0270 - Geistertanz der Teufelsmönche
dunklen Raum schob.
Einen Lichtschalter suchte ich vergebens. So ließen wir die Tür offen, damit Helligkeit aus dem anderen Kellerraum fiel und wir uns umschauen konnten.
Ein seltsames Verlies. Ich hatte mit bösen Überraschungen gerechnet, wurde jedoch enttäuscht, denn in diesem Raum mit seiner niedrigen Decke stand nur eine sehr breite Staffelei.
Und die war leer!
Das heißt, kein Bild befand sich auf der grau schimmernden Leinwand. Auch nicht der erste Ansatz eines Malvorgangs. Nur vor der Staffelei entdeckten wir ein Tuch. Wahrscheinlich war einmal mit ihm die Leinwand abgedeckt worden.
»Das verstehe ich nicht!« hauchte Lisa, die neben mir stehengeblieben war. »Weshalb hat meine Mutter um diesen Raum eigentlich immer ein so großes Geheimnis gemacht?«
Genau dies fragte ich mich auch.
Lisa hob die Schultern. »Ich kann mir nur erklären, daß sie vielleicht anfangen wollte zu malen.« Sie deutete auf die kleinen Farbtöpfe und Pinseln. »Liegt ja alles bereit.«
»Da kannst du recht haben.«
Ich hörte ihr leises Lachen. »Jetzt war alles umsonst, wie?«
»Möglich.« Wegen der miserablen Lichtverhältnisse trat ich dicht an die Leinwand heran. Mit den Fingern strich ich darüber. Ich wollte sie fühlen und merkte schon sehr bald, daß dies kein Stoff oder Papier war. Die Leinwand fühlte sich seltsam weich an, gleichzeitig auch straff, so daß sie mich an die Bespannung einer Trommel erinnerte.
Aber auch die war anders.
»Was haben Sie?« fragte Lisa.
»Eigentlich nichts«, murmelte ich.
»Stört Sie die Leinwand?«
»Ja.«
»Mich nicht. Die ist normal, das kenne ich.«
Ihre Antwort brachte mich auf einen guten Gedanken. »Fühl selbst einmal nach. Vielleicht fällt dir was auf. Du bist ja routiniert, Lisa.«
»Meinen Sie das spöttisch?«
»Nein.«
Lisa tat das gleiche wie ich. Kaum hatten ihre Finger die Leinwand berührt da zuckte sie zurück. »Au, verflixt, Sie haben recht, Monsieur. Die fühlt sich anders an.«
»Wie denn?«
»Weiß ich auch nicht.« Sie schaute mich an und verzog dabei die Mundwinkel. »Wenn es nicht so komisch wäre, wurde ich sagen, wie… wie …«
»Rede schon.«
»Ja, wie Haut!«
Lisa hatte das ausgesprochen, was ich dachte. In der Tat war mir nach längerem Tasten ebenfalls der Verdacht gekommen, es hier mit einer Haut zu tun zu haben. Wenn es stimmte, war das grauenvoll.
Auch Lisa hatte der Schock getroffen. Wahrscheinlich bekam sie Angst vor ihrer Courage, denn sie war einen Schritt zurückgewichen und schüttelte sich. »Das kann ich einfach nicht glauben«, hauchte sie. »So etwas tut meine Mutter doch nicht.«
Ich schwieg zu dieser Vermutung und fragte statt dessen. »Wie sind denn die Bilder oben?«
»Das ist eine normale Leinwand.«
»Und die fühlt sich auch anders an?«
»Klar. Rauh, nicht so glatt wie hier. Man könnte meinen, die Haut wäre eingeölt worden.« Und dann sagte sie etwas, das mir einen Schauer über den Rücken trieb. »Vielleicht ist das sogar die Haut von einem Menschen!«
»Lisa!« fuhr ich sie an. »Um Himmels willen, beherrsche dich. Nein«, ich drehte mich wieder der Leinwand zu. »Hier ist einiges im…«
»John, da!«
Dir Ruf ließ mich herumfahren. Lisa stand in angespannter Haltung auf dem Fleck. Sie hatte den Arm ausgestreckt, wies auf die normale Treppe, ich schaute ebenfalls hoch, sah aber nichts.
»Da ist doch nichts«, erklärte ich lächelnd, doch sie schüttelte den Kopf.
»Ich… ich habe ihn gesehen, John!«
»War es wieder der Teufel?«
»Nein, diesmal nicht. Es war… es war.« Sie holte ein paarmal Luft. »Eine komische Gestalt in einer Kutte. Sie sah aus wie ein Mönch!«
Nach dieser Antwort wurde es still. Beide schwiegen wir. Und diese Stille wurde plötzlich von einem knackenden und gleichzeitig pfeifenden Geräusch unterbrochen.
Ich schaute hoch.
Über uns, an der Decke, schimmerte etwas Blankes.
Die Schneide einer Axt!
***
Die Absicht war klar. Man wollte uns killen!
Hätte ich eine halbe Sekunde später in die Höhe geschaut, wäre alles zu spät gewesen. So aber konnte ich noch reagieren.
Ich katapultierte mich auf Lisa zu, bekam sie zu packen, schleuderte sie zur Seite, wir beide krachten auf den Boden, und ich begrub sie unter meinem Körper.
Dann fiel das Beil!
Wieder vernahm ich das Pfeifen, und im nächsten Augenblick wuchtete hinter uns etwas zu Boden.
Ich lag längst nicht mehr still, sondern schnellte hoch und drückte Lisa zur Seite.
Sie sah ihn eher als ich und
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