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0296 - Ein Strick für den Henker

0296 - Ein Strick für den Henker

Titel: 0296 - Ein Strick für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Strick für den Henker
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Selbstbeherrschung hätte ich ihr nicht zugetraut, Jerry. Sie muß doch die Hölle durchmachen. Dabei ist sie selbst noch blutjung.«
    Ich nickte. »Yes, Phil!«
    Meine Stimme klang heiser und erschien mir völlig fremd. Hatte der Anblick des kleinen Bobby mich schon zutiefst erschüttert, dann gab mir die Haltung dieser tapferen Frau endgültig den Rest.
    Sie kam wieder zurück. Marmorweiß war ihr hübsches Gesicht.
    Zehn Minuten später traf Kenmure ein. Der kräftige Mann sackte unter der bitteren Nachricht förmlich zusammen. Doch sein Schwächeanfall dauerte nicht lange. Plötzlich lag ein Glimmen in seinen Augen, wie feurige Kohlen.
    »Ich danke Ihnen, Gentlemen!« sagte er ruhig. »Sie haben Ihre Pflicht getan. Es war nicht Ihre Schuld. Sie werden den Mörder suchen?«
    Ich nickte hart. »Nicht nur das, Mr. Kenmure. Wir werden ihn finden!«
    Wir besprachen alles mit ihm, was wir für den Fall nötig erachteten, daß der Mörder sich melden würde. Allerdings rechneten wir mit dieser Möglichkeit nicht mehr. Er hatte sich keine Mühe gemacht, sein Opfer zu verstecken. Also wußte er genau, daß der Versuch einer Erpressung fehlschlagen würde.
    »Ich weiß, Gentlemen, daß es zuviel verlangt war, daß Sie mir meinen Bobby gesund wiederbringen sollten, aber seinen Mörder fordere ich von Ihnen. Sie müssen ihn finden, denn diese Tat muß gesühnt werden.«
    Phils Gesicht wurde hart. »Sie wird gesühnt werden, Mrs. Kenmure. Eines Tages steht Bobbys Mörder vor dem Richter!«
    Es war ein Versprechen, das Phil der leidgeprüften jungen Mutter damit gab, aber ich schloß mich innerlich seinen Worten an.
    Auf der Rückfahrt studierte Phil die Namensliste von Kenmures Bekanntenkreis. Ich sah, wie er stumm den Kopf schüttelte.
    »Was ist, Phil?« fragte ich ihn.
    »Ich kann mir nicht helfen, Jerry, aber hier ist keiner dabei, dem man einen derart brutalen Mord Zutrauen kann.«
    Ich zuckte die Achseln. »Das kann man nicht so genau, sagen, Phil«, gab ich zu bedenken. »Du brauchst dir ja nur den Fall Gilbert vor Augen zu halten. Wenn ein Vater schon so brutal handeln kann, dann braucht man sich über gar nichts mehr zu wundern.«
    Phil sagte nichts darauf, aber er schien mir plötzlich sehr nachdenklich zu sein.
    ***
    Die Abendzeitungen brachten den Mord an Bonny Kenmure und den Überfall auf das Lohnbüro des Schiffahrts-Kontors Jones Brothers in großer Aufmachung. Überall diskutierten die Menschen über die beiden Verbrecher. Es gab überhaupt nur zwei Gesprächsthemen. Den Kindermörder und Frederik Gilbert, den Mörder mit dem Police-Colt, wie er von der Bevölkerung bereits genannt wurde.
    Wir aßen an diesem Freitag zu Abend bei »Billy The Oysterman«, in der West 47. Straße. Hier gab es als Spezialität des Hauses delikate Fischgerichte.
    Wir fühlten uns auch pudelwohl, als wir das Lokal verließen. Wenn nur nicht der Eindruck vom Vormittag unsere Stimmung überschattet hätte. So bummelten wir ziemlich wortkarg durch die 47. Straße zur 5. Avenue, wo ich meinen Jaguar abgestellt hatte.
    Unterwegs meinte Phil: »Ich hätte nicht übel Lust, mir an Jordan ein Beispiel nehmen und ordentlich einen auf die Lampe zu gießen. Der schale Geschmack im Mund, muß doch irgendwie wegzubringen sein?«
    Ich nickte »Was hindert uns, Alter? Ist ja wohl mal wieder fällig, so eine kleine Tour. Ich wäre auch in der richtigen Stimmung.«
    Im Jaguar hielten wir Kriegsrat ab. Doch wir brauchten keine langen Überlegungen anzustellen. Die nahm uns jemand ab. Allerdings auf wenig freundliche Art.
    »Keine Bewegung, Freunde!« wurdeh wir vom Notsitz her angeraunzt.
    Phil schüttelte tadelnd den Kopf. »Wie oft habe ich dir nun schon gesagt, Jerry, daß du den Schlitten abschließen sollst, wenn du ihn stehenläßt. Das mußte ja mal kommen.«
    Ich nickte. »Sie suchen sicher ein Taxi, Sir?« fragte ich ganz dämlich und versuchte, das Gesicht im Rückspiegel zu erkennen. Das war jedoch nicht möglich. Dafür spürte ich aber den Lauf der Pistole zwischen den Schulterblättern.
    »Du hast einen galligen Humor, Cotton«, höhnte der Kerl hinter mir. »Ich suche kein Taxi, sondern habe hier auf euch gewartet. Du mußt dir mal einen anderen Schlitten zulegen. War reichlich eng hier hinten.«
    »Komisch, Phil«, seufzte ich. »Ich spüre so ein merkwürdiges Jucken im Rücken. Was kann das bloß sein?« Phil grinste. »Ich auch, Jerry. Er macht auf Zweihand-Mann. In welchem Western hat er das wohl gesehen?«
    »Spart euch euren

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