0278 - Kein Job für Gorillas
erfahren.«
Ich stellte mich neben ihn und sah mir die Bande noch einmal an.
»Ich könnte euch eine hübsche Menge Scherereien bereiten«, sagte ich laut, »aber ihr seid so kleine Fische, daß sich der Aufwand nicht lohnt. Ich warne euch davor, für euren neuen Boß ebenso die Kastanien aus dem Feuer zu holen wie für Matthew Fruth. Ihr werdet es bezahlen müssen.«
***
Auf der Straße gingen Phil und ich eine Weile nebeneinander, ohne daß gesprochen wurde. Phil sah wohl, daß ich scheußlicher Laune war, und er schonte mich. Schließlich sagte er vorsichtig: »Du bist ziemlich überraschend aus der Gangsterlaufbahn ausgestiegen, Jerry!«
»Es hatte keinen Zweck mehr. Meine Tarnung ist geplatzt. Blyth hat in mir den G-man erkannt.«
»Hat er das gesagt?«
»Natürlich nicht. Dazu war er zu schlau, aber er hetzte die Horde auf, und ich glaube, daß er die Rädelsführer, Soom und Lyder zum Beispiel, informiert hat. Sie waren darauf aus, mich zu erledigen.«
»Mord?«
»Ja, Mord, aber ein Mord, der wie ein Totschlag als Folge einer Prügelei in einer verrufenen Kneipe ausgesehen hätte. Sie hätten alle geschworen, nichts von meiner G-man-Identität gewußt zu haben. Sie hätten mich für Lad Hoggen gehalten, und ich wäre es gewesen, der die Schlägerei in Gang gebracht hätte, und natürlich täte es ihnen leid, mich unglücklich getroffen zu haben.«
Phil pfiff leise durch die Zähne.
»Hört sich für einen Richter nicht einmal schlecht an«, sagte er. »Ich bin froh, daß ich mich eingemischt habe. Ich sah Blyth mit Evelyn Teen herankommen. Eine Minute später ging der Tanz los, aber ich zögerte noch, weil ich nicht übersehen konnte, ob es in deine Pläne paßte, wenn ein G-man in der ›Lucky Inn‹ erschien. Du verdankst meinem Zögern einige Beulen mehr!«
»Mir scheint es wichtiger, Phil, daß Roger Blyth mich völlig ausgeblufft hat. Seine Stellung ist unangreifbar geworden. Evelyn Teens Zeugenaussage deckt ihn. Die Tatsache, daß er sich während der Tatzeit beider Verbrechen, des Lohngeldraubes und des Mordes an Fruth, im Hotel aufgehalten hat, deckt ihn. Die Lohntüten in Fruth' Wagen, der aufgefundene Schnellaster mit der gebrochenen Achse und schließlich Harry Borroughs Verschwinden, alles deckt einzig und allein Roger Blyth.«
Ich blieb stehen. »Phil, ich kenne nur einen Fall, in dem ein Mann sich in gleicher Weise gegen jede weitere Verfolgung absicherte. Die Leiche aus dem verunglückten Thunderbird auf Rockaway-Point und die Erklärung Lorrain Stuarts, der Tote, sei Rod Beckett, deckten ein für allemal Rod Beckett selbst.«
Phil schnitt ein fast gequältes Gesicht.
»Es gibt keinen wirklichen Anhaltspunkt dafür, daß Blyth und Beckett die gleiche Person sind, aber es gibt Dutzende von Gründen, daß sie nicht identisch sein können.«
»Ich werde mir Blyth noch einmal kaufen. Hast du gesehen, ob er mit Evelyn Teen zum Bungalow gefahren ist?«
»Nein, ich konnte mich nicht darum kümmern.«
»Gut, versuchen wir es erst im Hotel!«
Blyth befand sich nicht im Hotel.
»Mr. Blyth hat für übermorgen das Zimmer gekündigt«, sagte der Portier.
Ich schob ihm eine Fünf-Dollar-Note über die Theke, und Phil zeigte ihm seinen FBI-Ausweis.
»Wir möchten sein Zimmer sehen!«
»Ich kann Ihnen den Schlüssel nicht geben«, sagte der Portier, legte aber gleichzeitig seine Hand auf den Fünfer.
»Das verlangt niemand von Ihnen, Freund. Es genügt, wenn sie zwei Minuten lang in eine andere Richtung blicken.«
Der Portier nahm die Hand vom Tisch. Die Fünf-Dollar-Note war verschwunden. Er drehte sich um und kontrollierte die Briefe in den Sortierfächern. Phil und ich gingen die Treppe zur ersten Etage hinauf.
»Zimmer 19«, sagte ich. »Beim erstenmal besuchte ich ihn in Zimmer 16. Danach hat er das Zimmer gewechselt. Ich frage mich, aus welchem Grund.«
»Vielleicht, weil du ihn in Nummer 16 besuchtest«, sagte Phil und lächelte.
Hotelzimmertüren sind gewöhnlich nicht mit Schlössern ausgerüstet, die ernsthaften Widerstand bieten. Phil stocherte nur ein wenig mit einem Dietrich in dem Schloß herum, und schon konnten wir Blyth’ Zimmer betreten.
Phil trug eine Taschenlampe bei sich und ließ sie auf flammen. Ich schaltete die Deckenbeleuchtung ein.
»Wir können es uns erlauben. Die Fenster weisen auf den Hof.«
Schnell, aber sorgfältig untersuchten wir den Raum, die Schränke, die Taschen der Anzüge, die darin hingen, die Sessel und die beiden Koffer, die Blyth
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