0271 - Die Welt der Körperlosen
Omar Hawks Beine preßten sich gegen den Leib der Echse. Mit den Händen umklammerte er den Großadministrator. Im letzten Augenblick dachte er daran seinen Helm zu schließen.
Etwa fünf Meter hoch war die Schlammwand. Die Tankan schienen sich nicht vor ihr zu fürchten. Im Gegenteil, sie stürmten ihr entgegen, als sie bis auf hundert Meter heran war. Die plump wirkenden Leiber versanken nicht, sondern wurden emporgehoben und sanft wieder abgesetzt. Hinter ihnen brach sich die Wand mit ohrenbetäubendem Dröhnen. Jetzt wußte Omar, warum die Tankan der Flutwelle entgegengelaufen waren.
Die Echsen kehrten nicht wieder auf den Inselkontinent zurück. Zielstrebig wandten sie sich nach Ostnordost, wie sie es mit Perry Rhodan vereinbart hatten. Ihre Pranken schlugen auf angreifende Schlangen ein, kleineres Getier wurde lebendig verschlungen.
Omar und Rhodan schluckten nur ein paar Konzentratkapseln und tranken von ihrem vitaminierten und mit Parabiotika versetzten Wasservorrat. Sherlock dagegen erlegte einen acht Meter langen Schlammolch vom Rücken seines „Reittieres" aus mit einem starken elektrischen Schlag der Zunge.
Die Tankan gurgelten verblüfft, als er die Beute anschließend mit dem Maul packte und mit einem einzigen Sprung auf den Träger zurückkehrte. Danach verzehrte der Okrill gemächlich die besten Stücke; den Rest warf er seinem Tankan zu.
Aber auch die Echsen bewiesen gewaltige Körperkraft. Zwar war der Schlamm des Meeres dünnflüssiger als der Morast der Sümpfe; dennoch hätte ein Mensch darin nur sehr mühselig und nicht lange schwimmen können. Die vier Beine der Tankan jedoch ruderten unermüdlich und ihre Körper bewegten sich mit der Geschwindigkeit von etwa zehn Stundenkilometer vorwärts.
Für Rhodan und Hawk ging es trotzdem viel zu langsam. Aber sie hofften ja nicht, auf diese Weise den Standort der CREST zu erreichen, sondern darauf, daß die Chance, geortet zu werden, auf der Meeresoberfläche weitaus größer sei als unter dem Pflanzendach des Urwaldes.
Diese Hoffnung wurde sehr bald bestätigt allerdings ganz anders, als Perry und Omar es erwarteten...
Wieder einmal war ein Unwetter vorübergezogen. Schon tauchte in der Ferne ein unregelmäßiger Streifen auf: der nächste Inselkontinent.
Da zogen von links plötzlich seltsam gleichmäßige Nebelballungen auf.
Geisternebel...!
Der Okrill richtete sich auf den Hinterbeinen auf und schaute den Nebeln entgegen. Seine großen Augen funkelten. Dem geöffneten Maul entrang sich ein dumpfes Grollen.
Omar Hawks Gesicht wirkte hart und entschlossen, als er seinen überschweren Impulsstrahler aus dem Gürtelhalfter zog.
„Ich schlage vor, wir wehren uns Rücken an Rücken, Sir", flüsterte er Rhodan zu. „Hier gibt es kein Ausweichen für uns."
„Einverstanden!" erwiderte der Großadministrator. „Wir müssen auf jeden Fall verhindern, daß man uns wieder auf irgendeine einsame Insel teleportiert. Seltsam, daß die Nebel ausgerechnet jetzt auftauchen!"
Auch dem Oxtorner kam das eigenartig vor. Gewiß, die Begegnung mochte rein zufällig sein, aber dieser Zufall war im ungünstigsten Augenblick eingetreten.
Wurden die Geisterwolken vielleicht gesteuert...? Die Tankan schienen keine Furcht zu empfinden.
Sie reagierten auch nicht auf die warnenden Zurufe Hawks, sondern schwammen ruhig und gleichmäßig auf dem alten Kurs weiter.
Omar setzte sich mit dem Rücken zu Rhodan. Vorsichtshalber hakte er einen Karabinerhaken seines Gürtels in den Kreuzgurt des Großadministrators. So konnten sie wenigstens nicht getrennt werden.
Danach befahl er dem Okrill, die Geisterwolken mit elektrischen Schlägen zu bekämpfen.
Die Wolken waren unterdessen auf etwa hundert Meter herangekommen. Einige von ihnen senkten sich über die vordersten Tankan, hüllten sie ein - und dann verschwanden die Echsen.
Als die lebenden Fiktivtransmitter auf fünfzig Meter heran waren, eröffneten Rhodan und Hawk das Feuer. Die getroffenen Nebel leuchteten in schillerndem Blau, setzten ihren lautlosen Flug jedoch fort.
Mehr und mehr Tankan verschwanden.
Es war schon fast zu spät, als die Menschen erkannten, wie sie den Wolken beikommen konnten.
Danach schossen sie mit engster Bündelung. Jetzt zeigte sich die erste durchschlagende Wirkung. Die nadelfeinen, aber hochenergetischen Impulsstrahlen rissen Lücken in die Geisterwolken. Die getroffenen Gebilde trieben hilflos schwankend ab. Einige sanken auf die Oberfläche des Schlammeeres, verloren ihre Form
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