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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Moment waren sie zwischen den engen Gassen der Lagunenstadt untergetaucht.
    Doch es wäre besser gewesen, wenn Tina noch etwas gewartet hätte.
    Denn in diesem Moment fing das Monster an zu reden, während sich der Griff um den Höllensohn langsam lockerte.
    Der Dämon pfiff vor Erstaunen, als er die Worte dieses Urbildes einer Wahnvorstellung hörte.
    »Mein Herr, der gewaltige Amun-Re, will mit deinem Meister einen Pakt schließen!« kam es aus der Kehle des Monstrums. »Gemeinsam sind sie stark genug, Zamorra zu bekämpfen. Denn nur Zamorra kann die Pläne vereiteln, die Amun-Re in die Tat umsetzen will. Wenn sich Asmodis mit ihm verbündet, soll es sein Schaden nicht sein…!«
    ***
    »Die beiden Narren werden neugierig. Ich werde sie beiseite schaffen, wenn sie die Lieferung der nächsten Nacht bringen!« sprach Amun-Re zu sich selbst, während die Körbe mit dem Schlamm und den Zweigen auf sein Geheiß eine Handbreit über dem Boden vor ihm herschwebten. Wie von Geisterhänden gezogen, wehten die schweren Vorhänge beiseite, die noch die Spuren kostbarer Brokatstickerei erahnen ließen.
    Im großen Salon, der ehemals im Schein von hundert Kerzen funkelte, wenn sich die vornehme Gesellschaft von Venedig hier versammelte, um den Klängen kunstreicher Barockmusik zu lauschen, hatte Amun-Re seine Alchimistenwerkstatt eingerichtet.
    Auf einem großen, ovalen Tisch in der Mitte waren die Gerätschaften aufgebaut, die er für seine verfluchten Experimente benötigte. In den offenen Schränken, deren Türen nur noch lose in den Angeln hingen, waren andere seltsam geformte Glasbehälter aufbewahrt.
    Nur das uralte Cembalo, aus edelsten Mahagonihölzern gefertigt, schien noch einigermaßen in Ordnung zu sein.
    Der Deckel des Instruments war aufgeklappt. Die weißgelbliche Tastenreihe erinnerte an das gefletschte Gebiß eines Haifisches.
    Mit leise platschenden Geräuschen setzten die Körbe unmittelbar vor dem Arbeitstisch auf. Das Gesicht von Amun-Re entspannte sich etwas. Auch für geringe Zaubereien dieser Art war geistige Anspannung notwendig. Alles sah fast mühelos aus - und dennoch erforderte auch die kleinste Arbeit dieser Art einen Teil der Kräftesubstanz. Daher waren die Zauberer nach wirklich großen Beschwörungen oder magischen Experimenten körperlich wie geistig total ausgelaugt.
    Zwei Atemzüge später hatte sich Amun-Re wieder regeneriert. Gemessenen Schrittes ging er zum Tisch und schob einige Karaffen und andere seltsam geformte Glasgeräte beiseite. Aus einer birnenförmigen Flasche goß er eine bräunliche Substanz ins Feuer des handtellergroßen Feuerbeckens, das mühsam den großen Saal erhellte und die düsteren Schatten der alchimistischen Gerätschaften an den Wänden zu skurrilen Figuren verzerrte, während der Schatten von Amun-Re wie eine finstere Geistergestalt darüber herhuschte.
    Der Herrscher des Krakenthrons hatte hierfür keinen Blick. Mit einigen Handbewegungen schob er Rückstände von trockenem Lehm und Schlamm von der Tischplatte. Dann griff er mit beiden Händen in den Schlaftim eines der Körbe und holte den schwarzen Schlick empor. Wieder und wieder, bis ein unförmiger Haufen der übelriechenden Masse von ungefähr einem halben Meter Höhe vor ihm lag.
    Aus Amun-Res leicht geöffneten Lippen drang eine eigenartige Melodie in der Sprache des alten Atlantis, wie sie die Zauberschüler sangen, wenn sie in den geheimen Kammern unterhalb der Akropolis ihre verfluchten Studien betrieben. Denn es gehörte zu den Künsten dieses verfluchten Zauberreiches, die Seelen von Dämonen in tote oder lebendige Gegenstände zu befehlen, daß sie dort hausen und dem Beschwörer zu Willen sein sollten.
    Geschah dieses bei einem Menschen, redete man von Besessenheit. Denn ob der unreine Geist von selbst eingefahren war oder ob er von einer stärkeren Macht in das Innere des Unglücklichen hineinbefohlen wurde, konnte man später nicht mehr feststellen. Den Angaben der Dämonen aus dem Inneren eines Besessenen ist nicht zu trauen, da eine Lüge für sie zu den guten Taten zählt.
    Amun-Re, der einst auf dem Krakenthron des alten Atlantis saß und die Schwarzmagie in ihrer höchsten Vollendung beherrschte, war über Tausende von Jahren tot gewesen. Nur sehr langsam waren ihm die Erinnerungen an seine einstigen Künste zurückgekehrt. Als erstes vermochte er, den Toten neues Leben einzuhauchen. Doch allmählich kamen ihm auch Erinnerungen an die anderen Künste wieder in den Sinn.
    Zu seinem Unwillen

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