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0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

Titel: 0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie (1 of 2)
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die ihn ansahen, zeigten nur unpersönliches sachliches Interesse.
    »Also gut«, nickte der Junge und ließ die Schultern kraftlos hängen. »Ich geb’s zu. Ich war hier drin. Aber ich habe sie nicht umgebracht. Himmel, warum hätte ich es denn tun sollen. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen habe…«
    Tiefes Schweigen breitete sich aus. Aus Alfs Pfeife kräuselten sich Rauchwölkchen. Die Deckenbeleuchtung war eingeschaltet und erfüllte den ganzen Raum mit Licht.
    »So, so«, brummte Alf. »Du warst also hier. Als wir heute Nachmittag alle Schüler und Lehrer baten, uns jede Kleinigkeit mitzuteilen, die mit Honda Queal zusammenhängt oder auch nur Zusammenhängen könnte, da fiel dir das nicht ein. Warum nicht? Hattest du ein schlechtes Gewissen?«
    »Quatsch!«, knurrte der Junge. »Ich war es nicht, und warum sollte ich dann ein schlechtes Gewissen haben?«
    »Warum hast du uns dann verschwiegen, dass du wenige Minuten vor Honda Queals Tod noch mit ihr gesprochen hast?«
    Alfs Stimme war schneidend. Der Junge fuhr zusammen und duckte sich unwillkürlich.
    »Ich hatte Angst, dass ihr mir die Sache in die Schuhe schieben würdet«, gestand Bill Ranger. »Aber ich war es nicht! Ich war es nicht, ich war es nicht! Ich sah, dass sie hier reinging, und da bin ich ihr eben nachgegangen. Ich - also verdammt, ja, ich habe sie für heute Abend ins Kino eingeladen.«
    »Hat sie angenommen?«
    »No. Sie war nett, aber sie lehnte ab. Sie hätte keine Zeit. Ich versuchte, sie umzustimmen, aber sie blieb bei der Ablehnung.«
    Alf verriet mit keinem Wimpernzucken, was er dachte. Aber wenn der Junge zugab, dass er einen Korb bekommen hatte, sprach einiges dafür, dass er, nicht der Täter war. Nur der Mörder konnte ein Interesse daran haben, keine Unstimmigkeit zwischen sich und dem Mädchen zuzugeben.
    »Wie lange hast du mit ihr gesprochen?«
    »Höchstens drei Minuten. Vielleicht auch nur zwei. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Und du bist dann allein wieder hinausgegangen?«
    »Ja. Ich merkte, dass sie auf jemand wartete. Und ich kam mir blöd vor mit dem Korb, den sie mir gegeben hatte. Da ging ich eben wieder hinaus. Natürlich war ich ärgerlich. Ich hatte sogar eine Mordswut im Bauch. Aber was sollte ich machen, da sie nicht wollte?«
    »Bleiben wir noch einmal bei dem Zeitfaktor«, murmelte Alf. »Sie sind sicher, dass es höchstens drei Minuten waren, die Sie in diesem Zimmer zubrachten?«
    »Es waren höchstens drei Minuten«, wiederholte der Junge überzeugt.
    »Demnach haben Sie diesen Raum um 3.20 Uhr wieder verlassen?«
    »Ja.«
    »Hat Sie jemand gesehen, als Sie hier herauskamen?«
    Der Junge stutzte, runzelte die Stirn und rief plötzlich: »Aber ja! Dass ich daran nicht gedacht habe! Mister Willies stand ja im Flur, als ich hier rauskam. Der Direktor!«
    »Wo stand er?«
    »Mitten im Flur.«
    »Wie weit von dieser Tür entfernt?«
    »Na, vielleicht sechs Schritte. Oder acht.«
    »Ist es möglich, dass er etwas von Ihrem Gespräch mit Honda Queal gehört hat?«
    Der Junge zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Wir haben bestimmt nicht übermäßig laut gesprochen, aber ich habe es noch nicht probiert, wie schalldicht die Türen sind. Es käme auf einen Versuch an. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Lassen wir das. Was haben Sie getan, als Sie den Direktor sahen?«
    »Was sollte ich schon tun? Ich bin an ihm vorbeigegangen zur Treppe. Es ist doch nicht verboten, einen Lesesaal zu betreten. Die sind ja extra für uns eingerichtet.«
    »Wir werden natürlich Ihre Aussagen Mister Willies vorlegen.«
    »Na klar! Da werden Sie ja hören, dass ich die Wahrheit gesagt habe!«
    »Bitte, gehen Sie ins Nebenzimmer, Mister Ranger«, sagte Alf. »Ich werde Sie in einer halben Stunde noch einmal brauchen.«
    »Okay«, sagte der Junge und verließ den Raum.
    Alf schob den Tabak in seiner Pfeife mit einem Stopfer zusammen, entzündete ihn wieder und paffte nachdenklich ein paar Rauchwolken vor sich hin. Dann stand er auf und sagte: »Nat, suche bitte den Direktor! Ihr habt ja gehört, worum es geht. Fragt ihn, ob er sich an die Begegnung mit Ranger erinnert, wenn sie wirklich stattgefunden hat. Aber haltet den Direktor auf jeden Fall zwanzig Minuten hier fest, ohne dass es ihm auf fällt.«
    »Was hast du vor, Alf?«
    »Ich will mich unterdessen mal ein bisschen im Zimmer des Direktors umsehen. Wir müssen schließlich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Okay.«
    ***
    Sie gingen zusammen hinaus.

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