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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Aber ihre Gefühle für ihren früheren Freund hatten sich doch sehr geändert. Dennoch konnte sie sich auch jetzt von Hallams Verbrechen noch keinen Begriff machen. Hin und wieder hatte sie in den Zeitungen Geschichten über das ›Rauschgiftlaster‹ gelesen, aber bis jetzt hatte es nur ihre Wißbegierde erregt. Sie hielt es für etwas sehr Unangenehmes, aber das war auch alles, denn Elsa war noch niemals mit einem Süchtigen in Berührung gekommen.
    Major Amerys Benehmen war an diesem Nachmittag besonders nervenaufreibend. Nichts schien ihm recht zu sein. Er lief durch die Büros wie ein wutentbrannter Löwe und fuhr aus geringen Anlässen die Leute heftig an.
    »Er erinnert mich an einen lärmenden Cowboy«, zischte Miss Tame, vor Wut zitternd.
    »Was hat er Ihnen denn getan?« frage Elsa belustigt.
    »Was hat er nicht getan?« knirschte die zornige junge Dame. »Er ist ein lärmender, prahlerischer Kerl, weiter nichts! Ich wünschte, daß mein Vater ein paar Worte mit ihm spräche. Mein Vater müßte ihn nur anschauen, und schon würde er sich verkriechen!«
    »Ich glaube nicht, daß Ihr Vater sich verkriechen würde«, äußerte Elsa, als wenn sie nicht verstanden hätte.
    »Ich meine nicht meinen Vater, ich meine diesen frauenquälenden Vampir! Da fällt mir übrigens ein, Miss Marlowe - wann kommen Sie mal zu mir zu einer Tasse Tee? Ich wollte Ihnen unser neues Haus zeigen.«
    Dieser Einladung war Elsa bisher aus dem Weg gegangen.
    »Gelegentlich«, erwiderte sie unbestimmt.
    »Wir sind zwar nicht so vornehm wie Sie«, gab Miss Tame zu, »aber Vater ist Gentleman durch und durch, und Sie finden im ganzen West End kein schöner möbliertes Haus.«
    Elsa mußte lachen. »Ich will doch nicht Ihre Möbel ansehen, Jessie. Wirklich, ich will kommen, sobald ich kann. Diese schreckliche Gerichtsverhandlung . . .«
    »Ich verstehe Sie, meine Liebe«, fuhr Miss Tame mit einem melancholischen Blick fort. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist . . .«
    In diesem Augenblick kam aus dem Nebenzimmer ein leises Geräusch. Entweder war es das Knarren eines Stuhles oder das Klirren des Brieföffners auf der Schreibtischplatte - jedenfalls genügte es, um Miss Tame zu eiliger Flucht zu veranlassen.
    Elsa konnte an diesem Tag eine Stunde früher als gewöhnlich gehen, und sie war froh darüber, denn sie wollte im Hotel ihre Koffer und ihr kleines Radio abholen, das sie in ihrem neuen Zimmer anschließen wollte. Noch vor wenigen Stunden hatte sie nicht die geringste Absicht gehabt, länger als unbedingt nötig Gast von Mrs. Trene Hallam zu sein. Und nun war sie im Begriff, ihren Besuch auf unbestimmte Zeit auszudehnen! Sie fragte sich nicht nach dem Grund ihrer Sinnesänderung - ihn kannte sie nur zu genau. Major Amery brauchte nur zwei Sätze zu sagen, und schon hatte sie seinem tyrannischen Willen nachgegeben.
    Mrs. Trene Hallam beobachtete das Anschließen des Radioapparates mit mehr Interesse als Begeisterung.
    »Sie beabsichtigen also, länger zu bleiben?« fragte sie, und ihr Ton klang nicht besonders ermutigend.
    »Sie hatten mich für einen Monat eingeladen«, erwiderte Elsa etwas verlegen.
    »Aber bleiben Sie, solange Sie wollen, meine Liebe!« Doch Lous Bemühen, ihren Worten etwas Wärme zu geben, klang nicht überzeugend.

33
    In Scotland Yard fand eine Besprechung statt. Vor der eigenartigen ›Spitzeltür‹, hinter der in der Abenddämmerung diejenigen verraten wurden, die irrtümlicherweise jemand ihr Vertrauen geschenkt hatten, standen zwei Beamte, um einen Mann zu eskortieren, der noch erwartet wurde.
    Sir James Boyd Fowler, der Chef der Kriminalabteilung von Scotland Yard, hatte seinen Kommissar und einen Kriminalinspektor bei sich.
    Es war kurz vor fünf, und Bickerson schaute ab und zu auf die Uhr.
    »Sie können jeden Augenblick eintreffen«, sage Kommissar Wille. »Glauben Sie, Bickerson, daß Ihnen dieser Mann viel Auskunft geben wird?«
    »Jawohl«, antwortete Bickerson. »Drei Monate vor seiner Verhaftung war er in London, und ich habe Grund zu der Annahme, daß er in sehr engen Beziehungen zu den ›Amateuren‹, wenn nicht gar zu Soyokas Bande, stand.«
    »Wird er sie aber auch verzinken?« überlegte Sir James laut. »Das ist die Hauptsache - wird er sie verzinken? In den letzten vier Tagen hat der Minister mich dreimal angerufen und einen Bericht verlangt. Bis jetzt haben wir aber noch gar nichts vorzuweisen. Sie sind tatsächlich sicher, daß Amery der Manager ist?«
    »Vollkommen sicher!« behauptete

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