0292 - Satans Knochenuhr
sollte ihm ohne Druck gehorchen. Dafür wollte er sorgen und auch alles einsetzen, zu dem er fähig war.
Wieder drang Rauch aus seinem Maul. »Ich kriege dich noch!« versprach er mit heiserer Stimme.
»Ich kriege dich. Ich habe bisher jeden Menschen bekommen, und da machst auch du keine Ausnahme, das kann ich dir versprechen, du verdammtes Weib, du! Noch bin ich mit meinen Tricks nicht am Ende. Einen kleinen Vorgeschmack hast du bekommen. Ich bin sicher, daß er trotz allem seinen Erfolg gezeigt hat. Du wirst das Grauen kennenlernen, und wirst mir freiwillig die Füße küssen, wenn ich dir zeige, was ich mit anderen mache. Ich hatte gedacht, es dir ersparen zu können, nun aber wirst du eine neue Variante der Hölle kennenlernen. Die Knochenuhr!«
Sheila zuckte zusammen. Die Haßtirade des Satans hatte sie über sich ergehen lassen, ohne irgend etwas zu unternehmen. Nun aber war ein neuer Begriff gefallen.
Knochenuhr!
Asmodis kicherte. »Davon hast du noch nie gehört, nicht wahr?«
»Nein.«
»Dann wirst du sie gleich sehen. Sie ist etwas ganz besonderes und überzeugt jeden. Auch dich wird sie schaffen. Ein Prunkstück aus der Hölle, das sage ich dir!«
Der Teufel drehte sich um. Er tat dies sehr hektisch, und sein schwarzer Umhang wurde in die Höhe gewirbelt, so daß Sheila das blutrote Innenfutter erkennen konnte. Satan hatte sie so angezogen, wie man es eigentlich von einem Vampir erwartet hätte.
Er blieb stehen und wandte Sheila den Rücken zu. Dann schossen seine Arme vor.
Die Dunkelheit öffnete sich wie ein langsam zur Seite gedrückter Vorhang.
Etwas erschien, und Sheilas Augen weiteten sich vor Entsetzen…
***
Ich fuhr nach Croydon.
Da ich keine große Eile hatte, konnte ich gemütlich losrollen und dabei auch telefonieren.
Mit Suko sprach ich.
Nach seinem letzten harten Einsatz gegen den Golem war er wieder zu Shao und damit auch ins Haus der Conollys zurückgekehrt, um dort abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten, denn wir konnten den Rest der Familie nicht ohne Schutz lassen.
Ich bekam ihn sofort an die Strippe.
»Bist du wieder auf Tour?« fragte mich Suko.
»Ja.«
»Und wo?«
»Diesmal gewissermaßen innerhalb Londons. Also kein Abstecher ins Ausland.«
»Und ich muß hier sitzen.«
»Bei mir geht es um Sheila.« Auf Sukos Beschwerde ging ich nicht ein. Ich hatte Verständnis für ihn, wußte, wie es in ihm aussah. Ein agiler Mensch wie er konnte einfach nicht stillsitzen und abwarten, aber was blieb ihm sonst übrig? Wir konnten den kleinen Johnny nicht ohne Schutz lassen. Bill lag im Krankenhaus. Dort war er auch ziemlich hilflos, doch die Kugelwunde mußte kuriert werden.
»Hast du eine Spur von ihr, John?« Sukos Stimme klang gespannt. Er hatte in der letzten Zeit viel von seiner ihm angeborenen Ruhe verloren.
»Ja. Oder vielleicht.« Ich berichtete, was mir widerfahren war und überholte gleichzeitig einen langen Lastwagen.
»Gott, das ist furchtbar.«
»Wir werden sehen«, erwiderte ich. »Jedenfalls schaue ich mir die Filmstudios einmal genauer an.«
Ich scherte wieder links ein.
»Allein?«
Ich lachte. »Wieso? Willst du…«
»Gern, John. Sag Bescheid, wenn Not am Mann ist. Ich dachte mehr an Sarah Goldwyn.«
»Sie wollte mit. Ich konnte es ihr gerade noch ausreden. Du weißt ja, wie das ist.«
»Klar. Soll ich Bill davon unterrichten?«
Eine schwierige Frage, die mir Suko da gestellt hatte. Ich wußte nicht, wie es meinem Freund Bill ging, obwohl ich mit ihm öfter telefoniert und ihn auch besucht hatte. Doch über seinen seelischen Zustand war ich nicht informiert. Die Zeit, um mich danach zu erkundigen, hatten mir meine Gegner einfach nicht gelassen.
»Nein, laß es, Suko. Bill soll gesund werden. Er würde unter Umständen durchdrehen.«
»Das meine ich auch. Wobei ich mich frage, wie es möglich war, daß das Gesicht der Sheila Conolly plötzlich auf dem Film erschien?«
Ich lachte leise auf. »Über Erklärungen will ich da nicht nachdenken. Nur soviel. Der Hölle oder dem Teufel ist bekanntlich nichts unmöglich. Der dreht die tollsten Dinge.«
»Leider.«
Ich erkundigte mich nach Johnny und bekam zu hören, daß es dem Kleinen mittlerweile nicht mehr so gut ging. Er vermißte seine Eltern stark. Am Anfang hatten Suko und Shao ihn noch über den Verlust hinwegtrösten können, inzwischen wurden seine Fragen immer quälender und bohrender.
Sehr verständlich.
Wir beendeten das Gespräch, und ich kitzelte ein wenig das Gaspedal. Die City
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