0277 - Im Penthouse der Angst
Männer um sich versammelt, damit sie ihm dienten, und sie waren ihm hörig, denn er besaß die Macht. Sie konzentrierte sich in dem Zauberfetisch, den er am Gürtel trug. Einen schwarzen armdicken Stab mit zahlreichen Federn geschmückt, die dem Gefieder der afrikanischen Höllenvögel entrissen worden waren. In jeder Feder steckte eine gewisse Kraft, die Menschen völlig verändern konnte. Wer mit diesen Federn in Berührung kam, wurde zu Shokastas Diener und mußte ihm gehorchen, ob er wollte oder nicht.
Zwei wollten nicht.
Shokasta hatte sie getötet, obwohl er selbst keine Hand angelegt hatte.
Und einen dritten hatte er umbringen lassen. Craig Midland, den Hausmeister. Dieser Mann hatte als einziger innerhalb des Gebäudes bemerkt, daß etwas nicht stimmte und Dinge in Gang gesetzt worden waren, die gefährlich werden konnten.
Und er hatte es verraten, denn es waren Männer gekommen, die mit dem Spuk aufräumen wollten.
Das konnte Shokasta nicht zulassen.
Denn er war das Haus auf dem Dach, und das Dach war er. Shokastas Geist lebte dort, während er selbst hier unten im Keller saß und durch Gedankenkraft seine Befehle gab. Er spielte mit seinen Dienern, ließ sie sterben oder leben. Shokasta gab ihm die Macht dazu.
Shokasta war überall. Sein Geist durchdrang die Mauer, er hatte Flügel bekommen, um in jeden Spalt und in jede Ritze einzufließen.
Das wußten die acht Diener. Sie hatten erlebt, wie es denjenigen erging, die Shokasta zuerst Treue schworen, um dann abzuspringen. Sie wurden brutal vernichtet, und die Stimme des bösen Geistes imitierte ein altes Kinderlied.
Die restlichen acht Diener saßen in einem Halbkreis vor ihrem Meister. Unverwandt waren ihre hellen Augen auf die mächtige Gestalt gerichtet. Die Blicke klebten förmlich an dem Mund mit den dicken Lippen, und sie forschten nach einer Regung im Gesicht des Götzen.
Früher hatten sie den offenen Terror verbreiten wollen, heute aber waren die Zeiten andere. Doch der Terror war nicht zurückgenommen worden, er spielte sich nur auf einer anderen Ebene ab.
Shokasta sorgte dafür.
»Feinde sind da«, sagte er plötzlich, legte seine schwere Pranke auf den Fetisch und streichelte mit seinen dicken Fingern die Federn. »Ihr werdet die Feinde vernichten.«
Die acht Diener horchten auf. »Ja, Herr«, sagten sie im Chor. »Wir werden alle töten.«
Ein heftiges Zucken durchlief die Gestalt des Shokasta. Sekundenlang geriet der Speck in Bewegung, dann beruhigte er sich wieder, und kaum hörbare Worte drangen aus dem Mund des menschlichen Ungeheuers. »Einer ist oben unter dem Dach«, hauchte er. »Ich spüre ihn. Ich merke, daß er mich sucht, und er gibt nicht auf. Er will nicht aufgeben, er will den Sieg, aber er ist dem Tod geweiht. Mir gehört das Haus oben, ich bin das Haus, in den Wänden wohne und lebe ich. Überall bin ich vertreten, er hat es gemerkt. Jetzt…« Weit riß Shokasta sein Maul auf, und eine rosige Höhle entstand.
Schreie drangen hervor. Wilde, unkontrollierte Rufe, die durch den Kellerraum hallten und Shokastas Körper in einem wahren Beben erschütterten. Seine Diener bekamen Angst um ihn, denn so hatten sie ihn noch nie erlebt, und die Federn an seinem im Gürtel steckenden Fetisch sträubten sich.
Dann sackte er zusammen. Der Oberkörper fiel schwer nach vorn. Es sah so aus, als wollte er den breiten Stuhl, in dem Shokasta seinen Platz gefunden hatte, verlassen. So weit ging er allerdings nicht. Die schon aufgesprungenen Diener brauchten ihren Herrn nicht zu stützen, er fing sich von allein, blieb jedoch in einer gebückten Haltung sitzen und hob nur den Kopf.
Von unten her schaute er seine Diener an, wobei er die Augen verdrehte, damit er jeden einzelnen ansehen konnte. »Ihr müßt gehen«, flüsterte er. »Nehmt die Waffen und tötet ihn. Kreist ihn ein. Laßt ihn nicht mehr entkommen, und kehrt erst zu mir zurück, wenn ihr mir seine Leiche bringt. Habt ihr gehört?«
Acht Diener bewegten stumm nickend ihre Köpfe. Sie hatten verstanden, machten auf der Stelle kehrt und gingen dorthin, wo sie ihre Waffen niedergelegt hatten.
Jeder nahm zwei Teile. Einen dünnen Köcher mit Pfeilen, dazu ein Blasrohr. Beide Dinge fanden ihren Platz an einem breiten Lederarmband, das jeder von ihnen trug.
Tödliche Waffen besaßen sie. Wer von den Pfeilen getroffen wurde, hatte keine Chance.
Er gehörte Shokasta!
Im Gegensatz zu ihrem Herrn und Meister trugen die Diener normale Kleidung. Sie wollten nicht auffallen,
Weitere Kostenlose Bücher