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0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

Titel: 0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie (1 of 2)
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schneller wieder zurück. Er hatte schon ausgeholt und stieß zu.
    Meine Hände erwischten seinen Unterarm. Ich warf mich herum, duckte mich und zog. Er brüllte. Das Messer 62 flog in hohem Bogen durch die Luft. Ich ließ ihn los und drehte mich wieder um.
    Er trat nach mir und erwischte mich seitlich im Bauch. Es war nicht angenehm. Als er es noch einmal versuchte, packte ich seinen Schuh. Er krachte zu Boden.
    Aber der Kerl war zäh. Er sprang wieder hoch und ging von Neuem auf mich los. Ich hatte genug von dem ungleichen Spiel. Er mochte ein bisschen prügeln können, für den Bedarf im College oder an einer Straßenecke. Für einen G-man war er kein Gegner.
    Ich ließ ihm Gelegenheit, einen rechten Haken abzuschießen. Da ich mitging, traf er mich rechts vom Kinn. Aber eine Zehntelsekunde danach trieb ihn meine Linke auf die nötige Distanz. Und ehe er begriff, was vor sich ging, explodierte meine Rechte an seiner Kinnspitze, bildschön auf dem Punkt.
    Er wurde eine Idee angehoben. Seine Augen verdrehten sich und bekamen einen glasigen Ausdruck. Wie eine Korkenzieherspirale schraubte er sich zu Boden und klatschte auf die Lichtung.
    »Okay«, sagte ich laut in die Sträucher hinein. »Bringt ihn weg!«
    Zwei Kollegen krochen aus ihrem Versteck heraus. Der eine grinste.
    »Entschuldige, Jerry, dass wir nicht eher gekommen sind. In der Aufregung haben wir es ganz vergessen.«
    Ich grinste zurück.
    »Entschuldigt, dass ich euch nicht früher gerufen habe. In der Aufregung muss ich es ganz vergessen haben.«
    Sie knieten neben dem Burschen nieder. Ich sah, wie sie anfingen, sein Gesicht zu tätscheln. In ein paar Minuten würde er bestimmt zwischen ihnen gehen können. Obgleich ihm das bestimmt nicht gefiel.
    Ich drehte mich um und ging aus dem Park hinaus und zurück zu der Ecke, wo ich gestern schon gestanden hatte. Zu der Ecke, von wo aus man eine gewisse Verandatür sehen konnte. Die Verandatür des Lesesaales im College. Jene Tür, durch die gestern Nachmittag gegen halb vier eine Mörderin gekommen war.
    Als sie gestern kam, hatte ich von dem Mord noch nichts wissen können. Aber die Mörderin war, als ich sie sah, sich darüber im Klaren, dass ich sie gesehen haben musste. Sobald die Zeitungen die Einzelheiten veröffentlichten, bestand für sie die Gefahr, dass ich mich erinnern könnte und der Polizei beschrieb, wen ich zu der fraglichen Zeit aus der fraglichen Tür hatte herauskommen sehen. Ich war zufällig ein Augenzeuge vom Fluchtweg des Mörders geworden.
    Deshalb hatte mich in der Nacht der Killer aufgesucht. Ich musste beseitigt werden, damit ich den Mörder nicht ans Messer liefern konnte. Ober besser: die Mörderin.
    ***
    Aber die Sache mit dem Killer klappte nicht. Dafür schrieb ich frühmorgens meinen Bericht. Ohne dass ich die leiseste Ahnung von der Bedeutung meiner Beobachtung gehabt hätte, erwähnte ich sie dennoch in dem Bericht. Aus einem einzigen Grund: Ein G-man lernt jahrelang immer und immer wieder, dass die kleinste Einzelheit der letzte Mosaikstein sein könnte, der gerade noch gebraucht wird. Und folglich nimmt er es genau. Selbst mit den unwesentlichsten Dingen.
    Ich hatte es auch getan. Und da konnte Mr. High dann lesen, wer die Mörderin war, die aus der Verandatür des Lesesaales gekommen war.
    Als ich an der Ecke stand, blickte ich auf die Uhr. Es war sechsundzwanzig Minuten nach drei. Um halb vier war für die Mörderin der Unterricht zu Ende. Dann musste sie jeden Augenblick kommen.
    Sie kam um vier Uhr siebenunddreißig.
    Sie trug modische Schuhe mit bleistiftdünnen Absätzen. Von den schlanken Hüften her bauschte sich ein dicker Rock mit aufgestickten großen Blumen. Darüber trug sie eine weiße Bluse. Lose über den Schultern lag eine Strickjacke. Sie sah frisch und knusprig und unschuldig aus wie der Frühling selbst.
    Aber sie war eine Mörderin. Darüber konnte auch die Jung-Mädchen-Frisur nicht hinwegtäuschen, der bei jedem Schritt auf und nieder wippende Pferdeschwanz ihres seidigen blonden Haares. Ich ging ihr langsam entgegen. Als sie die zum College gehörende Grünfläche noch nicht ganz verlassen hatte, erkannte sie mich. Sie blieb wie angewurzelt stehen.
    Ich ging langsam auf sie zu. Je näher ich kam, desto deutlicher sah ich die steile Falte über ihrer Nasenwurzel.
    »Ja, ich lebe noch«, beantwortete ich die stumme Frage in ihren Augen. »Der Killer hat es nicht geschafft.«
    Noch zwei oder drei Sekunden stand sie wie angewurzelt. Dann warf sie ihre

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