die Soutane ist kein Hindernis. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Pater.«
    »Wie ist dein Name?«
    »Joseph Loy.«
    »In Ordnung, mein Sohn, du darfst jetzt wieder an die Arbeit gehen.« Pater Severin wandte sich dem Nachbarhaus zu. Ihm war bekannt, daß in diesem Gebäude Tony Ballards Freund, der Parapsychologe Lance Selby, und dessen Freundin Oda, eine weiße Hexe, wohnten. Er hoffte, daß die beiden zu Hause waren und ihm sagen konnten, wo Tony Ballard zur Zeit wohnte.
    Er läutete.
    Lance Selby öffnete. Sein Gesicht hellte sich zu einem freundlichen, freudigen Lächeln auf. »Pater Severin! Kommen Sie herein!«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, keine Zeit.«
    »Ein Gläschen Portwein werden Sie mit uns doch trinken, dem waren Sie noch nie abgeneigt. Ich habe einen ganz köstlichen Jahrgang im Keller.«
    »Das glaube ich dir gern, mein Sohn, und mir wird das Herz ganz schwer, wenn ich so etwas höre, aber ich habe wirklich keine Zeit. Was ist nebenan denn passiert?«
    »Eine schwarzmagische Attacke«, erzählte Lance Selby. Er berichtete von Magos Besuch und erwähnte, daß die Sache für ihn beinahe tödlich ausgegangen wäre.
    »Der Herr sei gepriesen, daß er dir dein Leben bewahrte«, sagte Pater Severin. »Wo ist Tony Ballard?«
    »Was haben Sie auf dem Herzen? Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, es muß Tony Ballard sein«, sagte der Priester und sprach von Scarpatt und dessen Auftrag.
    Lance riß die Augen auf. »Ins Reich der grünen Schatten soll Tony wieder? Er war schon zweimal da. Als er das erstemal zurückkam, dachten wir alle, Roxane verloren zu haben, denn Tingo, die Dämonenschlange, riß sie in ihr Labyrinth hinab. Für Tony sah es so aus, als hätte Roxane ihr Leben verloren. Das stellte sich später jedoch glücklicherweise als Irrtum heraus.« [4]
    Lance Selby sagte dem Priester, in welchem Hotel Tony Ballard zur Zeit wohnte. Pater Severin kehrte zu seinem Volkswagen zurück, nachdem er sich für die Auskunft bedankt hatte, und rief dem jungen Handwerker zu: »Nächsten Sonntag, Joseph Loy! Nicht vergessen!«
    »Wie könnte ich«, brummte der Arbeiter, und Pater Severin stieg ein.
    Bereits fünf Minuten später betrat er die Halle jenes Hotels, in dem Tony Ballard mit seinen Freunden wohnte.
    »Zu Tony Ballard«, sagte er zu dem Mann am Empfangspult.
    Der warf einen scheelen Blick auf die Wanduhr.
    »Sollten die Herrschaften schon zu Bett gegangen sein, darfst du sie auf meine Verantwortung wecken, mein Sohn«, sagte der Priester.
    »Augenblick«, sagte der Hotelangestellte und griff nach dem Telefonhörer. Er wählte eine

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