0277 - Im Penthouse der Angst
mich wieder an Shokasta erinnert und sein Erbe angetreten. Mit dem Besitz des Fetischs ist auch sein Geist in mich hineingefahren. Daran solltest du denken. Sein Geist und mein Körper. Zusammen bilden wir die Einheit.«
»Und ihr steht gegen uns«, sagte Suko.
»Richtig. Ich habe dich und deinen Freund bewundert. Ihr habt es tatsächlich geschafft, nun aber bin ich an der Reihe, um euch aus dem Leben zu reißen.«
»Dann laß die beiden laufen!« Suko drehte den Kopf und deutete nickend auf die Cramers.
»Weshalb?«
»Sie haben nichts mit dir zu tun. Sie sind nicht gegen dich gewesen, sondern unschuldig.«
»Die Frau weiß zuviel. Sie hat einiges gesehen, das ich nicht gutheißen konnte. Deshalb werden sie ebenso sterben wie du auch, Chinese. Dies ist mein voller Ernst.«
»Und danach?«
»Hole ich mir dir übrigen Menschen in diesem Haus!«
Bisher hatte Valerie Cramer den Worten des Shokasta nur zugehört. Nun konnte sie nicht mehr. Bevor ihr Bruder es verhindern konnte, riß sie sich los.
Jack griff noch nach ihr. Seine Hände faßten ins Leere. Sie rutschten durch die Spitzen ihrer langen Haare, und Valerie war nicht mehr zu halten. In ihrer Erregung tat sie genau das Verkehrte. Sie rannte auf die Wand zu, in der sich dieser widerliche Dämon zeigte.
Mit den bloßen Fäusten wollte sie ihn angreifen und wußte nicht, daß so etwas ihr Todesurteil bedeuten konnte.
Aber Suko war es bekannt.
Mit einem gewaltigen Satz warf er sich nach rechts, hörte Shokastas Fauchen, hatte für einen Moment schreckliche Angst, daß Pfeile auf sie beide zufliegen würden, streckte seine Arme aus, und es gelang ihm, die Frau zu packen.
Valerie schrie. Sie drehte sich entgegen ihrer Laufrichtung, hatte die Hände geballt und schlug auf Suko ein, wobei sie schreiend verlangte, losgelassen zu werden.
»Nein!«
Bevor sich Valerie versah, zog Suko sie zurück. Sie deckte ihn Shokasta gegenüber mit ihrem Körper ab, und das hatte Suko gewollt. Der Dämon griff nicht ein, er genoss es, daß sich dir beiden Menschen stritten, wobei er vielleicht, der lachende Dritte sein würde. Aber auch Suko war raffiniert. Da die Frau ihn Shokasta gegenüber deckte, konnte er das erreichen, was so wichtig war.
Seinen Stab!
Der Chinese wußte, daß ihm diese Waffe einen großen Vorsprung geben konnte, und er zögerte nicht, Valerie Cramer für seine Pläne einzusetzen.
Sie gebärdete sich wie eine Wildkatze.
Schlug, trat, stieß sogar ihren Kopf vor, war wie von Sinnen, und Suko konnte sie kaum bändigen, während sie mit den Absätzen ihrer Schuhe auf den Boden hämmerte.
»Seien Sie doch vernünftig!« zischte er ihr zu. »Machen Sie keinen Ärger! Wir schaffen es!«
Sie verstand die Worte, stutzte für einen Moment, und ihre Augen wurden groß. Die kurze Zeitspanne reichte dem Chinesen aus. Mit einer unzählige Male geübten Bewegung verschwand seine Hand blitzschnell unter dem leichten Jackett, um den Stab hervorzuziehen. Gleichzeitig drehte er die Frau herum und wandte dem Dämon in der Wand seinen Rücken zu.
Valerie Cramer ließ er los. Suko stieß sie so von sich, daß sie in einen der Sessel fiel.
Er hatte die Frau wuchtig geworfen. Sie hieb mit dem Rücken gegen die Lehne und brachte das Sitzmöbel fast zum Kippen.
Der Inspektor kümmerte sich weder um sie noch um ihren Bruder. Er kreiselte herum. Den Stab hielt er fest, und als ihn Shokastas Blick traf, da sah er im Bruchteil eines Augenblicks, daß der Dämon Bescheid wußte und sich überlistet fühlte.
Für eine Reaktion seinerseits war es zu spät, denn schon gellte ihm das magische Wort entgegen.
»Topar!«
***
Ich hatte zugehört, gestaunt und war gebannt worden. Das alles jedoch hatte ich als zweitrangig empfunden. Wichtig für mich war, daß Suko noch lebte.
Und wie er lebte!
Er ließ sich von dem Gegner nicht einschüchtern, sondern gab seine Antworten eiskalt. Obwohl zwischen uns eine Distanz von zehn Stockwerken lag, konnte ich jedes Wort verstehen, das gesprochen wurde, und ich erfuhr auch gewisse Zusammenhänge.
Wieder einmal wurden wir mit einer afrikanischen Mythologie konfrontiert. Vor kurzer Zeit war es die Frau mit dem Dämonendolch gewesen, diesmal Shokasta, wobei man die Gefährlichkeit der beiden in etwa gleichsetzen konnte.
Während des Gesprächs zwischen Suko und Shokasta rührten sich die sechs Diener des Dämons nicht vom Fleck. Nach wie vor beobachteten sie mich über ihre Blasrohre hinweg, und sie würden die Waffen eiskalt einsetzen,
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