027 - Werwolf in der Nacht
tot!«
»Das habe ich auch vor«, keuchte Elmar Larsson mit brandrotem Gesicht.
Er stieß Birgit so heftig zurück, daß sie stürzte. Ein paar Peitschenhiebe trafen sie. Sie schrie auf und sah den Rasenden verwirrt an. Daraufhin sprang ich hinzu und entriß Elmar Larsson die Peitsche. Olaf Sörensen kroch in eine Ecke, wo er wimmernd liegenblieb. Jetzt erst wagten sich Gunnar Larsson und Lars und Christina Krogager herein.
Der alte Larsson schäumte vor Wut. Vorsichtshalber entfernte ich die Nullacht aus dem Halfter an seinem Rollstuhl.
»Tragen Sie ihn nach oben!« wies ich Tage Severin, den Leibdiener des Alten, an. »Ihr anderen könnt euch um Sörensen kümmern. Ich muß den Werwolf verfolgen.«
Gunnar Larsson wiederholte meinen Befehl an den Diener. Der zwei Meter große Mann packte den Rollstuhl und trug ihn mitsamt dem alten Larsson die Treppe hoch. Severin mußte Kräfte wie ein Bär haben, da ihm kaum eine Anstrengung anzusehen war. Birgit setzte sich schluchzend an den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen. Sörensen ächzte und stöhnte, als läge er im Sterben. Ich gönnte ihm die Tracht Prügel durchaus. Elmar Larsson fluchte und schimpfte, während er die Treppe hochgetragen wurde, unternahm aber nichts mehr.
Ich ging nach draußen, schnallte die Skier an, die ich vor der Veranda hatte stehenlassen, nahm das Gewehr, das mir einer der Knechte reichte, hängte es über die Schulter, packte die Skistöcke und eilte dem nahen Wald zu.
Ein Gedanke ging mir nicht aus dem Kopf. Elmar Larsson hatte gesehen, wie Olaf Sörensen Birgit angefaßt hatte. Das bedeutete, daß er auch den Angriff des Werwolfs von Anfang an beobachtet hatte. Weshalb hatte er nicht früher eingegriffen und geschossen, sondern erst als ich dem Werwolf mit dem Bajonett ans Leder wollte? Hatte er gar nicht vorgehabt, Sörensen zu retten?
Alexander Kirst und Peter Frost waren der Wolfsspur durch den Wald gefolgt. Im hohen Schnee kamen sie nur langsam voran. Es ging über Hügel und zugefrorene Bachläufe. Die beiden Männer schwitzten in ihren warmen Kleidern trotz der Kälte. Weiß stand ihr Atem in der Luft.
Am Rande eines dunklen Tannenwaldes auf einem Hügelgrat schaute Kirst zurück. Er sah eine Bewegung zwischen den Bäumen am Hang drüben, auf der anderen Seite des Tals. Ein Skiläufer kam schnell durch den Wald. Er kam viel schneller voran als sie.
Kirst packte seinen Gefährten am Arm. »Verdammt, da kommt einer von den anderen!«
Auch Frost sah zurück. »Das kann nur Hunter oder dieser Yameshi sein. Was machen wir mit ihm?«
»Wir haben die Spur klar und deutlich vor uns. So leicht lasse ich mir die Prämie nicht nehmen. Wir lauern ihm auf, und wenn er kommt, werfe ich ihm einen Knüppel zwischen die Beine und du ziehst ihm mit dem Gewehrkolben eins über.«
»Warum knallen wir ihn denn nicht einfach ab?«
»Idiot! Willst du wegen Mord ins Gefängnis? Los, in Deckung jetzt!«
Sie verbargen sich hinter einem Felsen. Kirst nahm einen langen Knüppel in die Hand, der neben dem Felsen im Schnee gelegen hatte.
Der Skiläufer kam den Hang herauf. Er bewegte sich geschmeidig und erweckte ganz den Anschein, als könnte er sein Tempo noch eine gute Weile durchhalten. Sich mit den Stöcken abstützend, erklomm er den Hang. Jetzt erkannte Kirst ihn im vom Schnee reflektierten Sternenlicht. Es war Hunter.
Kirst grinste grimmig und schmiegte sich in den Schatten des Felsens. Hunter kam an ihm vorbei. Kirst konnte seinen keuchenden Atem hören. Er steckte dem Engländer den Knüppel zwischen die Beine. Hunter fiel vornüber in den Schnee. Ehe er sich wieder aufraffen konnte, war Frost herangesprungen und ließ den Karabinerkolben niedersausen. Einmal, zweimal. Er schlug kräftig zu. Hätte Hunter nicht eine dicke Pudelmütze getragen, vielleicht wäre sein Schädel zertrümmert worden.
Frost sah auf ihn nieder. »Am liebsten würde ich dem Kerl die Haut abziehen.«
»Wir sind hier, um dem Werwolf die Haut abzuziehen, nicht Hunter. Für seine kriegen wir nichts. Lassen wir ihn einfach liegen. Bis morgen früh ist er so steif gefroren, daß du ihn mittendurch brechen kannst.«
Die beiden Männer lachten. Sie ließen den Bewußtlosen zurück und folgten weiter der Werwolfspur, nachdem Kirst die Spuren im Schnee etwas verwischt hatte; den Knüppel ließ er liegen; es sollte so aussehen, als sei Hunter darüber gestürzt. Die Spur war in der hellen Nacht im Schnee gut zu erkennen.
Die beiden Männer folgten ihr, ohne
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