0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
musste…
***
Michael Artner freute sich. Er hatte es ja nicht zugeben wollen, aber seine Angst war doch sehr mächtig gewesen, und deshalb folgte bei ihm das große Aufatmen, als er mitbekam, wie es dein Pfarrer gelang, den Spuk zu vernichten.
Der junge Mann glaubte einfach nicht daran, dass diese schrecklichen Geister noch einmal zurückkehren würden. Das Kreuz hatte sie nicht nur gebannt, sondern auch zurückgestoßen.
Er konnte aufatmen und sich in den Trubel stürzen. Froh wurde er zwar nicht, aber er ging davon aus, dass ihm der Rummel dabei half, die Schrecken zu vergessen.
Er wurde von einigen Jugendlichen begrüßt. Man fragte ihn auch nach den gespenstischen Reitern, denn ihr Auftauchen hatte sich in Windeseile herumgesprochen.
»Alles Bluff«, erklärte Michael. »Es gibt diese komischen Reiter überhaupt nicht.«
»Aber die sind doch…«
»Schmarren!« Michael winkte ab und ließ die Frager stehen.
Er kannte auch einige Mädchen. Die meisten kamen aus Selb. Mit ihnen wollte er heute nicht viel zu tun haben. Er hatte ein Auge auf eine Blondine geworfen, die aus dem Nachbardorf stammte. Den ersten Blickkontakt hatte es zwischen ihnen im Dorf gegeben, und er hoffte, dass er die Kleine auch fand.
Michael hatte Glück. Er sah sie an den Auto-Scootern. Sie lehnte dort an einem Pfosten. Nur den Rücken konnte er erkennen. Sofort ins Auge stach der knallrote Minirock. Er war mehrmals gerafft und reichte knapp über die Oberschenkel. Dazu trug die Kleine ein Sonnentop mit schmalen Trägern. In der Farbe ähnelte es frisch gefallenem Schnee. Das Haar hatte sie kurz geschnitten. So wie der Plattenstar Nena. Die Sängerin schien ihr großes Vorbild zu sein.
Im Moment jedoch lauschte sie völlig entrückt der neuen Scheibe von Klaus Schilling, bei dem es ein Alarmsignal gab, weil die Wüste brannte.
Michael Artner trat dicht hinter das Mädchen und legte seine Fingerspitzen auf die nackte Schulter.
Die Kleine erschrak so heftig, dass sie herumfuhr, auf der Stufe abrutschte und genau in die auffangbereiten Arme des Michael Artner fiel, dem nichts Besseres hätte wiederfahren können, denn er spürte sofort, dass bei ihr die Rundungen an den richtigen Stellen saßen und sie unter dem dünnen Sonnentop auch keine Stütze brauchte.
»Mann, Susi, bist du immer so schreckhaft?«
Aus grüngrauen Augen funkelte sie ihm ins Gesicht. »Ich heiß nicht Susi, sondern Uschi und lasse mich nicht auf so eine dumme Art anmachen. Klaro?«
»Alles paletti«, grinste Michael und ließ sie los. »Dabei wollte ich dich gerade einladen.«
Sie zog einen Flunsch. »Auto-Scooter? Nichts da.«
»Und die Schlangenbahn?«
»Lässt du sonst noch was springen? Ich hörte, dass du ganz schön Schotter haben musst.«
»Nicht ich, mein Alter.«
»Ist er geizig?«
»Heute nicht.«
Über das Gesicht des Mädchens huschte ein Lächeln. Sechzehn war Uschi. Sie wusste, dass sie gut aussah und die Jungs um den Finger wickeln konnte. Als Verkäuferin arbeitete sie in einer Bäckerei im Nachbarort.
»Und was kommt nach der Schlange?«
Michael stemmte die Arme in die Hüften. Dann ließ er seinen Blick über die Figur des Mädchens gleiten. »Das kommt auf dich an.«
»Angst hast du nicht, wie?«
»Vor wem?«
»Vor diesen komischen Gestalten, von denen ich gehört habe. Die Leute erzählen ja davon.«
Artner winkte ab. »Die kannst du vergessen.«
»Dann stimmt das alles nicht?«
»Das schon, aber wir haben einen Pfarrer. Und der hat sie vernichtet.«
»Respekt, Respekt…«
Michael ging zum Angriff über. Er legte seinen Ann um Uschis Schulter. »Dann komm mal mit.«
Uschi presste ihren Körper gegen den des jungen Mannes. Sie wusste genau, wie man einen richtig scharfmachte und anheizte. Michael ging auch auf das Spiel ein. Er hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde. Vielleicht lag es am Wetter. Die Sonne schien auch das Blut der Mädchen anzuheizen.
Die beiden näherten sich der Schlangenbahn, und der Betrieb nahm zu. Manch neidischer Blick eines Freundes oder Bekannten traf Michael, denn Uschi war spitze.
Der junge Mann sonnte sich in seinem Besitzerstolz. Dabei ahnte er nicht, dass es Uschi nur darauf ankam, freigehalten zu werden. Abends würde sie klammheimlich verschwinden.
Rechts und links der rasenden Schlange führten beide Holztreppen in die Höhe. An den Seiten wurden sie durch ein Geländer gesichert. Dagegen lehnten sich die Jugendlichen, rauchten, schauten dem rasenden Kreisel zu, hörten die
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