0294 - Der Feuer-Bumerang
hatte er mich in London angegriffen. Was steckte dahinter?
Ich wollte noch einmal mit Suko darüber sprechen, aber etwas lenkte uns ab.
Auf der Straße und deshalb nur gedämpft zu uns klingend, brandeten Stimmen und Schreie auf. Was sie zu bedeuten hatten, wußte ich nicht, aber irgendein Ereignis mußte die Menschen aufgeschreckt haben.
Deshalb eilte ich zum Fenster und schaute hinaus.
Zur Straße hin konnten wir nicht sehen, dennoch erkannte ich den Grund für den Aufruhr.
Er befand sich am Himmel.
Dort sah ich ein flammendes Fanal. Einen gewaltigen, kometenhaften Streifen, der in einer schrägen Linie seine Bahn über das Firmament zog und die Finsternis wie ein Flammenmesser durchschnitt.
Ich hielt den Atem an.
Neben mir pfiff Suko leise durch die Zähne. »Da hast du ja deinen Bumerang, John«, sagte er.
»Und in welchen Ausmaßen!« Wir beide schauten zu, wie er seine tanzenden Bewegungen ausführte, und ich dachte daran, was das für ein Mensch sein mußte, der so eine Waffe schleudern konnte.
Ein Riese von Kerl!
Tanzende, flammende Bewegungen. Figuren, die er malte. Abstrakte Abbildungen, die ineinanderliefen und mich an Laser-Lichtvorführungen erinnerten.
Der Bumerang war ein Phänomen, ein für mich weltbewegendes Ereignis. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Als ich einen Blick zurückwarf, da sah ich, daß auch mein Bumerang reagierte. Er lag auf dem Bett und war von einem matten Flammenring umkränzt. Kaltes Feuer, denn das Laken wurde nicht in Brand gesteckt.
Als ich wieder durch das Feuer schaute, war der große Bumerang verschwunden. Nur noch ein letztes Nachglühen leuchtete geheimnisvoll am dunklen Himmel.
Suko stieß die Luft aus. »Das ist ein Ding«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Hast du eine Erklärung?«
»Nein.«
Der Chinese hob die Schultern. »Die wird uns Zangy geben, mit Sicherheit.«
»Oder Rhokasa.«
»Der auch, John.«
Ich teilte Sukos Optimismus nicht, behielt dies für mich und dachte weiterhin an Zangy. Wann endlich tauchte er auf? Gehörte es vielleicht zu einer psychologischen Kriegsführung seinerseits, uns in diesem Hotel schmoren zu lassen? Ich schaute auf die Uhr.
»Du bist nervös, John«, stellte Suko mit ruhiger Stimme fest.
»Sicher.«
Der Inspektor erriet auch den Grund meiner Unruhe, denn er fragte:
»Sollen wir Zangy suchen?«
»Nein, er wird schon kommen. Er will ja etwas von uns. Zudem möchte ich mir keine Blöße geben.«
»Genau.«
»Mir geht dieser Bumerang nicht aus dem Kopf«, sagte ich zu meinem Freund. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Überlege mal, wie gewaltig der ist.«
»Und dann schaue dir deinen dagegen an.«
»Eben.«
»Würdest du mit der silbernen Banane gegen den anderen antreten wollen?« erkundigte sich Suko.
Ich lachte leise. »Wollen? Das muß ich wohl, mein Lieber. Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, wie ich das sehe.«
»Falls du ihn behältst«, dämpfte Suko meine Erwartungen.
»Was soll das denn heißen?«
»Ist doch einfach. Dieser Rhokasa will deine Waffe haben. Er wird alles daransetzen, sie auch zu bekommen. Daran solltest du denken. Oder besser gesagt wir. Zangy hält zu ihm. Der hat jetzt genau die Zeit, die er braucht, um uns eine Falle zu stellen. Ich bin dafür, selbst Aktivitäten zu entwickeln.«
»Wie sehen die deiner Meinung nach aus?«
Suko lächelte. »Erst einmal werde ich verschwinden. Ich gehe in mein Zimmer. Das läßt sich nämlich auch nicht abschließen, und ich möchte später keine zwei Koffer dastehen haben. Du verstehst.«
»Sicher.«
»Bis gleich dann.« Suko lief zur Tür. Unter seinem Gewicht bewegten sich die Dielen des Holzfußbodens. Auf dem Gang war es wieder ruhiger geworden. Nur ein Rauschen war permanent zu hören. Es schien wohl von einer Wasserspülung zu stammen.
Suko ging die paar Schritte bis zu seinem Raum. Die Tür war zwar zu, aber nicht abgeschlossen. Mit dem Ellbogen drückte er sie auf. Das Licht hatte er nicht brennen lassen, und so betrat der Chinese das dunkle Zimmer.
Wäre Suko nicht so in Gedanken versunken gewesen, hätte er die Gefahr vielleicht bemerkt, denn den Chinesen konnte man in solchen Dingen als übersensibel bezeichnen.
So aber dachte er mehr an Zangy, den Flammen-Bumerang und auch an Rhokasa.
Die beiden im Zimmer lauernden Männer hatten relativ leichtes Spiel.
Kaum übertrat der Inspektor die Schwelle, da lösten sie sich rechts und links aus den toten Winkeln der Tür und griffen an.
Blitzschnell waren sie über
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