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0276 - Ghouls in der Stadt

0276 - Ghouls in der Stadt

Titel: 0276 - Ghouls in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeit würde Nicole haben, einzukaufen und Zamorras Kontostand zu verringern. Mit untrüglicher Sicherheit fand sie immer die Textilien, die bei einem Minimum an Stoff ein Maximum an Kaufpreis erforderten.
    Aber wenn sie diese Fetzchen trug, sah sie meist so hinreißend schön aus, daß Zamorra ihr nachträglich alle Sünden verzieh.
    »Gleich drei Uhr«, brummte Zamorra ungnädig, als endlich das letzte Hinweisschild auf Fleury vor ihnen auftauchte. In der Ferne sah er bereits den bewaldeten und umgrünten Friedhof auf der kleinen Anhöhe; dahinter lag der Ort selbst. Zamorra verlangsamte das Tempo und zog den schweren Mercedes in eine weit geschwungene Kurve. Hier, endlich am Ziel ihrer Fahrt, waren sie allein auf der Straße.
    Nicole streckte die Arme vor, spreizte die Finger und berührte die Windschutzscheibe. »Wird auch langsam Zeit«, maulte sie. »Ich werde vorn langen Sitzen schon fast wund. Wir hätten doch den Cadillac nehmen sollen.«
    »Du hättest auch nicht unbedingt schwarzes Leder tragen sollen, dann wärst du noch lange nicht wund«, lästerte der Professor.
    Worauf Nicole wieder am Reißverschluß zu ziehen begann und ihn auf Halbmast setzte.
    »Mach mich nicht schwach«, seufzte Zamorra. »Ich muß auf die Fahrbahn achten und …«
    Weiter kam er nicht. Denn da passierte es schon.
    Von einem Moment zum anderen war eine Gestalt vor dem immer noch schnell fahrenden Wagen auf der Straße. Wie der Mann, oder was auch immer es sein mochte, dorthin gekommen war, konnte Zamorra nicht begreifen. Er trat die Bremse voll durch. Das Anti-Blockiersystem verhinderte zwar ein Ausbrechen des Wagens, aber Zamorra sah, daß es nicht reichte. Also zwang er den Mercedes mit einem kräftigen Tritt auf die Feststellbremse zum Ausbrechen. Die Reifen kreischten, als der schwere Wagen sich querstellte, auf den Graben zuraste und wieder herumgerissen wurde. Die beiden Insassen wurden in die Gurte gepreßt. Der Mercedes schleuderte und stellte sich endgültig quer. So kam er zum Stillstand. Dennoch gab es am Heck einen dumpfen Schlag.
    Oh Gott, dachte der Professor entsetzt, ich hab’ ihn erwischt!
    Er schaltete den Motor ab. Nicole hing totenblaß im Sessel. Zamorras Hand glitt zum Gurtschloß. Dann stieß er die Wagentür auf.
    Im gleichen Moment sprang ihn jemand an. Auf der anderen Seite wurde die Beifahrertür von außen aufgerissen. Verwesungsgestank verpestete jäh die Luft. Grünlich-gelbe Arme faßten zu, Krallen bohrten sich in den Stoff von Zamorras weißem Anzug. Er wurde förmlich aus dem Wagen gehebelt und flog durch die Luft. Kräftige Arme fingen ihn auf. Ein heftiger Schlag traf ihn in der Leibesmitte und ließ ihn aufstöhnend zusammensinken. Wie durch Watte hörte er Nicole schreien. Er stürzte zu Boden. Klauen fetzten seinen Anzug auf, sein Hemd …
    Dann erkannte er, wer seine Gegner waren. Ghouls!
    Ghouls, die bei Tage aktiv wurden! Ghouls, die ihm eine Falle gestellt hatten! Sie mußten irgendwoher gewußt haben, daß er kam, hatten ihm hier aufgelauert. Unversehens mußten sie aus dem Straßengraben gesprungen sein.
    Er sah die quallig-wabernden Massen über sich, die scharfen, stahlharten Krallen und die aufgerissenen Mäuler mit den nadelscharfen Zähnen. Und wenn auch Ghouls im Grunde nur Aasfresser waren – nichts würde ihnen leichter fallen als aus Zamorra eine Leiche zu machen …
    Das also war das Ende seines langen Weges …
    ***
    Nicole stand noch unter der Schockwirkung des Unfalls, als sie unversehens aus dem Wagen gezerrt wurde. Krallen hakten sich in das schwarze Leder, wollten sich in ihre Haut bohren. Sie schlug und trat um sich, war aber noch zu verwirrt, um sich richtig wehren zu können. Sie hörte immer noch den dumpfen Schlag des Aufpralls und glaubte, daß Zamorra einen Menschen angefahren habe – das Schlimmste, was einem Autofahrer passieren kann. Daß das hier alles keine Menschen waren, begriff sie erst, als es zu spät war.
    Sie sah Ghouls um sich herum, sah Zamorra auf der anderen Fahrzeugseite zu Boden gehen. Sie dachte an die Kombiwaffe im Handschuhfach. Wenn sie die erreichte …
    Jetzt begann sie gezielte Karateschläge einzusetzen und schuf sich sekundenlang Raum. Sie hatte dabei den Vorteil, daß die Ghouls in ihr eine Frau und damit ein hilfloses Opfer sahen, nicht aber eine wehrhafte Amazone. Es gelang ihr, sich loszureißen und sich wieder in den Wagen zu werfen. Schleimige Krallenhände packten nach ihren Beinen, zogen sie wieder nach draußen, aber

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