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0287 - Herrscher über tausend Geister

0287 - Herrscher über tausend Geister

Titel: 0287 - Herrscher über tausend Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als eher der listenreiche Denker. Sicher, wenn es darauf ankam, setzte er seine schwere Axt mit der Doppelschneide und das Langschwert bedenkenlos ein, aber er verstand es auch, vorausschauend zu denken und zu planen und vor allem sich lautlos anzuschleichen, um Informationen zu sammeln.
    Olaf hatte das Comanchendorf schon von weitem entdeckt und verfolgt, wie einige Berittene ihre Gefangenen herbeibrachten. Daraus schloß Olaf, daß es sich um ein kriegerisches Volk handelte. Er näherte sich unbemerkt, umrundete das Zeltdorf und machte weitere Beobachtungen.
    So stellte er fest, daß die Zivilisation, mit der er es hier zu tun hatte, einerseits der seinen ähnelte, andererseits aber völlig fremd war. Hier wurden andere Götter verehrt, hier besaß man eine gänzlich andere Einstellung zu Leben und Kampf, zu mein und dein. Olaf war ein listenreicher Plünderer, die Comanchen aber, deren Sprache er auf wundersame Weise verstand, waren ehrliche Diebe. Und wenn sie kämpften, dann nicht, um zu erobern, sondern um sich zu wehren und ihrem Volk das Leben zu erhalten.
    Olaf bekam auch die Zauberei mit dem Amulett mit. Er überlegte. Dieser Mann in der eigenartigen weißen Kleidung, dem die Silberscheibe gehörte, mußte mächtig sein. Olaf beschloß, sich seiner zu versichern.
    Mit einem starken Zauberer an der Seite fiel es leichter, ein großes Königreich zu erreichen.
    Und als König irgendwann eine Flotte auszusenden, die heimkehrte zu den Nordlanden, um von Olafs Erfolgen zu berichten.
    Olaf grinste. Egal, aus welchem Grund diese roten, halbnackten Männer die beiden Seltsamen und die blonde Frau gefangengenommen hatten – sehr lange würden sie an ihren Gefangenen keine Freude haben.
    Und wenn der Zauberer erst einmal aus ihrer Gewalt befreit war, stand er in Olafs Schuld.
    Olaf packte die zweischneidige Axt fester. Er war bereit zum Kampf.
    Aber er ging diesen nicht blindwütig an, sondern wartete auf die Chance, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Erfolg zu erzielen.
    Und dann schlug er zu…
    ***
    Wang Lee Chan probierte den ersten Whisky seines Lebens und spie ihn sofort wieder aus, weil das Teufelszeug auf der Zunge und im Rachen brannte. Reiswein war ihm lieber, aber den gab es hier nicht. Hin und wieder sah er drohend zu Chuck hinüber. Aber Chuck dachte nicht daran, dem Chinesen Schwierigkeiten zu machen. Von seiner anfänglichen Überheblichkeit war nichts übriggeblieben, nachdem Wang Lee ihm gezeigt hatte, wie schnell man einen Menschen dazu bringen kann sich selbst zu erniedrigen.
    Wang Lee war ihm überlegen. Und Chuck akzeptierte es. Er wußte jetzt, daß er niemals schneller sein konnte als der Mongole. Selbst dann nicht, wenn jener unbewaffnet war und Chuck eine Kanone in der Hand hielt.
    Wang Lee hatte es ihm ja draußen auf der Straße bewiesen.
    Wang Lee hatte von ihm alles erfahren, was er wissen wollte, um in dieser Welt zu überleben. Er wußte jetzt, daß er in die Zukunft versetzt worden war. Gut achthundert Jahre mochten seit der Zeit des Temudschin vergangen sein, und Wang Lee wußte jetzt, daß es niemanden gegeben hatte, der den Dschingis-Khan stoppte.
    Aber es war zu lange her.
    Temudschin war längst tot. Und das hier war ein ganz anderer Teil der Welt, von dessen Existenz damals niemand etwas geahnt hatte.
    Und auch diese Welt war schon alt.
    Es gab Ureinwohner, die ständig Schwierigkeiten machten und ihr Land zurückerobern wollten. Es gab die Eroberer mit den besseren Waffen.
    Und es gab diese kleine Stadt, die von ihren weißhäutigen Bewohnern verlassen worden war. Einst hatte man sie gegründet, warum, wußte Wang Lee nicht und hatte Chuck auch nicht danach gefragt, aber die Indianer waren zu nah, und sie duldeten die Stadt nicht. Sie überfielen die Weißen, ihre Versorgungstransporte, ihre Farmen. Das Leben in der Stadt wurde schlechter, und einer nach dem anderen gab auf und wanderte aus. Man zog weiter nach Norden und Westen. Dorthin, wo es noch Chancen gab.
    Hier, in Panhandle, gab es sie nicht.
    Es hatte einen großen Krieg gegeben. »Union« und »Konföderation« nannten sich die beiden Mächte. Die »Konföderation« besaß viele Sklaven, die gut arbeiteten und sehr viel gute Ware herstellten. Der »Union« war das ein Dorn im Auge, sie wollte nicht für diese preiswerte und gute Ware bezahlen und erklärte der »Konföderation« den Krieg. Ein Herrscher, der Präsident genannt wurde, wurde ermordet, und blutige Schlachten folgten. Die Sklaven wurden von der

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