0291 - Die Doppelrolle eines Satans
verhängten Fenstern dröhnte das Lärmen einer grellen Musikbox. Männerstimmen versuchten, deh Lärm der Musik zu überschreien, wenn es darum ging, die weibliche Bedienung aufmerksam zu machen.
Am Ende des Gebäudes gab es eine Einfahrt, die mit einem mehr als mannshohen Holztor verschlossen war. Das Tor stand einen Spalt offen, aber als ich im Vorbeigehen einen prüfenden Blick durch den Spalt warf, sah ich nichts weiter als eine Reihe von überquellenden Mülltonnen, zwischen denen noch mit Abfällen, vollgestopfte Kartons standen.
Wir gingen weiter bis zur nächsten Straßenecke, bogen nach links ein und umrundeten den Block einmal. Wir besahen uns alle geparkten Fahrzeuge. Es gab nicht eines, das uns hätte irgendwie verdächtig erscheinen können.
Als wir das zweite Mal vor dem Lokal standen, grinste Phil flüchtig und meinte halblaut: »Also dann rein ins Vergnügen! Hast du schon eine bestimmte Vorstellung, wie wir vorgehen sollen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Erst müssen wir uns mal ansehen, was überhaupt los ist«, erwiderte ich. »Danach können wir immer noch entscheiden, was im Einzelnen zu tun ist,«
»Okay«
Wir stießen die Tür auf. Dahinter gab es oben an der Decke eine halbkreisförmige Schiene, in der die Rollen eines dichten, dunklen Vorhangs liefen. Den Vorhang konnte man in der Mitte des Halbkreises auseinanderziehen, und dort stand er auch schon um die Breite eines Fußes offen.
Die Kneipe bestand aus mehreren Räumlichkeiten. Alle Durchgänge, sämtliche Wände und die Decken waren als Höhlen verkleidet, so dass man den Eindruck hatte, man befände sich in einer Gebirgsgrotte, Die Beleuchtung war so gut versteckt, dass man erst hätte suchen müssen, um die Lichtquellen zu entdecken.
Gleich im vordersten Raum gab es ungefähr acht Tische, an denen etwa zwanzig Personen saßen. Darunter waren vier oder fünf grell geschminkte Mädchen, die in der gedämpften, roten Beleuchtung noch verlebter aussahen als sonst Ein paar Männer, die der Tür am nächsten saßen, drehten sich um und musterten uns neugierig, aber ohne Feindschaft.
Alle anwesenden Personen hatten eines gemeinsam: die zu grelle Aufmachung ihrer Kleidung. Man sah häufig Krawatten, auf denen Pin-up-Girls aufgemalt waren. Der Eingangstür gegenüber gab es eine lange, geschwungene Bar, hinter der drei Mädchen in Bärenfellen stilecht für die durstigen Kehlen der Gäste sorgten. Ein Blick in ihre Gesichter ließ sofort den Verdacht aufkommen, dass es hier ratsam sei, jedes bestellte Getränk sofort zu bezahlen.
Wir sahen uns flüchtig um und schoben uns dann zwischen den Tischen durch zur Bar. Da die Bande, die wir ausgehoben hatten, wochenlang beobachtet worden war, hatten wir uns Bilder von allen Mitgliedern beschaffen können. Wir wussten also, wie die drei Mann aussahen, die uns außer Tonio Beracci bei der nächtlichen Aktion nicht in die Hände gefallen waren An der hohen Bartheke schwangen wir uns auf die Barhocker. Augenblicklich stürzte sich eine weißblonde Bärenfellschönheit auf uns und erkundigte sich nach unseren Wünschen.
»Whisky«, sagte Phil. »Aber richtigen, aus sauberen Gläsern und zu einem erträglichen Preis.«
»Du bist wohl ein kleiner Witzbold, was?«, konterte das Mädchen bissig. »Ich kann dir aus der Küche ein Tuch bringen lassen, damit du dir dein Glas vorher selber ausreichend putzen kannst.«
»Meinen Job als Geschirrspüler habe ich vorige Woche auf gegeben«, erwiderte Phil, ohne mit der Wimper zu zucken. »Und ich habe auch nicht die Absicht, ihn je wieder aufzunehmen. Ist Tony nicht da?«
»Was für ein Tony?«, fragte das Mädchen, und ihr Gesicht war so unbeweglich, dass man ihr unmöglich ansehen konnte, ob sie wusste, von wem Phil sprach, oder ob sie es nicht einmal ahnte.
Phil sah sich in gut gespieltem Misstrauen erst einmal um, bevor er leise erklärte: »Welcher Tony wohl? Big Boy Tony natürlich. Er hat uns hierher bestellt.«
»Erstens«, brummte das Mädchen nicht sonderlich freundlich, »erstens habe ich keine Ahnung, von welchem Jungen gesprochen wird. Es laufen jede Menge Tonys rum, falls Sie das noch nicht gewusst haben sollten. Zweitens aber wird er schon kommen, wenn er Sie hierher bestellt hat. Also bleibt’s nun bei dem Whisky?«
»Natürlich«, sagte ich. »Von der Salzsäure, die hier sonst noch als Getränk ausgeschenkt wird, möchten wir uns lieber nichts zu Gemüte führen.«
»Ausgesprochen witzig«, sagte das Mädchen und schob uns zwei
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