0292 - Satans Knochenuhr
lag hinter mir. Ich mußte nach Süden fahren, um Croydon zu erreichen. Der Flughafen war nicht völlig stillgelegt worden. Noch immer landeten dort Maschinen, aber nicht mehr die großen Düsenclipper, sondern Sportflugzeuge.
Einen Teil des großen Geländes hatte man vermietet oder verkauft. Unter anderem auch an die Firma CIVI, die dort ihre Studios aufgebaut hatte.
Darauf war ich gespannt, natürlich auch auf den Leiter oder Besitzer Ray Keene.
Das Video-Geschäft war ein verdammt hartes. Es gab Firmen, die sich an der Grenze oder jenseits der Legalität bewegten. Eine regelrechte Mafia hatte sich dort etabliert, und mich würde es nicht wundern, wenn ich plötzlich einem alten Bekannten begegnet wäre. Logan Costello, Londoner Mafiakönig. Auch er hatte seine Finger unter anderem im Video-Geschäft, ohne die anderen Gebiete, wie Rauschgift, Prostitution und organisiertes Bandentum, zu vernachlässigen. Man konnte praktisch alles in einen großen Topf werfen.
Auch die Zuhälter und damit ein Großteil der Halbwelt war ins Video-Geschäft eingestiegen. Den Leuten saß das Geld nicht mehr so locker. Die Dirnen verdienten weniger, was sich natürlich auf die Einkommen ihrer Zuhälter auswirkte.
An der wirtschaftlichen Lage konnten sie nichts ändern. Deshalb mußten sie sich neue Einkommensgruppen erschließen, und ihre Wahl war eben auf das Video-Geschäft gefallen.
Hier konnten sie sich austoben, denn die Mädchen, die sonst die Männer angemacht hatten, waren billige »Schauspielerinnen«, während die Filme doch einiges brachten.
Ich war sicher, daß ich bei Ray Keene auch diese Art von Geschäft erleben würde.
Wie dem auch sei, für mich zählte Sheila Conolly. Ich mußte sie einfach rausholen. Sie durfte nicht auch noch in die Klauen des Satans gelangen und dort bleiben.
Seltsamerweise hatte ich bei ihr Hoffnung, während ich die für Jane Collins längst aufgegeben hatte.
Beide waren schlecht miteinander zu vergleichen, denn Jane stand voll auf der Seite des Satans und gehorchte Wikka, der Oberhexe. Sie war auch bereit, für den Teufel in die Bresche zu springen und hatte selbst schon scheußliche Verbrechen verübt, was ich nicht begreifen konnte.
Hoffentlich kam es mit Sheila nicht auch soweit. Sie war gewissermaßen ein klassischer Fall. Obwohl sie durch unsere Abenteuer hätte gewarnt sein müssen, war es dem Teufel dennoch möglich gewesen, an sie heranzukommen. Er bediente sich da eines fast menschlichen Tricks, denn er hatte vor einigen Wochen den Geist ihres verstorbenen Vaters ins Spiel gebracht, und darauf war Sheila voll abgefahren. Sie erlag den Lockungen, geriet in die Hände des Teufels und damit sogar in die Hölle oder deren Vorhof, wo wir sie fast hätten befreien können, nachdem sie sogar auf Bill, ihren Mann, geschossen hatte.
Die Frau hatte Schreckliches hinter, aber wahrscheinlich auch noch vor sich.
Ich hoffte, ihre Qualen verringern zu können, wenn es mir endlich gelang, sie aus den Klauen des Satans zu befreien.
Den noch immer aufgestellten Hinweisschildern mußte ich folgen. Ungefähr zwei Meilen waren es bis zum Ziel. Die Gegend hatte das Flair der Großstadt verloren, ich fuhr durch ländliche Gebiete, flach, überschaubar, eben ideal für Flugzeug-Landungen.
Wer ein so großes Gelände gepachtet oder gekauft hatte, der sorgte auch sicherlich dafür, daß Besucher den Weg zu ihm fanden. Ich hielt deshalb nach weiteren Hinweisschildern Ausschau und hatte das Glück des Tüchtigen. In einem Signalrot leuchtete auf dem weißen Untergrund des Schildes das Wort CIVI, umrahmt von den Konturen eines kleinen Monitors.
Da es nach rechts wies, fuhr auch ich in die Richtung und erreichte ein gerades Stück Straße, das links und rechts von Drahtzäunen begrenzt wurde.
Das Gelände gehörte bereits zum Flughafen. Und ich sah auch zwei Sportmaschinen in der Luft sowie weit über ihnen die Konturen eines Segelflugzeuges.
Schnurgerade stieß das hellgraue Asphaltband durch das Grün der Landschaft. Links lagen der Tower und die Abfertigungshallen. Sie glänzten im Licht der Sonne.
Vor mir entdeckte ich auch zahlreiche Bauten. Hohe Kästen, schmucklos und zweckmäßig.
Die Studios.
Ein großes Tor erreichte ich ebenfalls. Als ich hindurchfuhr, löste sich aus dem Schatten einer kleinen Wachbude der Portier. Er hob lässig die linke Hand.
Ich ließ das Fenster nach unten surren und vernahm schon seine Frage: »Wer sind Sie? Zu wem wollen Sie?«
»Mein Name ist John
Weitere Kostenlose Bücher