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0289 - In der Hölle verschollen

0289 - In der Hölle verschollen

Titel: 0289 - In der Hölle verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch keinen Traum, sondern etwas Grandioses, Unwahrscheinliches. Damit mußte ich erst fertig werden. Tanith hatte mir einen Weg gewiesen, den ich noch nicht kannte. Vielleicht stand ich sogar an der Schwelle zum Totenreich, und über meinen Rücken rann ein Schauer. Es war keine Angst, die diese Reaktion hinterlassen hatte, sondern eher ein Gefühl der Ehrfurcht und Demut.
    Konnte ich tatsächlich mit den Gesetzen der Natur spielen und sie übergehen?
    »Wünsch es dir, John!«
    Ich hielt den Kelch fest umklammert, ging einen Schritt vor und wünschte mir, in meiner Wohnung zu sein.
    Für einen winzigen, kaum meßbaren Zeitraum spürte ich ein leichtes Ziehen im Hinterkopf, und im nächsten Augenblick war wieder alles anders. Verschwunden die Schwärze, ein trübes Halbdunkel umgab mich. Durch die Fenster sickerte ein grauer Schein, ich schaute mich um, und mein Herz begann rasend zu pochen.
    Tanith hatte recht behalten.
    Ich befand mich genau dort, wo ich mich hingewünscht hatte. In meiner Wohnung.
    Das war doch nicht möglich!
    Schwindel überkam mich. Die Ereignisse waren erdbebengleich über mich hinweggefahren. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, torkelte zu einem Sessel, und streckte den Arm aus, um mich an der Lehne abzustützen.
    Es ging nicht.
    Die Hand faßte hindurch. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Erde. Aber auch diesen Widerstand merkte ich nicht, denn obwohl eine Unterlage, der Boden also, vorhanden war, spürte ich ihn nicht.
    Für einen Moment blieb ich hocken und senkte den Kopf. Scharf dachte ich nach und kam auch zu einem Ergebnis, das für mich wahrhaft überwältigend war.
    Ich, John Sinclair, bestand nicht mehr aus Materie, sondern war feinstofflich geworden!
    Das Wort unwahrscheinlich reichte nicht aus, um das Phänomen zu erklären. Vielleicht war mir das gelungen, wovon viele andere nur träumten, aber ob es so gut war, zog ich zumindest hier im Anfangsstadium in Zweifel.
    War ich unsichtbar geworden?
    Ja, das mußte sein, aber ich wollte noch einen Versuch starten, deshalb rief ich nach Tanith.
    Sie antwortete mir aus dem Reich der Toten. »Hast du dich damit abgefunden, John Sinclair?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Es ist auch zu schwer, damit fertig zu werden, aber du wirst dich daran gewöhnen müssen, wenn du dem Satan einen Streich spielen und die Kugel holen willst, um deine beiden Freunde zu befreien.«
    »Kann ich auch woanders hin?«
    »Alle Wege stehen dir offen. Oder fast alle.«
    »Dann will ich…«
    »Moment«, sagte Tanith. »Du mußt, bevor du dir ein anderes Ziel aussuchst, wieder zurück.«
    »Ins Nichts?«
    »So ist es!«
    Ich stand auf. Es war ein völlig normales Gefühl. Ich hatte wirklich nicht den Eindruck, feinstofflich zu sein. Meine Körperfunktionen reagierten normal, und ich dachte daran, wie winzig ich doch war, wenn es um andere grandiose Kräfte ging. Meine Gedanken spielten Purzelbaum. Ich dachte daran, welche Möglichkeiten mir eröffnet worden waren. Ich konnte also überall hin, auch in die Hölle? Oder in das geheimnisvolle Land Aibon. Vielleicht auch in die Vergangenheit? Nach Atlantis oder in die Schlucht der stummen Götter.
    Mir wurde schwindlig, wenn ich näher darüber nachdachte.
    Dann trat ich den berühmten Schritt vor, spürte abermals das Ziehen, und die absolute Schwärze umfing mich.
    Ich war wieder an meinen Ausgangspunkt zurückgekehrt. Innerhalb des Kelches schimmerte geheimnisvoll das Gesicht der toten Tanith, wobei die Lippen zu einem gütigen Lächeln verzogen waren.
    »Versuch es noch einmal!« hörte ich Taniths Stimme.
    Ja, ich wollte endlich wissen, woran ich war, dachte wieder an ein Ziel und tat den nächsten Schritt.
    Die Umgebung veränderte sich.
    Ein Haus, ein anderes Zimmer, Menschen.
    Suko und Shao.
    Ich befand mich bei den Conollys!
    ***
    Es waren für Shao und Suko quälende Stunden gewesen, und allmählich graute der Morgen. Im Osten schob sich etwas Helleres über den Himmel, ein langer grauer Streifen.
    Schlaf hatten die beiden keinen gefunden, sie waren nur froh, daß Johnny ruhig in seinem Bettchen lag. Er hatte den vorläufigen Verlust seiner Eltern am besten verkraftet.
    Suko, der normalerweise immer die Ruhe in Person war, zeigte sich sehr unruhig. Er konnte nie auf der Stelle sitzenbleiben, rutschte auf dem Stuhl oder dem Sessel hin und her, wobei er ab und zu zum Telefon griff, um bei seinem Freund, dem Geisterjäger John Sinclair anzurufen.
    Dort meldete sich

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