028 - Die Kapuzenmaenner
Angst?“
„Es kann nur eine Hohe Priesterin geben. Miß Valerie hat das Recht durch Geburt. Ich kann aber nicht zurücktreten. Ich kann nur sterben und ich will nicht sterben.“ Während ihre Stimme immer leiser wurde, legte Hagar die Hand auf den Mund, als ob sie jetzt erst merkte, was sie gesagt hatte.
„Wollen Sie damit sagen, daß Belial Sie töten wird?“
„Fragen Sie nicht. Er weiß alles, was ich tue und was ich sage.“ Die Furcht verzerrte ihre Züge, ihre Augen weiteten sich. Sie rannte fast zur Tür hinaus und ließ Kate in äußerster Bestürzung zurück.
Hagar Stokes ging langsam auf dem Pfad, der zum Dillon-Haus führte. Sie war schon fast im Dorf gewesen, um Belial zu treffen, hatte es sich aber dann anders überlegt. Sie fürchtete sich zu sehr vor ihm, um ihn ungerufen aufzusuchen. Sie war seit fünf Jahren Hohe Priesterin und wußte, daß er sie jetzt durch Valerie Dillon ersetzen wollte. Ihre Stellung hatte ihr Ansehen in Widderburn gehoben. Falls sie Valerie Dillon weichen mußte, würde sie wieder ein Niemand sein. Es war Brauch, daß abgesetzte Hohe Priesterinnen Selbstmord begingen. Aber sie wollte um jeden Preis leben. Sie hatte aber Angst, was passieren würde, wenn sie sich weigerte.
Es gab nur eines, was sie tun konnte. Sie mußte zu Pere Henri gehen und ihm ihre Hilfe gegen Belial anbieten. Sie wußte tief im Herzen, wie auch die anderen in Widderburn, daß der alte Mann gewinnen würde, falls es zu einem Machtkampf zwischen Belial und seinem Vater kommen würde. Sein Wissen war stärker als Belials. wenn sie sich mit ihm verbündete, war sie sicher.
Nachdem sie ihren Entschluß gefaßt hatte, konnte sie nicht schnell genug das Haus erreichen, um dem alten Mann alles zu erzählen, was sie über Belials Pläne wußte. Sie ärgerte sich über den Nebel, der sich den ganzen Tag nicht hob, und war froh, daß es nicht Nacht war, und der Tiger herumschlich. Der Weg wäre dann zu gefährlich gewesen. Als ob ihr Denken ihn materialisiert hätte, erschien er plötzlich vor ihr auf dem Pfad. Sie erstarrte vor Schreck. „Mr. Paul“, flüsterte sie. „Tun Sie mir nichts. Ich bin die einzige, der Ihre Schwester vor Belial retten kann.“
Da hörte sie die Flöte und wußte, daß es nicht Paul war, nie Paul gewesen war. Die fünf schrillen Töne, immer und immer wiederholt, waren diejenigen, die Belial benutzte, um sie zu rufen. Und jetzt hielt er sie fest damit, während sein Geschöpf kam, um sie zu töten.
Ihre Gedanken riefen verzweifelt nach dem Mann, der sie retten konnte. „Pere Henri, hören Sie mich. Ich will aus der Hölle zurückkommen und Ihnen helfen, Belial zu besiegen. Wenn Sie mich retten, will ich Ihre Sklavin sein.“
Die schrillen Töne der Flöte änderten sich, schienen zu befehlen, und ihre Angst verschwand. Ihr Gesicht wurde ekstatisch. Sie breitete weit die Arme aus, wie um einen Liebhaber zu umarmen, und ging auf den Tiger zu. Dann hörte sie nur noch das Knurren der Katze, die ihre Kehle aufriß.
Campion und Kate saßen vor dem Feuer im Wohnzimmer, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Im Zimmer wurde es dunkel. Die Sonne war untergegangen.
Kate wartete, daß etwas passierte, was zu schrecklich war, um es in konkrete Gedanken zu fassen. Ein nagendes Gefühl der Panik wurde zu einem rasenden Hunger. Sie hielt ihre Augen auf das Feuer gerichtet, weil sie Angst hatte, sich umzudrehen. Hinter ihr wartete etwas, was sie zu überwältigen drohte. Zum erstenmal wußte sie, was Campion meinte, wenn er von einer Vorahnung des Bösen sprach. Jetzt litt sie unter derselben fressenden Angst, die fast fühlbar schien. Nie wieder würde sie sich über seine Vorahnungen lustig machen.
Sie hörte das Geräusch von Schritten und, hielt den Atem an. Als Pauls Stimme erklang, entspannte sie sich, begann ruhiger zu atmen und fühlte sich erleichtert.
„Großvater hat gesagt, wir könnten jetzt in den Ort gehen und deinen Wagen holen. Die Leute haben den Weg frei gemacht.“
„Es wird dunkel sein, bevor wir zurückkommen. Was ist mit dem Tiger?“ fragte Campion.
„Mich wird er nicht angreifen und Großvater sagt, du könntest dich selbst schützen.“
„Ich werde Charlemagne mitnehmen. Er wird Belial zeigen, daß ich vor ihm und seinen Drohungen keine Angst habe.“
„Das mußt du wissen.“
Campion schaute fragend Kate an. „Willst du mitkommen?“
„Ich würde gern mitkommen.“ Sie hoffte, er könnte die Angst in ihren Augen nicht lesen.
Campion
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