0284 - Gegen Gangster und Ghouls
der Dunstschleier und schüttelte den Kopf. Es war verflixt hart gewesen, die vier Untoten zu erledigen, aber jetzt konnte ich erst mit einigermaßen ruhigem Gewissen den Rückweg antreten, wobei ich hoffte, daß sich keine weiteren Zombies auf dem unheimlichen Friedhof mehr versteckt hielten.
Mit müden Schritten ging ich zu meinem Wagen und schaute ihn mir an.
Zunächst den linken hinteren Kotflügel. Der starke Ast hatte dicke Beulen hinterlassen, zum Glück nicht so tief, daß irgendwelche Kanten den Reifen beschädigt hätten.
Die Frontscheibe war im Eimer. Um während der späteren Fahrt nicht von Splittern getroffen zu werden, die der Wind noch löste, schlug ich alles ab, was noch festhing. Dann erst nahm ich hinter dem Lenkrad Platz und hoffte, daß es nicht wieder anfing zu regnen. Den Stein, den der Zombie geworfen hatte, ließ ich liegen. Er konnte als Andenken gelten. Langsam fuhr ich an. Begleitet wurde ich dabei von den Dunstschwaden, die wie lange Fahnen den Wagen umwehten und sich über dem Dach verneigten.
Mein Fuß spielte mit dem Gaspedal und der Windzug wurde stärker.
Regentropfen klatschten mir ins Gesicht.
So sehr sich die Menschen den Regen nach der langen Trockenzeit wünschten, ich konnte jetzt gut auf ihn verzichten, denn ich wollte nicht, daß sich der Bentley in eine volle Badewanne verwandelte.
Die beiden Scheinwerfer gaben ihr Licht als helle Kegel ab.
Der Friedhof blieb hinter mir zurück. Ein Stück Legende, eine schaurige Erinnerung, die ich nicht einfach aus meinem Gedächtnis löschen konnte, denn zu viele Fragen standen noch offen. Die erste drehte sich um Suko!
Gern hätte ich meinen Partner an meiner Seite gehabt. Wo er jetzt steckte, konnte ich kaum erraten, denn es gab unzählige Dimensionen zwischen den Zeiten. Jemand hatte mal gesagt, daß es ebenso viele Dimensionen gäbe wie Sterne. Das würde wohl niemals nachgeprüft werden können.
Der Weg wurde besser. Ich hatte jetzt die Asphaltstraße erreicht, die in die Londoner Vororte führte. Obwohl seit meiner Ankunft und der Abfahrt nicht viel Zeit vergangen war, kam es mir vor, als lägen Tage dazwischen, weil sich einiges geändert hatte.
Die Nacht hatte gerade begonnen. Ich sah Lichter durch die Dunkelheit schimmern. Sie brannten in den Reihenhäusern, die man hier hochgezogen hatte. Plötzlich summte das Telefon.
Im ersten Moment schrak ich zusammen, denn mit einem Anruf hatte ich nicht gerechnet. Viele kannten meine Nummer nicht, Sir James befand sich zudem für eine Woche in Urlaub, wer also konnte etwas von mir wollen?
Sicherheitshalber fuhr ich links an den Straßenrand, hielt an und hob ab.
Mit meinem Namen meldete ich mich nicht, ich sagte überhaupt nichts, denn ich wollte den Anrufer in Redezwang bringen. Das gelang mir auch.
»Sinclair?«
Die Stimme, die da hart und bellend aus dem Hörer drang, gehörte einem Mann, und ich hatte sie auch schon einmal gehört. Leider kam ich im Moment nicht darauf, um wen es sich handelte. »Hören Sie mich, Sinclair?«
»Ja, ich höre Sie.«
»Okay, dann…«
»Wollen Sie sich nicht vorstellen, Mister?«
»Ach verdammt, Sie haben doch meine Stimme längst…«
Das hatte ich inzwischen tatsächlich. Doch ich wollte den Namen von ihm wissen.
»Logan Costello!«
»Wie nett.« Meine Antwort klang spöttisch. »Hat es Ihnen in New York nicht mehr gefallen?«
»Reden Sie keinen Unsinn, Sinclair! Ich rufe Sie ja nicht zum Vergnügen an.«
»Wieso denn nicht? Ich kann mich nicht daran erinnern, mit Ihnen irgendwelche Gemeinsamkeiten zu besitzen.«
»Lassen Sie die Polemik! Das Thema, um das es geht, ist verdammt ernst, wie Sie sich denken können.«
»Gut«, lenkte ich ein. »Was also ist geschehen?«
»Das kann ich hier am Telefon nicht sagen. Ich will mit Ihnen allein sprechen. Unter vier Augen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Ich lachte auf. »Sie und ich?«
»Genau.«
»Aber wieso?«
»In diesem Fall sind unsere beiderseitigen Interessen bedroht. Das wollte ich Ihnen mitteilen. Es geht wirklich um alles. Gewisse Kreise werden mir zu mächtig.«
»Da soll ich Ihnen helfen, sie zu stoppen.«
»So ungefähr.«
Ich wollte Logan Costello reizen und sagte deshalb: »Wie käme ich überhaupt dazu, mich auf Ihre Seite zu stellen?«
»Es ist auch in Ihrem Interesse. Ich hätte Sie nicht angerufen, wenn es um einen Dealer gegangen wäre oder um einen Diebstahl in einem meiner Geschäfte. Hier geht es um lebensbedrohende Tatsachen. Sie selbst haben die
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