028 - Die Kapuzenmaenner
Michele hatten siebzehn Kinder, an denen sich zum erstenmal Mißbildungen zeigten. Ein gespaltener Huf, eine Hasenscharte, ein Klumpfuß, eine Andeutung von einem Schwanz, außergewöhnlicher Haarwuchs oder Epilepsie plagten fast jedes von ihnen. Pierres Kinder waren normal, besaßen aber einen außergewöhnlich niedrigen Intelligenzquotienten. Es war Pierre, der den Kannibalismus einführte. Der älteste Sohn Antons, nach seinem Großvater Honore genannt, entwickelte Geschmack für menschliches Blut. Dadurch wurden die Gerüchte über Werwölfe und Vampire in die Welt gesetzt.
Die Behörden öffneten die Familiengruft und stellten fest, daß die verkohlten Leiber des ersten Honore und seiner Frau fehlten. Das nahm man als Beweis, daß Monstren im Lande ihr Unwesen trieben. Kurz nach der Verbrennung hatten treue Gefolgsleute die beiden ausgegraben und erneut in der Höhle begraben.
Der zweite Honore war das Ebenbild seines Großvaters. Er zeigte sich bei verschiedenen Gelegenheiten in Kleidern, die er aus einem alten Koffer im Schloß gestohlen hatte. Dies bestärkte die Leute in dem Glauben, daß der Geist des ersten Honore zurückgekehrt war und im Schloß umging.
Über ein Jahrhundert lebten sie in der Höhle, mehrten sich und wurden heimliche Herrscher der Nacht. Furcht war ihre Waffe. Sie sammelten ein Vermögen in Gold und Juwelen, die sie Reisenden und dem neuen Herzog der Provinz abnahmen. Allerdings gab es immer wieder Machtkämpfe untereinander, wer den Clan beherrschen sollte.
Aristide war das Oberhaupt der Familie, als Edme, der den Kampf um die Führung verloren hatte, sie den Behörden auslieferte. Dieses Mal machten sich diese nicht die Mühe, einen Prozeß anzustrengen. Sie jagten sie wie die Tiere, die sie ja auch waren und verbrannten ihre Leiber, bis kein Knochen mehr übrig war.
Aristide, seine Frau mit zwei seiner Schwestern, ihren Kindern und ein halbes Dutzend der anderen konnten entkommen.
Zu dieser Zeit war ihre Verwandtschaft durch Heirat untereinander und Nachkommen als Folge von Sexorgien, die zur Teufelsanbetung gehörten, so gemischt, daß man das Oberhaupt des Clans „Pere“ nannte und die anderen Vettern und Cousinen.
Aristide floh nach Louisiana. Aber seine Familie konnte das warme Klima dort nicht vertragen. Seine Frau bekam Lepra, er selbst starb am Sumpffieber. Sein Sohn Hilary wanderte nordwärts nach Massachusetts aus. Er war der Sohn Aristides und eines englischen Mädchens, das man bei einem Überfall gefangen hatte. Ihr ältester Sohn hieß wieder Honore. Dieser war es, der sah, daß sie entweder einen Plan aufstellen mußten, wie man die Familie weiterführte, oder durch die Behörden vernichtet würden. Er wußte, daß Reichtum Macht war udd daß ehrliche Geschäfte die Behörden von ihrer Spur ablenken würden.
Mit den aufbewahrten Juwelen kaufte er Schiffe und begann, mit Ostindien Handel zu treiben. Er anglisierte seinen Namen in Dillon und teilte den Clan in zwei Klassen. Die mißgestalteten machte er zu Dienern und Sklaven. Die anderen führten ein Doppelleben. Sie gingen in die Kirche und waren respektable Mitglieder der Gesellschaft. Ihre Tätigkeit im Clan aber hielten sie geheim. Sie streiften nachts auch nicht mehr herum, sondern wurden hinter verschlossenen Türen gehalten. Ihre Frauen suchte man sorgfältig aus. Man führte sie in die Praktiken des Clans ein. Diejenigen, die nicht mitmachen wollten, hielt man gefangen, bis sie keine Kinder mehr gebären konnten. Dann entledigte man sich ihrer im stillen.
Honore stellte auch sicher, daß es Ärzte, Rechtsanwälte und Chemiker unter den an der Öffentlichkeit lebenden Familienmitgliedern gab. Er lehrte die Familie, sich selbst zu genügen, eine Welt für sich zu bilden und so wenig wie möglich Kontakt nach draußen zu pflegen. Er hielt sich von den niedrigen Zeremonien fern und wurde buchstäblich Herrscher der Familie.
Langsam teilte sich diese in drei Klassen. Da gab es die respektablen Mitglieder der Gesellschaft, die Mittelklasse, die aus Dienern bestand und die unterste Klasse der Sklaven und Leibeigenen. Intelligenz machte einen Aufstieg möglich.
Es war unvermeidlich, daß man wieder einmal alles über sie herausfand. Honore, der das vorausgesehen hatte, brachte sie an Bord eines seiner Schiffe und segelte mit ihnen nach Oregon. Hier bildete er am Nordufer des Rogue-Flusses sein Königreich. Hoch über der Flut und entfernt von der Küste, lebten sie im Schutz des Waldes, verborgen vor den
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