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0291 - Die Doppelrolle eines Satans

0291 - Die Doppelrolle eines Satans

Titel: 0291 - Die Doppelrolle eines Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Doppelrolle eines Satans
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schweren, nassen Kleidungsstücken hatte, die uns wie Bleigewichte am Körper hingen.
    Neben mir klatschte ein Ende von einem kräftigen Tau ins Wasser.
    Gut gemeint. Aber mit gefesselten Händen kriegen! Ich machte mit den Beinen ein paar Schwimmstöße. Zweimal griff ich mit den Händen daneben, schluckte Wasser und strampelte krampfhaft, um zu bleiben, dann erwischte ich das Ding endlich. Ich hielt mich fest und war froh, als ich von oben einen kräftigen Zug spürte.
    »Nicht rausziehen!«, schrie ich hinauf. »Unsere Hände sind gefesselt! Wir können uns nicht halten! Ein Boot! Schnell! Ein Boot!«
    Ich konnte mich an dem Seil halten, aber wo war Phil? Ich sah mich um. Er war ein Stück abgetrieben und kam immer wieder mit dem Kopf unter Wasser. Ich schrie und schrie und schrie, um die Leute auf Phil aufmerksam zu machen.
    Und da sauste auf einmal etwas Langgestrecktes, Pfeilgerades weit oben von der Kaimauer weg und in einer eleganten Kurve ins Wasser. Gleich darauf teilten kräftige Arme die Wellen. Ich schloss die Augen. Gott sei Dank, hämmerte es in meinem Herzen. Gott sei Dank, sagte jeder Pulsschlag in meinem Gehirn.
    ***
    »In ein paar Minuten hätten wir die Taucher hiergehabt«, sagte der untersetzte stämmige Sergeant von der Hafenpolizei. »Vom Nachbarpier hat es ein Kranführer gesehen, wie der Wagen ins Wasser fuhr. Er dachte, es müssten total Betrunkene drinsitzen.«
    »Sie bringen mich auf eine Idee«, krächzte ich und griff nach der Rumflasche, die auf dem Tisch stand.
    Wir saßen im Aufenthaltsraum einer Abteilung der Hafenpolizei. Unsere Kleider lagen in einem klitschnassen Bündel, um das sich allmählich eine größer werdende Lache ausbreitete, auf einem Stuhl. Wir selbst hockten, in Decken gehüllt, neben dem elektrischen Heizofen, klapperten mit den Zähnen und fanden trotzdem die Welt wunderschön.
    Namentlich den Rum. Er rann schwer wie flüssiges Feuer durch die Kehle, verbrannte einem die Zunge und rumorte wie das leibhaftige Höllenfeuer in den Eingeweiden.
    Wenig später kam ein Arzt aus der Hafenverwaltung. Er klopfte und horchte uns ein bisschen ab, sah auf die Rumflasche und meinte: »Etwas Besseres kann ich Ihnen auch nicht verschreiben. Wir wollen hoffen, dass Sie keine Lungenentzündung kriegen, aber das kann man nicht nach fünf Minuten feststellen. Was war denn los? Sind Sie ins Wasser gefallen?«
    »Ja«, sagte Phil. »Mit einem Auto.«
    Der Sergeant glühte vor Eifer. Wir ließen ihm das Wort. Er erzählte die Geschichte weit ausführlicher, als er sie von uns gehört, hatte. Gelegentliche Ausschmückungen entsprachen nicht so ganz der Wahrheit, aber wir ließen ihm den Spaß, Der Arzt seufzte, als der Sergeant, zu Ende war: »G-man müsste man sein! Da passiert wenigstens noch was!«
    »Arzt müsste man sein«, grinste ich. »Da könnte man sich solche frommen Wünsche leisten.«
    Der Doc lachte, nahm seine Tasche und verabschiedete sich, nachdem er uns ein paar gute Ratschlage erteilt hatte, die vorwiegend darin bestanden, dass wir ins Bett gehen und ordentlich schwitzen sollten.
    »Mit dem Bett«, brummte ich düster, »wird es noch eine Weile dauern. Aber ins Schwitzen werden wir vielleicht sehr bald kommen. Wir brauchen nur erst trockene Kleider.«
    Die Kleider waren schon unterwegs. Gleich nach unserer Ankunft hatte ich mit dem Distriktsgebäude telefoniert. Die Kollegen hatten einen Mann mit Spezialdietrich ausgerüstet und ihn in einen Funkstreifenwagen des FBI gesetzt. Er würde zuerst Phils und anschließend meiner Wohnung einen Besuch abstatten, um alles Nötige aus unseren Schränken zu holen. Bis dahin mussten wir uns gedulden.
    »Wie wär’s eigentlich mit einem brühheißen Kaffee?«, fragte der Sergeant. »Zu dem Rum - das müsste doch gut schmecken, wenn man den Kaffee schwarz trinkt?«
    »Man sollte Sie befördern, Sergeant«, sagte Phil. »Ihre Einfälle zeigen, dass Sie verstehen, worauf es ankommt.«
    Der Sergeant grinste diensteifrig.
    »Ich heiße Josuah«, sagte er. »Nach so ’nem Heiligen oder was Ähnlichem. Aber meine Freunde nennen mich Jos.«
    Wir schüttelten ihm die Hand und sagten unsere Vornamen. Nachdem wir alles überstanden hatten, wären wir bereit gewesen, uns mit jedermann beim Vornamen anzusprechen. Ich erkundigte mich, wer eigentlich der kühne Schwimmer gewesen sei, der von der hohen Kaimauer mit Hechtsprung ins Wasser gesprungen war, um den abtreibenden Phil zu retten.
    »Oooch«, dehnte Josuah verlegen, »das war ich. Ich

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