0280 - Die Weltraumdetektive greifen ein
an.
„Drei Scotch auf Eis, bitte, mein Schatz. Du darfst ruhig Roger zu mir sagen."
Sie errötete leicht und schob sein Gesicht mit der Hand aus ihrer unmittelbaren Nähe.
„Vielen Dank, Roger. Ich heiße Hyde!" Sie blickte sich suchend um. „Das ist dein Freund, wie? Wo bleibt der dritte Mann?"
McKay lächelte verstehend.
„Irrtum, Hyde. Zwei Scotch sind für mich. Jean trinkt nicht ganz so schnell. Aber nun beeile dich schon. Ich verdurste. Und das wäre doch schade um uns, nicht wahr?"
„Vielleicht." Sie lächelte und schenkte ein.
McKay stürzte das erste Glas in einem Zug hinunter.
„Nicht schlecht. Dieser Planet gefällt mir. Wann hast du Dienstschluß, Hyde?"
Marat sah ostentativ auf die Uhr.
„Noch einen von der gleichen Sorte, dann gehe ich ins Bett."
Er kümmerte sich nicht darum was McKay und Hyde sich zuflüsterten. Schließlich war Roger erwachsen und konnte machen, was er wollte. Als sein zweiter Whisky kam trank er ihn in drei bedächtigen Schlucken aus. Er klopfte McKay auf den Rücken.
„Vergiß nicht, daß wir um neun Uhr bei Yale sein müssen, Großer. Ich gehe jetzt. Und ich empfehle dir das gleiche."
Er schwang sich von seinem Schemel, schlenderte an der Band vorbei und durchquerte mit federnden Schritten das Vestibül. Der Empfangschef gab ihm den Zimmerschlüssel und führte ihn zum Lift.
Als Marat allein im Antigravschacht war, fiel seine Spannkraft von ihm ab wie eine Maske. Müde ließ er sich nach oben treiben. Im achtundneunzigsten Stockwerk stieg er aus, trat auf das langsam dahingleitende Transportband und wäre beinahe an der Tür zu Zimmer 8907 vorbeigefahren. Im letzten Augenblick sprang er vom Band.
Er preßte den elektronischen Schlüssel gegen die glänzende Schloßplatte. Die Tür glitt geräuschlos zur Seite.
Nach dem ersten Schritt wunderte sich Marat darüber, daß sich das Licht nicht automatisch eingeschaltet hatte.
Doch da war es bereits zu spät.
Irgend etwas explodierte in Marats Gehirn und löschte sein Bewußtsein aus.
Der Übergang von der Bewußtlosigkeit zum Wachzustand erfolgte mit jener Langsamkeit, die Marat nur zu gut kannte. Er wußte sofort daß man ihn mit einer Lähmwaffe betäubt hatte.
Allmählich erkannte er seine Umgebung. Er lag in einem so winzigen schmalen Raum, daß es sich dabei eigentlich nur um eine Abstellkammer handeln konnte. Indirektes gelbes Licht erhellte zwei leere Wände, eine für und ein bis zur Decke reichendes Regal. Die Luft schmeckte dumpf und abgestanden, was Marats Vermutung über die Art der Räumlichkeit zu bestätigen schien; Abstellräume waren in den seltensten Fällen an eine Klimaanlage angeschlossen.
Als Jean-Paul Marat wieder völlig klar denken konnte, stellte er verblüfft fest, daß man ihn nicht gefesselt hatte. Das gab ihm zu denken Nicht etwa, daß er sich schon hätte bewegen können - er hatte wohl die Betäubung überwunden, nicht aber die Muskellähmung - aber es sollte sich eigentlich auch auf den Siedlungswelten des Imperiums herumgesprochen haben, welcher Tricks sich Privatdetektive zu bedienen pflegten. Zumindest die einschlägigen Kreise wußten recht gut darüber Bescheid.
Marat war allerdings nicht geneigt, sich den unverhofften Vorteil entgehen zu lassen. Er konzentrierte sich auf den unter seiner Schädeldecke sitzenden Mentokontakt. Der rein geistige Befehl - in Form eines Stichwortes erteilt - löste einen Schaltvorgang aus.
Eine winzige Batterie am Ansatz seines Biokunstarmes gab Strom ab, der wiederum einen Kontakt schloß und einer Treibladung den Weg freigab. Eine genau dosierte Injektion in die Blutbahn seines Armstumpfes wurde ausgelöst.
Eine halbe Minute später konnte Marat die Finger und Zehen wieder bewegen. Zwei Minuten danach erhob er sich leise und tastete die Taschen seines Anzuges ab.
Zum zweitenmal innerhalb von fünf Minuten war er verblüfft.
Diejenigen, die ihn überwältigt und hierhergeschleppt hatten, konnten doch nicht so naiv sein, wie er zuerst vermutete. Sie hatten nicht nur seinen Nadelstrahler aus der Halfter genommen, sondern auch sämtliche anderen Ausrüstungsgegenstände in den Geheimverstecken aufgestöbert. Und dazu gehörte eine gehörige Portion Erfahrung. Es war einfach paradox, daß Leute mit dieser Erfahrung noch nichts von einem Mentokontakt gehört haben sollten.
Sekundenlang prüfte er die naheliegende Vermutung, die anderen hätten mit Absicht einen Fehler begangen. Er vermochte jedoch nicht einzusehen, warum sich jemand diese
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