Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0291 - Die Doppelrolle eines Satans

0291 - Die Doppelrolle eines Satans

Titel: 0291 - Die Doppelrolle eines Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Doppelrolle eines Satans
Vom Netzwerk:
Kälte.«
    »Ja.«
    Ich folgte seinem Rat. Ein spürbarer Nutzen war nicht festzustellen. Aber die Muskeln bewegten sich.
    Als das Wasser die Brust erreichte, war es, als ob sich ein Panzer aus Eis eng um das Herz legte und es zu erdrücken drohte.
    »Lange dürfen wir nicht mehr warten«, sagte ich. »Die Kälte macht einen fertig.«
    »Wir müssen warten«, antwortete Phil aus der absoluten Schwärze heraus, die uns einhüllte.
    »Aber…«
    »Wir müssen warten«, wiederholte Phil.
    Ich wollte noch einmal einen Einwand machen, aber ich ließ es. Er hatte ja recht. Wenn wir die Türen zu früh öffneten, unterschrieben wir unser eigenes Todesurteil.
    »Wenn wir wenigstens die Hände frei hätten«, sagte Phil auf einmal. »Ich möchte nichts weiter als den Mantel ausziehen. Er ist zu schwer, wenn er sich vollgesogen hat.«
    Schweigen. Nur das Gluckern des Wassers, das uns jetzt schon bald bis zum Halse reichte. Eine endlose Zeitspanne verging. Dann sagte Phil auf einmal: »Ich glaube, wir sollten es jetzt riskieren. Das Wasser steigt nicht mehr. Das ist ein Zeichen, dass die Luft schon so zusammengedrückt ist, dass sie den gleichen Druck ausübt wie das Wasser. Jedes weitere Warten kostet unserem Körper nur Wärme und dadurch Kraft.«
    »Gott sei Dank«, sagte ich. »Ich fühle mich wie ein Eisblock.«
    »Bist du so weit?«
    »Augenblick.«
    Ich tastete nach dem Türgriff. Als ich ihn endlich zwischen den gefesselten Händen hielt, sagte ich: »Den Griff habe ich. Du auch?«
    »Ja. Und hör zu, Jerry: Keiner kümmert sich um den anderen, klar? Wenn einer hängen bleibt, würde der andere mit ertrinken, wenn er versuchen wollte, dem anderen zu helfen. Ist das absolut klar?«
    »Absolut«, sagte ich. »Mach’s gut, alter Junge! Stoß dich kräftig ab, wenn du den Oberkörper draußen hast.«
    »Gib dir selber gute Ratschläge«, sagte Phil. »Du hast es am schwersten. Willst du deine Tür zuerst auf drücken?«
    »Kommt nicht in Frage. Zur gleichen Zeit! Du zählst!«
    Ich rutschte hinter dem Steuer weg bis ganz an die Tür. Den rechten Fuß zog ich schon um die Steuersäule herum. Mit den gefesselten Händen hielt ich den Türgriff gepackt. Den Kopf hatte ich etwas zurückgelegt, weil das Wasser bis ans Kinn stand.
    Phil fing an zu zählen.
    »Bei drei«, sagte er. »Ich zähle in Abständen von fünf Sekunden. Achtung!… Eins…«
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, zählte ich lautlos vor mich hin, vierundzwanzig, fünf und…
    »Zwei«, sagte Phil.
    Ich atmete rascher und tief. Als ich bei vierundzwanzig war, pumpte ich mich voll Luft.
    »Drei«, sagte Phil.
    Ich presste die Lippen aufeinander. Der Türgriff funktionierte leicht. Ich spürte einen rhassigen Druck auf die Tür, aber sie ließ sich langsam nach draußen drücken. Mit einem dumpfen Gluck, der fast ein Knall war, verschwand die Luftblase zu zwei Dritteln aus dem Wagen. Wasser war auf einmal auch rings um meinen Kopf.
    Ich schob die Beine hinaus, während ich mich noch am Türgriff festhielt. Ich ließ die Füße auf dem Türboden und rutschte vom Sitz weiter ins Leere hinein. Als ich ins Bodenlose sinken wollte, gab ich mir einen Stoß und ließ im gleichen Augenblick die Tür los.
    Es ging aufwärts, das spürte ich am Strömen des Wassers Aber es nahm und nahm kein Ende. Schon stach die Atemnot in meinen Lungen. Ich verschluckte Luft und machte mir klar, dass ich es noch eine ganze Weile aushalten könnte. Aber das Stechen in meinen Lungen nahm zu.
    Es wurde heller. Ich wusste, dass ich innerhalb von zwei Sekunden den Mund aufreißen würde gegen meinen Willen.
    Silberhelle war auf einmal über mir. Ich nahm den letzten Rest meines Willens zusammen und presste die Zähne so fest aufeinander, dass ein Schmerz durch meine Kiefer ging.
    Und dann hielt ich es einfach nicht länger aus. Ich riß den Mund weit auf -und klare, kalte Luft drang wie die Erlösung selbst in meine Lungen. Meine Beine trampelten automatisch das Wasser unter mir, ich atmete tief, schluckte Wasser, hustete, atmete, prustete, atmete und schluckte wieder Wasser.
    Und da hörte ich auf einmal einen gellenden Schrei wie vom Himmel herab.
    »Da sind sie! Alle beide! Schnell! Ein Seil!«
    Ich kam ein wenig zur Ruhe und bewegte meine Beine langsamer. Droben, an der hohen Kaimauer, standen Leute und winkten und gestikulierten.
    »Hallo, du lahme Ente«, krächzte jemand ziemlich nahe.
    Ich versuchte, mich umzusehen, und entdeckte Phil, der genauso seine liebe Not mit den

Weitere Kostenlose Bücher