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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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Edward Ballister kam aus dem Mordzimmer und trat zu uns. »Nicht zu glauben«, meinte er. »Ihr werdet’s nicht glauben«, meinte er. »Ihr werdet es nicht glauben, woher der Pfeil stammt.«
    »Na?«
    »Hier aus dem Haus.«
    »Dann gehört er Gloria Banter!«
    »Offenbar, Jerry. Dort hinter dem Vorhang bei der Hintertür hängt ein Köcher mit einem Dutzend der gleichen Pfeile. Der Täter muß sich dort bedient haben.«
    »Gloria Banter ist Bogenschützin.«
    »Aha. Auf dem Mordwerkzeug sind die gleichen Fingerabdrücke wie auf den anderen Pfeilen. Auf dem Mordpfeil allerdings befinden sich noch einige verschmierte Stellen, die darauf schließen lassen, daß der Pfeil von einer behandschuhten Faust angefaßt wurde.«
    »Natürlich wird der Täter Handschuhe getragen haben. Allerdings trägt man auch beim Bogenschießen Lederhandschuhe, um die Finger zu schützen.«
    Wir gingen wieder ins Kaminzimmer. Ich warf dem Doc einen fragenden Blick zu. Er nickte.
    Gloria Banter lag noch immer auf der Couch. Sie hielt die Augen geschlossen, atmete jetzt aber ruhiger.
    Ich zog mir einen Sessel heran und ließ mich darauf nieder.
    »Miß Banter?«
    Sie hob die Lider und sah mich aus leeren Augen an.
    »Miß Banter, fühlen Sie sich stark genug, um mir einige Auskünfte zu geben?«
    »Bitte, fragen Sie!« erwiderte sie mit dünner Stimme.
    »Wodurch sind Sie aufgewacht?«
    »Durch einen Schrei… durch den Todesschrei meines Vaters. Es war gräßlich.«
    »Wir fühlen mit Ihnen«, sagte ich. »Was taten Sie, nachdem Sie den Schrei gehört hatten?«
    »Ich sprang aus dem Bett, nahm die Pistole, warf mir den Morgenmantel über und schaltete in seinem Zimmer das Licht ein.«
    »Gingen Sie sofort auf den Flur?«
    »Nein. Ich war sehr schlaftrunken, und der Schrei war mir so in die Glieder gefahren, daß ich vor Angst zitterte.«
    »Und?«
    »Ich rief laut nach meinem Vater. Aber er antwortete nicht. Statt dessen hörte ich schwere Schritte auf dem Flur. Dann war es still.«
    Die junge Frau richtete sich langsam auf. In ihren Augen stand die Angst. »Dann öffnete ich die Tür meines Zimmers und blickte in den Flur. Ich sah sofort, daß die Hintertür offenstand. Auch die Tür zum Zimmer meines Vaters war weit geöffnet.«
    Gloria Banter stockte, ehe sie weitersprach. Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten. Ich sah, wie sich die langen, rotlackierten Nägel in die Handballen gruben.
    »Ich schaltete im Flur das Licht ein und sah mich um, aber niemand war da. Dann trat ich zur Hintertür, drückte sie zu, blickte hinter den Vorhang und ging dann ins Zimmer meines Vaters.« Ihre Stimme zitterte. »Dort war es dunkel. Ich knipste die Deckenleuchten an und…« Sie brach ab, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte haltlos.
    Ich wartete, bis sie sich beruhigt hatte. »Sie haben von dem Täter nichts gesehen?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Und der… Pfeil? Ist das Ihrer?«
    »Ja, es ist mein Pfeil.«
    Ich stand auf und winkte dem Doc. »Bitte, kümmern Sie sich um Miß Banter! Das war alles, was wir wissen wollten.« Wir überließen den Kollegen das Feld und fuhren zurück nach Manhattan.
    In der dritten Morgenstunde hatte dieser Tag für uns begonnen. Mein Freund und aueh ich, wir hätten beide gern noch einige Stunden geschlafen. Aber der Dienst eines G-man erfordert Opfer.
    Anders war es bei Huck Eaton. Auch er war an diesem Tag vor drei Uhr aus den Federn. Aber er tat es freiwillig. Sein Hobby erforderte das frühe Aufstehen, denn Huck war begeisterter Sportangler, und die Fische beißen bekanntlich am besten in der Morgen- und in der Abenddämmerung.
    Die beinahe sibirische Kälte, die New York in diesen Januarnächten heimsuchte, schreckte den fast 70jährigen Mann nicht.
    Huck Eaton war ein Kerl wie ein Fels. Groß, knochig, mit grimmigem rotem Gesicht, buschigen weißen Augenbrauen und dem bärbeißigen Ton eines echten ehemaligen New Yorker City Cops.
    Huck Eaton genoß jetzt seine Pension. Seine Frau war schon vor Jahren gestorben. Er hatte viel Zeit und konzentrierte sich ganz auf den Angelsport.
    Jeden Monat einmal fuhr er irgendwohin in die New-England-Staaten, um dort an kristallklaren Bächen den Forellen nachzustellen. Aber derartige Ausflüge waren mit erheblichen Kosten verbunden, die Eatons Pension nur selten erlaubte. Also fischte Huck während der übrigen Tage in der trüben New Yorker Hafenbrühe.
    Es war nicht allzuviel, was er dabei an Land zog. Und vor allem schmeckten die Fische scheußlich, was auf

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