0277 - Im Penthouse der Angst
dessen war ich mir sicher.
Ich erfuhr auch, daß es Shokasta nicht gelungen war, das gesamte Haus unter Kontrolle zu bringen. Nur eben das Penthouse und diesen Keller hier, in dem ich mich aufhielt.
Zum erstenmal sah ich auch die Personen, die Suko hatte besuchen wollen. Ein Mann und eine Frau. Beide starr vor Angst, und besonders die Frau war es, die dicht davor stand, die Nerven zu verlieren. Sie hatte sich an den Mann geklammert wie ein Schiffsbrüchiger an einem im Meer treibenden Balken.
Rede und Gegenrede. Die Worte flogen hin und her. Ich beobachtete dabei Shokasta und sah einen fetten widerlichen Menschen, in dem voll das Dämonische steckte.
Er hatte die vier Leichen in sich vereint. Ein Beweis seiner Macht, die er sogar über den Tod seiner Diener hinweg ausübte. So etwas hatte ich noch nicht erlebt.
Gespannt war ich darauf, wie sich die Lage entwickeln würde.
Ich kannte Suko, und ich wußte, daß mein Freund längst nicht aufgegeben hatte, auch wenn er in diesem Augenblick am kürzeren Ende des Hebels saß. Irgend etwas würde ihm einfallen, dessen war ich mir sicher.
Aber nicht Suko ergriff die Initiative, sondern die Frau. Ihre Nerven spielten nicht mehr mit. Der gewisse Punkt war erreicht, und sie drehte einfach durch.
Damit überraschte sie nicht nur mich, sondern auch die anderen beiden Männer. Voller Zorn und Wut stürzte sie der Wand entgegen, in der sich Shokasta befand.
Sie wollte ihn angreifen!
Wahnsinn! Mein Gott, das ist Wahnsinn! schoß es mir durch den Kopf. Verrückt, irre…
Wenn Shokasta durchdrehte und seinen verdammten Fetisch aktivierte, dann war es um die Frau geschehen. Zum Glück griff Suko ein. Er war schneller als alle anderen, packte die Frau, wuchtete sie herum und wollte sie von sich schleudern, doch sie wehrte sich.
Es gab einen kurzen Kampf zwischen den beiden, den Suko für sich entschied. Endlich gelang es ihm, die Frau loszuwerden. Er schleuderte sie in einen Sessel, wo sie auch blieb, und Suko selbst wandte sich wieder seinem Gegner zu.
Diesmal bewaffnet!
Meine Augen wurden groß. Ich begriff plötzlich den Plan meines Freundes. Er hatte sich bewußt auf eine Rangelei mit der Frau eingelassen, denn so war es ihm gelungen, seinen Stab zu ziehen.
Und schon schrie er das magische Wort.
Alles, was sich in Rufweite befand, erstarrte.
Auch ich!
Fünf Sekunden hatte der Chinese Zeit, um die Situation zu seinen Gunsten zu verändern. Und Suko hatte in der Vergangenheit des öfteren bewiesen, daß er diese Spanne nutzen konnte. Er durfte alles, nur eines nicht.
Irgendwelche Gegner töten.
Das hatte er auch nicht vor. Suko wollte auf keinen Fall die Magie des Stabs aufs Spiel setzen, für ihn war wichtig, die Gegebenheiten zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Und das tat er.
Er zog eine Waffe!
Gleichzeitig ließ er den Stab verschwinden. Und als er die Waffe in der rechten Hand hielt, da schimmerte etwas Gelbes zwischen seinen Fingern und stach daraus hervor.
Es war die goldene Pistole!
Seit einiger Zeit befand sie sich in Sukos Besitz. Er hatte sie einem widerlichen Ghoul abgenommen, und sie war ungeheuer wertvoll, denn sie verschoss keine Kugeln, sondern eine Flüssigkeit, die ähnlich reagierte wie der Todesnebel.
Diese schleimige Masse war tatsächlich in der Lage, die getroffenen Gegenstände zu vernichten, indem sie sie kurzerhand auflöste. Bei Menschen fiel das Fleisch von den Knochen, so daß nur ein Gerippe zurückblieb. Suko würde die Waffe aber nie gegen Menschen einsetzen, sondern nur gegen gefährliche Dämonen.
Dann war die Zeit um.
Valerie Cramer und ihr Bruder konnten sich ebenfalls wieder bewegen. Wahrscheinlich hatten sie überhaupt nicht bemerkt, was alles vorgefallen war. Jack Cramer schaute nur erstaunt auf Sukos rechte Hand, in der er die Pistole hielt und die Mündung auf den gewaltigen Dämon in der Wand gerichtet hatte.
Aus ihr ertönte ein Brüllen. Shokasta hatte bemerkt, daß er reingelegt worden war. Sein Körper spannte sich, der Fetisch schien auf das Doppelte anzuwachsen, und Suko rechnete damit, daß er jeden Augenblick seine tödlichen Federn und Pfeile abschießen würde.
»Laß es sein, Shokasta!« flüsterte er. »Gib auf, diesmal hast du zu hoch gepokert!«
»Ich?« Der Dämon kreischte. »Was willst du mir schon antun, du mieser Chinese!«
»Ich nichts, aber die Pistole!«
»Welche Furcht sollte ich, Shokasta, schon vor einer Pistole haben?« fragte er.
»Eigentlich keine. Wenn die Waffe normal wäre. Aber
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