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0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

Titel: 0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie (1 of 2)
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»Aber wie ging es denn nun weiter? Schließlich ist er der Tote und nicht du! Wie kommt das?«
    Ich machte es kurz, weil er mir auf die Nerven fiel. Als ich fertig war, leuchtete Ungläubigkeit aus seinem Vollmondgesicht.
    »Also das Messer ist ganz zufällig in seine Brust gefahren?«
    »So ungefähr. Er muss hineingestürzt sein, als wir beide durch die Bude segelten, weil er sich vom Schrank wegstieß.«
    »Du hast es ihm natürlich nicht in die Brust gestoßen?«
    »Nein. Lebend wäre er mir viel lieber gewesen.«
    »So. Und warum?«
    »Weil ich ihn dann hätte fragen können, warum er mich überhaupt umlegen wollte.«
    »Ach, das weißt du nicht?«
    »Ich habe nicht die blässeste Ahnung.«
    Er stemmte sich hoch. Sein Gesicht wurde krebsrot und dann schrie er zwei Minuten lang auf mich ein. Ich sollte ihn nicht für dümmer halten, als er wäre. Ich fragte mich, ob das überhaupt möglich sei. Das Lügenmärchen, fuhr er fort, das ich ihm da aufgetischt hätte, würde die Mordkommission mit dem kleinen Finger zerfetzen. Ich, ich ganz allein, hätte den Mann umgebracht, und dafür würden sie mich auf dem elektrischen Stuhl bringen.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Aber vorher rufen Sie bitte diese Nummer an.«
    Ich sagte ihm eine Nummer, die in keinem Telefonbuch stand.
    »Was ist das für eine Nummer?«, schnappte er. »Wem gehört der Anschluss?«
    »Mister High«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »High? Nie gehört! Wer ist das?«
    »Der Chef vom FBI-Distrikt New York.«
    Er klappte den Unterkiefer herab und vergaß, ihn wieder hochzuklappen. Eine ganze Weile starrte er mich sprachlos an. Dann wälzte er das dicke Telefonbuch von Manhattan.
    »High, FBI-Chef, steht nicht drin«, röhrte er wütend.
    »Das hätte ich Ihnen vorher sagen können«, erwiderte ich ungerührt. »Es ist eine Geheimnummer. Und ich rate Ihnen, die Nummer schnellstens wieder zu vergessen.«
    Er brüllte wieder ein bisschen. Dann erschienen die Jungs von der Mordkommission. Der Detective-Lieutenant kam auf mich zu und brummte: »Sagen Sie mal, Drechsel, kennen wir uns nicht irgendwoher?«
    Natürlich kannten wir uns irgendwoher. Wir hatten schon ein paar Mal miteinander zu tun gehabt. Allerdings hatte ich dabei jedes Mal wie ein zivilisierter Mensch ausgesehen und nicht wie ein Strolch. Abgesehen von dem nun schon bald fünf Tage alten Bart, hatte ich eine Menge blaue und rote Flecken im Gesicht. Überwältigend war die Ähnlichkeit mit meinem früheren Aussehen nicht mehr.
    »Keine Ahnung, Sir«, sagte ich. Ab und zu muss man als G-man lügen, das ist nun einmal so.
    Beim Klang meiner Stimme stutzte er. Der Sergeant am Pult räusperte sich. Der Lieutenant wandte sich ihm zu. Mr. Vollmond gab die Geschichte von der Geheimnummer zum besten.
    Der Lieutenant presste die Lippen aufeinander und verbiss sich ein Lachen.
    »Wir können es ja mal versuchen«, brummte er. »Wählen Sie die Nummer, Sergeant, und erzählen Sie, was unserem lieben Freund Drechsel passiert ist.«
    Der Sergeant verstand die Welt nicht mehr, aber er machte sich gehorsam an die Arbeit. Als er nach zwei Minuten den Hörer wieder auf die Gabel legte, hatte er nur noch eisige Verachtung für mich.
    »Es stimmt, Sir«, sagte er. »Das war der FBI-Boss von New York. Er sagt, wir sollten den Kerl wieder laufen lassen. Drechsel wäre harmlos und würde bestimmt niemand umlegen.«
    »Er war’s ja auch wirklich nicht«, brummte der Lieutenant. »Die Spuren bestätigen seine Angaben 42 hundertprozentig. Aber wieso kennt der FBI-Boss so eine verkommene Type?«
    Der Sergeant sagte mit verächtlichem Blick auf mich: »Er ist einer von diesen Achtgroschenjungen, Sir, die dem FBI ab und zu mal einen Tipp geben. Ein Spitzel, Sir, der vom Verrat lebt. Deswegen stinkt es hier drin so!«
    Ich ließ mich geschlagen auf die Holzbank für Besucher fallen.
    ***
    Als ich in mein Zimmer zurückkam, wurde ich von Mrs. Lindner empfangen, die dabei war, mein Bett frisch zu überziehen. Ein großer nasser Fleck auf dem billigen Teppich verriet, dass sie bereits versucht hatte, das Blut auszuwaschen. Mr. Lindner hockte im Sessel, rauchte eine Zigarette und blickte mürrisch drein.
    »Ah, da sind Sie ja wieder, Sammy«, brummte er, als ich reinkam. »Ich möchte mich gern mit Ihnen eine Minute unterhalten. Wollen wir rüber in die Küche gehen und uns dabei eine Tasse Kaffee machen? Es lohnt sich doch nicht mehr, noch einmal ins Bett zu klettern. Immerhin ist es schon bald halb sechs. In einer Stunde

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