0272 - Um null Uhr schnappt die Falle zu
beides schwere Laster. Der eine brachte Gemüse nach New York. Der Wagen kam aus Depon, befuhr aber die Strecke nicht regelmäßig. Der Fahrer konnte sich nicht erinnern, ob .er vor vierzehn Tagen auch hier vorbeigekommen war.
»Müssen Sie bei meiner Firma feststellen«, erklärte er gelassen. »Sie hat die Frachtpapiere.« Er nannte uns den Namen.
Das zweite Fahrzeug war ein Wagen mit Steinen, der aus Port Jervis kam. Wir erfuhren, dass diese Transporte erst seit acht Tagen durchgeführt wurden.
Wir fröstelten in der Morgenkühle.
»Da kommt wieder einer«, sagte Phil und zeigte in Richtung Sufferin.
Der Wagen, der mit mittlerem Tempo anrollte, war ein blauer Rambler-Lieferwagen. Ich stellte mich auf die Straße und gab dem Fahrer das Haltesignal.
Der Rambler verminderte sein Tempo, sodass ich glaubte, der Fahrer würde stoppen. Stattdessen gab er plötzlich Gas. Der Schlitten schoss direkt auf mich zu.
»Achtung!«, brüllte Phil.
Aus dem Stand heraus rettete ich mich mit einem mächtigen Sprung. Ich spürte den Luftzug des vorbeizischenden Autos, geriet von den Füßen und landete im nassen Gras des Straßengrabens. Leicht angefeuchtet sprang ich auf. Phil rannte schon in Richtung Feldweg, auf dem wir meinen Jaguar abgestellt hatten. Ich spurtete, und wir erreichten meinen Wagen gleichzeitig.
Ich ließ den Motor anspringen, gab Gas, schaltete, bugsierte den Jaguar auf die Staatsstraße und gab Gas.
Der Rambler war aus unserem Blickfeld entschwunden, aber für einen Jaguar ist ein Rambler-Lieferwagen nicht mehr als eine Schildkröte für einen gut trainierten Hasen. Innerhalb von drei Minuten hatten wir so weit aufgeholt, dass wir die blaue Rückfront des Ramblers wieder vor uns sahen. Die Mühle fuhr mit Vollgas, aber das nützte ihr nichts.
Ich nahm das Gas weg, als beide Fahrzeuge auf gleicher Höhe lagen, Phil beugte sich weit heraus und brüllte dem Fahrer zu: »Stopp, du Idiot! FBI! Verstehst du? FBI!«
Der Fahrer des Ramblers sah starr geradeaus. Ich bugsierte den Jaguar noch ein paar Daumenbreiten näher heran, und jetzt packte den Knaben offenbar die Angst. Er nahm den Fuß vom Gas, winkte ängstlich mit der Hand und bremste.
Ich stieg ebenfalls auf die Bremse. Beide Wagen kamen praktisch nebeneinander zum Stehen. Phil war als Erster draußen, riss die Tür des Ramblers auf und fauchte den Mann an: »Steigen Sie aus!«
Er krabbelte aus seinem Schlitten. Es war ein magerer Kerl mit faltigem Gesicht, spärlichen, fahlen Haaren und einer buckligen Stirn.
»Warum halten Sie nicht beim offiziellen Stoppsignal?«, fragte Phil.
Der Fahrer des Ramblers steckte in einem blauen Overall. Seine Hände zitterten.
»Ich dachte…«, stotterte er. »Ich hielt euch für schräge Typen. Hatte Angst.«
»Und das Signal?«
Der Mann erholte sich. Er musterte uns aus seinen kleinen Augen, die so unruhig waren wie Schlangenzungen.
»Ich hielt das für einen Trick.«
»Okay, es war kein Trick«, knurrte Phil. »Wir sind FBI-Beamte. Hier ist der Ausweis.«
Die Erholung des Mannes ging schlagartig zum Teufel. Seine Hände zitterten wieder.
»Wie heißen Sie?«
»Shandy Anderson.«
»Wohin fahren Sie?«
»Zur Molkerei von Port Jervis. Ich hole dort Milch. Ich habe einen Drugstore in Booth Village.«
»Ich nehme an, Sie fahren jeden Tag, nicht wahr?«
»Fast jeden Tag.«
»Immer um die gleiche Zeit?«
»Ungefähr!«
»Am 4. passierte auf dieser Straße ein Unfall. Waren Sie…«
»Ich weiß schon, wovon Sie sprechen, Mr. G-man«, unterbrach Anderson. »Aber genau an dem Tag war ich nicht unterwegs. Mein Wagen hatte eine Panne, kaum dass ich ihn aus der Garage geholt hatte. Ich war froh, dass ich gerade damit noch bis Booth Village zurückkam. Sie können bei der Molkerei nachfragen. Ich holte an dem Tag keine Milch.«
»Welche Art Panne war es?«
»Das Kupplungsseil riss. Ich habe es noch am gleichen Tag selbst repariert.«
Phil hatte bis zu diesem Augenblick das Verhör geführt. Ich mischte mich ein. »Mr. Anderson, mir kommt ihr Gesicht bekannt vor. Leider bringt es der Beruf so mit sich, dass bekannte Gesichter meistens Leuten gehören, mit denen wir schon einmal aneinandergeraten sind. Los, Anderson, helfen Sie mir auf die Sprünge. Sie wissen, dass wir es auf jeden Fall herausbekommen, wenn wir anfangen, im Archiv zu wühlen.«
Shandy Anderson ließ den Kopf sinken.
»Ich habe für die Trenard-Gang gearbeitet«, sagte er leise.
»Richtig! Der Verein flog vor sechs oder sieben Jahren auf.
Weitere Kostenlose Bücher