0292 - Satans Knochenuhr
Schreie, die durch ein Nichts gellten und sich in der Unendlichkeit einer fremden, grausamen Dimension verloren.
Die Angst peitschte hoch. Die Flammen wurden stärker, jetzt spürte Sheila all die Pein, die Todesangst und das Grauen, das Hölle und Teufel für sie bereithielten.
Bis zum plötzlichen Ende.
Abrupt trat es ein. Wie ein Schnitt. Verschwunden waren die Schmerzen, sie spürte das Grauen nicht mehr. Sie konnte ihre Lage wieder als normal bezeichnen.
Doch was war schon normal?
Sheila konnte es selbst nicht sagen. Daß sie hier in einer Dimension lag, von der sie nicht wußte, wo sie sich befand?
Nein, das konnte man wirklich nicht mit dem Wort normal umschreiben. Dies war anormal, grauenhaft, fürchterlich, und sie schüttelte sich, als sie sah, wie sich Asmodis aus dem dunklen Grau hervorschälte und langsam auf sie zutrat.
»Das war dein Gesicht!« flüsterte er.
»Wie… was…?« Sheila stotterte, sie war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu formulieren.
»Nun, ich habe dir gezeigt, wie es ist, wenn das Grauen zuschlägt. Du hast die Qualen erlebt, wie sie auch eine Hexe spürt, wenn sie auf dem Scheiterhaufen steht. Ich nahm dir auf magische Weise dein Gesicht und schob es über das der brennenden Hexe. Dies alles geschah in einem Film, es war nicht einmal Wirklichkeit, aber du hast alles gespürt. In dem Film verbrannten zum Schluß Puppen, und du hast es gespürt, wie es ist, wenn eine Hexe brennt. Nun weißt du, was dir bevorsteht, wenn man dich erwischt und durch Feuer tötet. Deshalb ist es besser für dich, wenn du genau das tust, was ich von dir verlange und zusiehst, dich nicht erwischen zu lassen. Hexen, die brennen, erleiden höllische Qualen. Mit Worten kaum zu beschreiben. Stell dich unter meinen Schutz, tanze nie aus der Reihe, dann wirst du es gut haben. Ich würde dich gern zu Wikka und Jane Collins führen. Gemeinsam seid ihr stark, um auch mich gegen meine Feinde zu unterstützen.«
»Bitte, laß mich…«
Asmodis wurde wütend. Zornig trat er mit seinem verkrüppelten Fuß auf und schleuderte eine rote Funkenspur in die Höhe. »Willst du dich immer noch gegen mich stellen?«
»Du hast mich doch schon!« schrie Sheila verzweifelt und begann danach hemmungslos zu schluchzen.
»Ja, ich habe dich, da hast du recht. Aber ich will dich noch mehr, verstehst du?«
»Nein, nein, nein…« Gequälte Worte drangen aus Sheilas Mund. »Bitte nicht.«
»Ich will alles!« erklärte der Teufel. »Und du sollst mir bei klaren Verstand deine Bereitschaft erklären, mir zu dienen. Das will ich. Du sollst dem Glauben, deinem Leben und deiner Familie abschwören und allein für die Hölle leben. So will ich es haben, so steht es in den ungeschriebenen Gesetzen der Hölle. Weißt du nun Bescheid?«
»Ja.«
»Dann sprich mir den Eid der Hölle nach. Schwöre mir…«
»Nein!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich schwöre nichts. Ich will wieder zurück. Mein Mann, mein Sohn…«
Der Teufel unterbrach sie mit einem wütenden Schrei und einer heftigen Handbewegung. »Was sind schon dein Mann und dein Sohn? Ein Nichts. Gar nichts sind beide. Begreifst du das denn nicht?«
»Ich will.«
»Du willst der Hölle und mir dienen«, sagte der Satan. »Das ist alles. Daran wirst du dich halten. Ob es dir nun paßt oder nicht. Hast du mich verstanden?«
»Ja.«
»Dann schwöre!«
»Neiinnnn!« Es war der lauteste Schrei, den der Teufel je von Sheila Conolly gehört hatte. Selbst Asmodis zuckte zurück und hob seinen rechten Arm vor das dreieckige häßliche Gesicht. Ihm wurde plötzlich klar, daß ihm Sheila Conolly einen so großen Widerstand entgegensetzte, wie er es noch nie erlebt hatte. Für ihn unbegreiflich. Wie konnte ein Mensch überhaupt diese Stärke aufbringen?
Asmodis rechnete in seinen Dimensionen. Er vergaß dabei immer eines. Die Liebe, die Treue, das Band zwischen den Menschen. Und bei Sheila war es besonders stark, wie es eigentlich nur das Band einer Mutter sein kann. Sie holte Kraft aus dem, was sich Familie nannte. Damit kämpfte sie an. Und bisher war die Kraft so stark gewesen, daß sie dem Teufel widerstehen konnte, wenn sie nicht von ihm beeinflußt oder unter Kontrolle gehalten war.
Asmodis hätte sie längst zu einer Dienerin machen können. Das hatte er auch. In bestimmten Etappen gehorchte sie nur dem, was der Satan ihr sagte. Aber Asmodis besaß einen gewissen Ehrgeiz.
Bei klarem Verstand sollte Sheila erklären, daß sie auf seiner Seite stand. Das heißt, sie
Weitere Kostenlose Bücher