0296a - Lösegeld für blonde Locken
die Tasche gegen meine Halfter ein und verabschiedete mich, ohne den Rechtsanwalt zu wecken.
»Sie können mich jederzeit über die FBI-Zentrale erreichen, Mr. Jorgen«, sagte ich auf der Türsch'welle und ging. Durch das Schlüsselloch des Babyzimmers fiel ein Lichtstrahl.
***
»Nun packen Sie schon aus«, knurrte Phil 'aufmunternd. Vor ihm hockte ein junger Bursche auf dem Stuhl.
»Sie können uns nicht vormachen, daß Sie mit der Geschichte nichts zu tun haben. Es genügt bereits, wenn ich Ihnen Miß Linda Bee gegenüberstelle«, fuhr Phil fort, als ich hereinkam.
Ängstlich drehte der Bursche seinen Kopf zur Tür. Er kniff seine Augen zusammen und musterte mich kritisch.
»Hallo, Mr. Borigin«, sagte ich und ging auf ihn zu, »eine Zigarette gefällig?«
Ich bot ihm eine Zigarette an und reichte ihm Feuer.
Phil verstand meine Taktik. Er ließ Ernest die Zigarette zu Ende rauchen, ehe er mit dem Verhör fortfuhr.
Als mein Freund Borigin die nächste Frage stellen wollte, fragte ich dazwischen:
»Wieviel Dollar hat das Telefongespräch von der Raststätte bis New York gekostet?«
Der Junge bemühte sich, ein überraschtes Gesicht zu machen. Es gelang ihm sogar.
»Nun, wieviel hat das Gespräch von Buffalo oder wo du warst, zu Mr. Jorgen gekostet«, wiederholte ich geduldig.
»Aber ich habe nicht Linda angerufen«, erwiderte er.
»Fünf Minuten, bevor du festgenommen wurdest, riefen die Kidnapper bei Mr. Jorgen an. Und zwar sprachen sie aus einer Telefonzelle, die am Highway liegt. Man hörte es deutlich an den Geräuschen.«
»Ich bin es' nicht gewesen. Ich habe mit der ganzen Geschichte nichts zu tun, wirklich nicht, Sir«, beteuerte er.
»Und warum hast du Miß Linda geraten, ein Baby zu adoptieren, um es dem ahnungslosen Elternpaar unterzuschieben?«
»Nicht ich, sondern Linda kam auf den Gedanken. Ich sah darin sogar eine Lösung. Aber ich sehe jetzt, daß es eine Kurzschlußhandlung war.«
»Nein, keineswegs«, sagte ich. »Es war sogar recht geschickt eingefädelt. Kennst du diesen Burschen?« Ich hielt Borigin die Zeichnung des Erpressers unter die Nase. Der Junge starrte das Bild einige Augenblicke an. Dann schüttelte er den Kopf.
»Noch nie gesehen, kommt jetzt, was?« fragte Phil.
»Nein, wirklich, Mr. Decker — dieser Mann ist mir noch nicht begegnet.«
»Auch nicht an der Bar, als du mit der Adoption eines Babys geprahlt hast?« Er erinnerte sich nicht.
»Jedenfalls hat dieser Bursche Mr. Jorgen erpressen wollen. Heute morgen. Er war selbst in der Wohnung des Chefmanagers. Es muß sich um einen kaltblütigen Gesellen handeln. Wie heißt er?«
Aber Borigin ließ sich nicht bluffen. Er blieb dabei, den Gangster nicht zu kennen. Ich konnte ihm das Gegenteil nicht beweisen.
Dagegen erfuhren wir den Namen der Bar und die Adresse des Babyvermittlers. Er hieß tatsächlich Harry mit Vornamen und wohnte in Queens in einer Gegend, die Linda beschrieben hatte. Borigin trug die Urkunde in seiner Brieftasche, daß er das Baby an Vaters Statt angenommen und dafür zweitausend Dollar Vermittlungsgebühr bezahlt hatte.
»Okay, Ernest. Du wirst uns bis morgen früh Gesellschaft leisten — aber nicht in der Trafalgar-Bar«, erklärte ich, »sondern in einem Zimmer des FBI-Gebäudes, in dem man während des Schlafes sogar bewacht wird.«
»Was habt ihr vor? Das ist Freiheitsberaubung«, brauste er auf.
»Es wäre einfach, dich wegen Betruges vor Gericht zu stellen, Borigin«, belehrte ihn Phil. »Denn du hast betrügen wollen, ohne Rücksicht auf das Leben des kleinen Harry.«
Borigin wurde klein und ließ sich abführen.
Wir meldeten uns bei der Zentrale ab. Ich schwang mich hinter das Steuer meines Jaguars. Ehe ich den Zündschlüssel drehte, hockte Phil auf dem Beifahrersitz.
»Denkst du etwa, so eine Vorstellung im Trafalgar ließe ich mir entgehen«, murmelte mein Freund.
»Du irrst, mein Guter. Ich fahre dich halbwegs nach Queens hinüber. Du wirst dich um den Burschen kümmern, der Harry heißt, um den Kunden von Dr. Moore«, widersprach ich, »denn die Nacht ist kurz genug, und wir haben schon zuviel Zeit verloren, um den Gangstern auf die Schliche zu kommen.«
Phil protestierte heftig.
»Gut, dann dampfe du ins Trafalgar«, sagte ich schließlich, »und ich knöpfe mir den Rechtsanwalt vor.«
»Nein, Jerry, du hast mehr Übung im Umgang mit Barpersonal als ich. Es bleibt dabei — ich fahre zum Rechtsanwalt.«
Ich lud Phil in der Nähe eines Taxistandes ab, wartete, bis mein
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