0282 - Die Spur führt zu Jagos Stern
fiel polternd auf der anderen Seite zu Boden.
Sie lauschten, dann hörten sie hinter der Tür, wie jemand einatmete. Es klang so, als habe er zu lange die Luft angehalten.
Schritte näherten sich der Tür. Noir bückte sich, um durch das entstandene Loch zu sehen - und er sah genau in ein menschliches Auge.
In dem Auge war Angst, Erwartung und auch ein wenig Hoffnung.
„Wer sind Sie?" fragte Noir, der zuerst an einen Tefroder glaubte, den man aus diesem oder jenen Grund gefangengesetzt hatte.
„Verstehen Sie mich?"
„Mein Name ist Berl Kuttner. Die Kerle hier haben mich erwischt, als ich den Eingang zu ihrer Station fand. Gehören Sie zu uns? Ich kann nur Ihre Augen sehen, aber Sie sprechen unsere Sprache."
„Sie sind ein Siedler von Jago III, nehme ich an."
„Sie nicht?"
„Nein. Ich gehöre zu einem Sonderkommando der terranischen Flotte. Warten Sie, wir holen Sie hier heraus."
Noir stieß leicht gegen die Tür. Sie öffnete sich.
Berl kam aus seiner Zelle, immer noch mißtrauisch und zur Flucht bereit, aber dann erkannte er Noirs Uniform. Allerdings sah er in diesem Augenblick auch Gucky, und den kannte er nicht.
„Wer ist denn das?" fragte er verblüfft. „So klein - und eine Uniform."
„Der Schwanz ... nein, das ist doch nicht möglich! Die Beschreibung würde auf einen Mausbiber passen. Von denen haben wir schon viel gehört."
„Es ist Sonderoffizier Guck, der das Unternehmen leitet. Ihm haben Sie Ihre Rettung zu verdanken."
Berl gab zuerst Noir, dann Gucky die Hand.
„Wenn ich mich revanchieren kann ... an mir soll es nicht liegen."
„Sie sagten etwas von einem Eingang zur Station der Tefroder.
Den müssen Sie uns zeigen. Aber das hat Zeit bis später. Haben Sie eine Ahnung, wo wir den Hauptschacht der Klimaanlage finden?"
Berl schüttelte den Kopf „Leider nicht. Ich hatte keine Zeit mich umzusehen. Die Kerle haben mich ausgequetscht und dann eingesperrt. Aber in jedem Raum gibt es die vergitterten Schächte." Er betrachtete Gucky nachdenklich. „Gucky wäre klein genug. Er käme durch und könnte den Hauptschacht leicht finden."
Noir nickte und sah Gucky an.
Gucky seufzte.
„Was wäre Terra ohne mich?" fragte er und tastete nach dem kleinen Beutel mit den Gasbomben. „Wenn ich nicht im Schacht steckenbleibe, haben wir vielleicht Glück. Aber es kann ja sein, daß ich in einem echten Notfall die merkwürdige Sperre durchbrechen und wieder teleportieren kann. Heinhoff wird vielleicht toben!"
Noir schien einen inneren Kampf ausgefochten zu haben, und was er zu sagen hatte, fiel ihm offensichtlich nicht leicht.
„Hör zu, Gucky. Wir haben keine Wahl. Du mußt das mit den Gasbomben erledigen, ich aber muß Heinhoff warnen und unterrichten. Kuttner hier kennt den Ausgang. Er wird mich dorthin führen. Einmal draußen, kann ich Heinhoff durch Funk erreichen.
Bis dahin spielt es keine Rolle mehr, ob die Tefroder uns hören oder nicht - entweder sind sie betäubt, oder sie wissen ohnehin Bescheid."
„Um ins Freie zu gelangen, müßten wir schwimmen", warf Berl Kuttner ein. „Man hat mir meine Maske abgenommen, aber die Sauerstoffpatrone ließ man mir. Warum, weiß ich nicht. Sie reicht für uns beide, Mr. Noir."
„Wie weit muß man unter Wasser schwimmen?"
„Vielleicht hundert Meter."
„Da genügen ein paar Atemzüge. Ich habe eine Lampe, das wird uns helfen. Hoffentlich finden Sie den Weg zum Ausgang."
„Wo der Abstieg ist, weiß ich nicht", gab Berl zu, „aber ich erkenne ihn wieder, wenn wir davor stehen. Ein Transportband hat mich hochgebracht. Es beginnt automatisch zu rollen, wenn es das Gewicht eines Menschen spürt."
„Aha - und wenn oben, dann wird es nach unten rollen. Sehr praktisch."
Gucky betrachtete noch immer das Gitter unter der Decke.
„Ich komme mir vor wie ein blindes Huhn. Kann mich mal jemand hochheben, damit ich das Gitter abnehme?"
Sekunden später legte Berl das Gitter auf den Boden der Zelle.
Gucky verschwand im Schacht. Sie hörten ihn noch eine Weile rumoren, dann wurde es still.
„Nun?" fragte Noir gespannt.
Guckys Stimme war schon ganz leise: „Groß genug. Macht euch keine Sorgen. Verschwindet lieber, ehe jemand kommt und euch festsetzt. Die Station ist so gut wie erobert."
Davon allerdings war Noir nicht so sehr überzeugt, aber er nickte Berl entschlossen zu. Die beiden Männer traten hinaus auf den Gang, vergewisserten sich, daß er leer war, und rannten dann davon. Sie wollten so schnell wie möglich den Ausgang finden,
Weitere Kostenlose Bücher