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0296 - Die Herrin der Sterne

Titel: 0296 - Die Herrin der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausstieg, war er überzeugt, daß der Zwischenfall keine besondere Bedeutung hatte. Es tat ihm leid um die vier Krähen, die ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlen mußten.
    Vom Bahnhof aus nahm er eine der Rollstraßen, die zum Nordostende der Stadt hinausführte. Er mußte ein paarmal umsteigen und gelangte schließlich in jene Gegend, in der er vorzugsweise seine Einkäufe machte. Er empfand eine tiefe Abneigung gegen die großen Kaufhäuser, in denen der Kunde von Robotanlagen beraten und bedient wurde und sein Geld in einen Schlitz steckte, um wenige Sekunden später den korrekten Betrag Wechselgeld zusammen mit der Versicherung zu erhalten, die Ware werde in spätestens einer Stunde an die angegebene Adresse geliefert. Walter liebte kleine, altmodische Läden, in denen menschliche Verkäufer hinter Theken standen, sich beim Abrechnen verzählten und hin und wieder Lust nach einem kleinen Schwatz mit dem Kunden verspürten. Ihre Ware war ebenso gut wie die der großen Kaufhäuser.
    Walter war sich natürlich darüber im klaren, daß er für diese Vorliebe zu zahlen hatte. Die traditionellen Einkaufsstätten, wie sie sich nannten - jedermann sonst nannte sie Altläden - konnten mit der Kalkulation der modernen Kaufhäuser nicht konkurrieren, und ihre Preise lagen im Durchschnitt fünfzig bis sechzig Prozent höher. Daß sie noch existierten, war Leuten wie Walter Enne zu verdanken, die sich ihren Hang zum Altmodischen etwas kosten ließen.
    Walters erste Station war Sam Druckers General Store - so genannt in Anlehnung an die Alles-in-einem-Laden-Geschäfte, die das kommerzielle Leben des westlichen Nordamerika vor einem halben Jahrtausend beherrscht hatten. Bei Sam kaufte Walter eine Patrone mit Tanzmusik für seinen Musikautomaten und ein Informationsband mit Bildteil über die Geschichte des Arkonidischen Imperiums. Sam war heute nicht besonders gesprächig. Er beantwortete Walters Fragen knapp und mürrisch und trug am linken Arm ein rotes Anästhesie-Pflaster.
    „Aha", bemerkte Walter, „dein Hund hat dich gebissen. Ich habe dich schon immer vor dem Vieh gewarnt. Es ist zu wild!"
    Sam starrte ihn ärgerlich an.
    „Von wegen mein Hund", knurrte er. „Der beißt mich nicht. Alle andern vielleicht, aber nicht mich."
    „Oho. Was war’s denn?"
    Sam biß sich auf die Lippen.
    „Ich sag’s nicht", antwortete er störrisch.
    Das war ungewöhnlich. Sam war nicht der Mann, der Wissenswertes für sich behielt. Walter war sicher, er würde an einem anderen Tag erfahren, was Sam gebissen hatte, und zog seine Geldbörse aus der Tasche, um zu bezahlen.
    „Ich hab’s einem Dutzend Leuten erzählt", nahm Sam unerwarteterweise den Faden wieder auf, „und die glauben jetzt, ich wäre hier nicht mehr ganz beieinander." Er machte eine bezeichnende Geste in Richtung Stirn.
    „Mir kannst du’s sagen", forderte Walter ihn auf, plötzlich neugierig geworden. „Ich bin in meinen Kreisen für ein Übermaß an Verständnis bekannt."
    Sam stützte sich mit den Ellbogen auf die Theke.
    „Ich habe ein Terrarium", begann er, „nicht so einen lächerlichen Glaskasten, sondern eine richtige Anlage mit allem Drum und Dran, ungefähr so groß wie ein Zimmer. Ich halte alles mögliche Getier, aber meine Lieblinge sind Frösche. Ich füttere sie persönlich. Am besten gefällt mir ein Ochsenfrosch, den mir jemand aus dem Süden mitbrachte. Er ist ungefähr so groß." Er zeigte mit beiden Händen eine Spanne von ungefähr dreißig Zentimetern, und Walter war sicher, daß er ein bißchen übertrieb.
    „Na, gestern abend ging ich wie sonst auch die Frösche füttern.
    Der Kerl springt an mir hoch und beißt mich in den Arm."
    Sein Gesicht nahm einen so verzweifelten Ausdruck an, daß Walter unwillkürlich lachen mußte. Sam war sofort todernst.
    „Ich wußte, daß..."
    Walter unterbrach ihn mit einer raschen Geste.
    „Ich lache über dein Gesicht. Wie benahmen sich die anderen Frösche?"
    „Die andern?" Sam dachte eine Zeitlang nach. „Weiß der Himmel ich habe keine Ahnung. Ich sah zu, daß ich so schnell wie möglich da ‘rauskam. Froschbisse sind unter Umständen giftig. Ich rief einen Arzt und bekam dieses Pflaster hier verpaßt. Um das Terrarium wird sich in nächster Zeit jemand anders kümmern. Ich habe es verkauft."
    Walter war nachdenklich geworden. Geistesabwesend stopfte er, was er gekauft hatte, in den Rohrposteinwurf, von dem aus die Waren zu einem Schließfach im Mietwagenbahnhof transportiert wurden, wo er

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