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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erheben. Er mußte mich stützen, sonst wäre ich wieder gestürzt.
    »Was ist passiert?«
    »Jemand hat mich niedergeschlagen. Ich bin der Spur gefolgt und hatte plötzlich einen Ast zwischen den Beinen. Noch im Sturz bekam ich einen Schlag auf den Schädel.« Ich griff an die Pudelmütze. Sie war innen blutverkrustet.
    »Wir müssen zurück zum Gut. Sie müssen ständig in Bewegung bleiben, damit das Blut wieder richtig zu zirkulieren beginnt. Beten Sie, daß ihre Zehen nicht schon abgefroren sind.«
    Er zog mir Schuhe und Strümpfe aus und rieb meine Füße mit Schnee ein, die Hände ebenfalls und auch mein Gesicht und meine Ohren. Der Schnee brannte wie Feuer auf der Haut, als das Blut wieder zu fließen begann. Yameshi massierte meinen Körper mit geschickten Händen. Währenddessen durfte ich nicht ruhig stehenbleiben, sondern mußte auf der Stelle tänzeln wie ein Boxer.
    »Los jetzt!« sagte er schließlich. »Nach Gut Falö!«
    »Der Werwolf …«
    »Laufen Sie, Hunter, sonst werden Sie vielleicht doch noch Ihre Zehen los!«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Yameshi.«
    »Laufen Sie endlich!«
    Es war der höllischste Skilauf, den ich je mitgemacht hatte. In meinen Händen und Füßen tobte der Schmerz. Ein paar Mal stürzte ich, kam aber immer wieder auf die Beine. Gregor Yameshi war stets dicht hinter mir oder neben mir, bereit, mich weiterzuschleppen, wenn meine Kräfte versagen sollten. Aber ich hielt durch, wenn mir auch die Zeit wie eine Ewigkeit vorkam und ich manchmal glaubte, wir würden den Gutshof nie erreichen.
    Lange nach Mitternacht kamen wir dort an. Das Schlimmste war überstanden. Der Lauf hatte meinen Körper zu erwärmen vermocht, doch ich war völlig fertig. In meinem Zimmer im Gästehaus konnte ich gerade noch die Kleider ablegen. Yameshi half mir, die Schuhe auszuziehen. Ich fiel ins Bett. Nur undeutlich merkte ich noch, daß Yameshi noch einmal meine Füße massierte. Dann sank ich in einen tiefen, ohnmachtsähnlichen Schlaf. Irgendwann träumte ich, all meine Fußzehen würden amputiert, weil sie erfroren waren. Ein Arzt mit einem Totenkopf sägte sie ab und warf sie einem Ghoul zu. Der verschlang sie schmatzend. Ich wollte protestieren, denn wenn meine Zehen auch nicht mehr zu gebrauchen waren, so sollte doch kein elender Ghoul sie bekommen.

    Einige Tage zuvor
     
    Vierzehn Tage hatte er es ausgehalten, nachdem er den Jäger gerissen hatte, dann wurde die Gier nach menschlichem Fleisch und Blut in ihm wieder so stark, daß sie die Barrieren der Selbstbeherrschung und des Ekels zu überwältigen begann. Er wußte, daß er wieder töten würde, und er war machtlos gegen diese Gewißheit.
    Inzwischen war seine Erinnerung wieder zurückgekehrt, nebelhaft und verschwommen zuerst, dann immer klarer und deutlicher. Nachts streifte er auf Gut Falö herum, schnupperte die vertrauten Gerüche, die er jetzt viel schärfer und intensiver wahrnahm, und konnte manchmal die Menschen beobachten, die er kannte.
    Wenn er Elmar Larsson in seinem Rollstuhl sah, verzerrte sich sein Wolfsmaul vor Haß und Grauen. Seine Sinne, die viel schärfer geworden waren, und sein Instinkt ließen ihn auch die Gefühle und Stimmungen der Menschen auf dem Gut empfinden. Er spürte den Haß, die Bosheit und die Niedertracht der Angehörigen des alten Gutsherrn. Sie neideten sich gegenseitig jeden Bissen Brot, jedes Stück Fleisch, jeden Trunk.
    Gunnar Larsson war falsch, heimtückisch und verschlagen. Unter der Biedermannsmaske verbarg er seine Begierden, von denen die anderen nichts ahnen sollten. Er frönte ihnen, wenn er gelegentlich alle sechs bis acht Wochen nach Stockholm fuhr oder bei seinen Ausflügen nach Falun. Auch im nächsten Dorf gab es ein paar Weiber, die er hin und wieder aufsuchte, gegen klingende Münze versteht sich, denn er war kein Adonis. Wenn er sich bei ihnen ausgetobt hatte, pflegte er sich sinnlos zu betrinken. Er spielte auch und zahlte Bestechungsgelder an die Leute, die drohten, seinem Vater von seinem Treiben zu berichten.
    Seine Frau Inger wußte oder ahnte zumindest das meiste. Sie war nicht eigentlich schlecht, aber kränklich und schwach. Sie haßte alle, den Alten, ihren Mann, die Verwandten, selbst die Tochter, wenn sie es sich bei dieser auch nicht eingestehen wollte. Aber Birgits Jugend, Schönheit und Unbeschwertheit waren ihr ein Dorn im Auge, und oft quälte sie das Mädchen mit ihrem Genörgel und allerlei grundlosen Klagen und Vorwürfen.
    Jens Albin Brantlander war für seine

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