0285 - Die dritte Waffe
Abgeordneten als Feigheit und Eingeständnis des Versagens angesehen."
„Lieber politisch tot, als zu einem Aschenhäufchen verwandelt", sagte Atlan. Er wandte sich an Willy. „Sie wissen, was Sie zu tun haben, Aboyer wird Sie mit seinem Gleiter fliegen."
„Der Großadministrator ist mein bester Freund", sagte Willy. „Ich kann ihn nicht belügen."
„Wenn er tatsächlich Ihr bester Freund ist, bleibt Ihnen keine andere Wahl. Sie müssen ihn belügen, wenn Sie wollen, daß er weiterlebt."
Aboyer erhob sich. Er vermied es, zum Bildschirm hinüberzublicken. Er verspürte wenig Lust, mit Sintra zu sprechen.
Wahrscheinlich erging es ihr ebenso. Was einmal gewesen war, gehörte endgültig der Vergangenheit an, dachte Aboyer, obwohl das dumpfe Gefühl eines unersetzlichen Verlustes ihm zeigte, daß dies nicht so war. Er winkte Willy und verabschiedete sich von den anderen mit einem Kopfnicken.
Alles, was jetzt geschah, ging auf sein Gespräch mit Sintra am 31. März zurück. Nun hatte Atlan vorgeschlagen, den Großadministrator durch eine erfundene Geschichte vom Vorhandensein der dritten Fragmentwaffe zu überzeugen.
Wenn es tatsächlich eine dritte Waffe gab, dann war dies eine gute Idee. Sollten die Berechnungen Sintras sich jedoch als falsch erweisen, konnte Emilio Alberto Aboyer von sich behaupten, den Sturz Perry Rhodans vorbereitet zu haben.
Aboyer wünschte, er hätte sich schon in seiner Jugend abgewöhnen können, sich um Dinge zu kümmern, die ihn nichts angingen. Das hätte ihm viel Ärger erspart.
„Warum sind Sie so nachdenklich, Al?" erkundigte sich Willy, als sie gemeinsam den Lift betraten, um zum Dach zu fahren.
„Ich bin nur müde", antwortete der Agent ausweichend.
*
Perry Rhodan war nicht sonderlich überrascht, als ein Matten-Willy durch die offene Tür kam und auf seinen Schreibtisch zuglitt.
Man hatte ihm bereits angekündigt, daß es ein außerirdischer Abgeordneter war, der ihn zu sprechen wünschte. Rhodan wunderte sich, daß nicht mehr Abgeordnete vor dem eigentlichen Konferenzbeginn zu ihm kamen, um über die verschiedenen Probleme zu diskutieren. Diese Reserviertheit erschien Rhodan als ein schlechtes Zeichen.
„Guten Morgen, Sir", grüßte Willy höflich und gab sich Mühe, eine halbwegs humanoide Form anzunehmen. Dabei konnte er nicht verhindern, daß er die Kontrolle über einen seiner Tentakel verlor.
Das Pseudoglied sank auf Rhodans Schreibtisch. Als sich Willy seines Fehlers bewußt wurde, zog er den Tentakel hastig zurück, nahm dabei jedoch einige Papiere mit sich. Willy verfärbte sich, stammelte Entschuldigungen und beeilte sich, die Blätter wieder an ihren Platz zu bringen.
Rhodan wußte, daß die Mattenwillys überaus sensible Wesen waren. Er bezweifelte nicht, daß sein Gegenüber während der Konferenz die Partei der Imperiumsregierung angreifen würde. Es war allerdings fraglich, ob Willy großen Einfluß auf die anderen Abgeordneten haben würde.
„Ich habe eine merkwürdige Entdeckung gemacht, Sir", sagte Willy, der jetzt wie die Karikatur eines Menschen aussah. „Ich glaube, es wird Sie interessieren, was ich gefunden habe."
Als Rhodan nickte, erzählte ihm Willy die von Atlan erfundene Geschichte. Er wünschte, Rhodan hätte ihn nicht so durchdringend angeblickt, während er sprach. Immer wieder gaben seine Beine nach, und er sackte förmlich vor dem Schreibtisch zusammen.
„Warum messen Sie dem unbekannten Gegenstand, den Sie in Ihrem Translator fanden, eine so große Bedeutung bei?" wollte Rhodan wissen, als Willy seine Geschichte vorgebracht hatte.
„Ich trage den Translator immer bei mir", erwiderte das Quallenwesen. „Es ist mir ein Rätsel, wie das eigenartige Ding in das Gerät gekommen ist." Er wedelte nachdenklich mit einem Tentakel. „Vielleicht ist es der Teil einer Bombe, Sir."
„Hm!" machte Rhodan. Willy hätte sich am liebsten aus dem Staub gemacht, aber er war viel zu höflich, um jetzt einfach zu gehen. Er war so aufgeregt, daß er sogar die Kälte vergaß, der er seit einiger Zeit ausgeliefert war.
Rhodan betätigte den Schalter seines Tischsprechgerätes. „John", hörte ihn Willy sagen. „Schicken Sie doch bitte Fellmer zu mir herauf."
Willy fragte sich verwirrt, was das zu bedeuten hatte. Seiner Meinung nach hätte Rhodan völlig anders reagieren sollen. Der Großadministrator gab weder Alarm, noch schien er sonderlich beeindruckt zu sein.
„Sind Sie sicher, daß Sie keinem Irrtum zum Opfer gefallen sind?"
Weitere Kostenlose Bücher