0277 - Im Penthouse der Angst
wütenden Schrei, der aus der Mauer drang, danach war nichts mehr zu sehen.
Auch Suko hielt sich keine Sekunde länger in dem Penthouse auf, als unbedingt nötig war. Er wußte, daß es allein auf ihn ankam, wenn er Shokasta stoppen wollte, der seinen Zorn sicherlich an Sukos Freund John Sinclair auslassen würde…
***
Eiskalt reizte der Inspektor seine Karten aus. Ich stand im Keller, starrte gegen die Decke und drückte meinem Freund beide Daumen, daß er es schaffte.
Suko errang einen Teilerfolg. Die beiden Menschen durften das Zimmer verlassen.
Shokasta hatte nachgegeben.
Ich sah die goldene Pistole in der Hand meines Freundes. Sie konnte zu einem Fluch werden, wenn sie in die falschen Finger geriet, aber auch das Gegenteil trat sehr leicht ein. Ein Segen war sie in der Hand des richtigen Menschen.
Und das war Suko.
Für einen Moment hatte ich die Befürchtung gehabt, daß Shokasta nicht auf seine Forderungen eingehen würde. Suko aber hatte Shokasta »überzeugen« können.
Dann spitzte sich die Lage noch einmal zu, denn weiter wollte der Dämon nicht nachgeben.
Suko mußte sich entscheiden.
Er tat es – und schoß!
Im ersten Augenblick hatte ich das Gefühl, mein Herz würde nicht mehr schlagen. Die Ladung flog aus der Mündung. Sie hieb in die sich allmählich schließende Wand, und auch der Boden oder die Decke verwandelte sich zurück und verlor ihre gläserne Durchsichtigkeit.
Zuletzt hörte ich noch den Schrei.
Es war ein wilder, grauenhafter, markerschütternder Laut, der zuerst stark aufgellte, schwächer wurde und in einem dumpfen Grunzen allmählich verklang.
War Shokasta endgültig und vernichtend getroffen worden?
Ich wußte es nicht, und auch seine Diener nicht. Zum erstenmal geriet Bewegung in sie. Für einen Moment hatte ich die Befürchtung, daß sie schießen würden, doch sie hielten sich zurück. Wahrscheinlich warteten sie auf dir Befehle ihres Herrn und Meisters.
Und der kam.
In den folgenden Sekunden erlebte ich, daß er nicht vernichtet worden war und wieder in sein zweites Ausweichquartier zurückkehrte.
Daß der seltsam breite Steinthron nicht allein zur Zierde herumstand, wußte ich längst. Nun erlebte ich, wie er besetzt wurde.
Shokasta erschien aus dem Nichts.
So jedenfalls sah es aus. Über dem Thron bildete sich zunächst, eine wallende Wolke, die sich so weit ausbreitete, daß sie die Maße dieser Sitzgelegenheit voll einnahm, und ich sah, daß der Thron für Shokasta wie geschaffen war.
Noch immer konnte ich selbst nichts unternehmen, da seine Diener sich bisher nicht gerührt hatten und ihre Blasrohre nach wie vor auf mich zielten.
Der sechsfache Tod würde mich ereilen, wenn ich irgendeinen Fehler beging.
Deshalb blieb ich stehen.
Aber ich beobachtete genau, achtete auf jede Kleinigkeit, wobei ich vor allen Dingen Shokasta im Blickfeld behielt. War er bei seiner Rückkehr ein feinstoffliches Geschöpf gewesen, so änderte sich das nun. Vor meinen erstaunten Augen formte sich aus der unheimlich wirkenden düsteren Wolke die Gestalt des Dämons.
Massig, fett und widerlich sah er aus. Sein Leib bewegte sich, die Speckrollen wackelten, und ich hörte ihn schreien.
Es waren keine normalen Schreie, sondern mehr ein wildes Greinen und Jammern. Etwas mußte ihn furchtbar erwischt und auch mitgenommen haben.
Die Ladung aus der goldenen Pistole.
Erst jetzt, als er sich fast völlig materialisiert hatte, sah ich, was geschehen war.
Trotz der sich schließenden Wand war es Shokasta nicht gelungen, der mörderischen Schleimladung zu entgehen. Sie hatte dort ihr Ziel gefunden, wo sich sein Bauch wie eine Kugel vorwölbte und mich an einen Medizinball erinnerte.
Dort fraß sich die magische Säure bereits weiter. Es war ein Loch entstanden, aus der schwarzer, stinkender Rauch quoll. Stoßweise drangen diese Wolken hervor, als wäre der Körper eine einzige Lunge, und die Wolken verteilten sich innerhalb des Raums.
Shokasta brüllte. Er saß auf seinem Steinthron, und warf sich hin und her. Dabei preßte er seine Massen gegen die seitlichen Lehnen, schrie, greinte und bewegte seinen Kopf hektisch von einer Seite zur anderen.
Starb er?
Seine Diener waren entsetzt. Bisher hatten sie nur Augen für mich gehabt und auf den Mordbefehl ihres Herrn und Meisters gelauert. Nun aber schauten sie ihn an, denn sie begriffen, daß er darum kämpfte, sein unheimliches, dämonisches Leben letzten Endes doch noch zu behalten.
Wie einen letzten Rettungsanker hielt er den
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