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0296a - Lösegeld für blonde Locken

0296a - Lösegeld für blonde Locken

Titel: 0296a - Lösegeld für blonde Locken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lösegeld für blonde Locken
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zurück, setzte sich und sog an seiner schwarzen Zigarre: Ich lehnte mich zurück. Leise surrte der Ventilator unter der Decke. Ich hatte mich an die lähmende Hitze gewöhnt, die immer noch über New York brütete. Zeitweise wunderte ich mich, daß bei diesen Temperaturen von hundert Grad Fahrenheit mein Verstandskasten noch nicht vollständig ausgetrocknet war.
    Wir spielten Pantomime. Mr. Jorgen schleppte Whisky und Soda an. Ich nippte am Soda. Dafür goß Dr. Belman den gut gekühlten Whisky in sich hinein. Es war ein Warten, das an den Nerven zerrte.
    »Sie haben die Hunderttausend schon an Land gezogen?« platzte ich nach einem halbstündigen Schweigen heraus.
    Der Anwalt nickte nur. Nach einer Minute sagte er:
    »Die Tasche mit den hunderttausend Dollar steht im Tresor von Mr. Jorgen.« Wieder Schweigen. Ein paar Fliegen surrten im Raum. Fliegen sind für Manhattan fast so eine Seltenheit wie ein Eisbär in Afrika.
    Ich hatte Zeit, über den Fall nachzudenken. Inzwischen hatte sich Climb das Alibi verschafft. Sein Freund Thomas Middlehood hatte es gewagt, nach Hause zurückzukehren. Ein Cop hatte vor seiner Wohnungstür gewartet, ihn mit zum Revier geschleppt und verhört. Allerdings war es möglich gewesen, daß Climb seinen Freund vorher informiert hatte. Jedenfalls ergab eine Nachfrage in dem betreffenden Vorstadthotel, daß beide dort übernachtet hatten, und zwar bis morgens gegen zehn Uhr. Damit schied Climb als Mörder von Dr. Moore aus. Die Obduktion des Ermordeten hatte ergeben, daß er durch eine Kugel aus einer belgischen Armeepistole starb, die nach dem Krieg zu Tausenden mitgebracht wurden. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Mord nicht in der Diele von Climbs Villa erfolgt, wie der Doc schon von Anfang an vermutet hatte. Die Leiche mußte zwei bis drei Stunden nach der Tat transportiert worden und in die Diele gelegt worden sein. Denn die Totenstarre, die sich zu der Zeit bei bestimmten Körperteilen bereits gebildet hatte, wurde durch das Transportieren gewaltsam gelöst. Sie trat später an denselben Gliedern wieder auf, nur schwächer. So war fast mit Bestimmtheit festzustellen, daß Dr. Moore nicht in der Diele erschossen worden war.
    Die Untersuchung der Kugel in unserem Archiv verlief negativ. Das heißt, wir besaßen keine zweite Kugel, die aus der gleichen Pistole abgefeuert war. Denn jeder Lauf hinterläßt auf dem Bleimantel einer Kugel eigene Spuren. Das Telefon rasselte ungeduldig. »Nehmen Sie schon ab«, sagte ich und schaltete das Tonbandgerät ein.
    »Hallo, Jorgen.«
    Ich kniete mich vor das Tonbandgerät und drehte den Lautsprecher nur so weit auf, daß ich mithören konnte, wenn ich das Ohr gegen das Gehäuse preßte.
    »Haben Sie die Bucks?« fragte eine ölige Stimme.
    »Ja.«
    »Gut, passen Sie auf. Heute abend gegen halb zehn steht am Trinity Cemetery auf der 153. Straße ein gelber Sportwagen, der offen ist. Das Geld hineinwerfen und sofort verschwinden. Läßt sich ein Cop blicken, gehen Sie, Jorgen, in die Luft, ist Ihnen das klar? Also, gelber Sportwagen, Trinity Cemetery, 153. Straße West — 100 000 Dollar. Und morgen den Rest.«
    »Und wie kriege ich mein Kind zurück?« fragte Jorgen mit zitternder Stimme.
    »Das werden Sie morgen erfahren. Erst müssen wir sehen, daß Sie zahlen.«
    Der Anrufer hängte ein, ohne die Antwort des Chefmanagers abzuwarten. Der Gangster fürchtete, daß wir die Telefonzelle feststellten, von der er anrief. Ich notierte mir die Uhrzeit. Es war durchaus möglich, daß Borigin von unterwegs aus die Anrufe startete und seine Komplicen hier das Geld in Empfang nahmen.
    Mr. Jorgen lehnte kreidebleich an der Wand. Er hielt den Hörer noch in der Hand.
    »Legen Sie auf, Mr. Jorgen, der andere hat schon eingehängt«, sagte ich leise. Der Chefmanager nickte und legte den Hörer auf die Gabel.
    Es war September. Gegen halb zehn würde es bereits dunkel sein. Am Trinity Friedhof gab es einige Parkbuchten und -plätze, die weit genug von den Straßenlaternen entfernt lagen. Die Gangster hatten sich zur Übergabe des Geldes einen geeigneten Platz ausgesucht.
    Wir gingen in den Salon zurück. Es war halb sieben.
    Mr. Jorgen schlurfte zum Wandtresor, der sich hinter einem großflächigen Bild befand, und öffnete ihn.
    Er nahm eine schwarzlederne Aktentasche heraus, die er auf den Tisch stellte.
    Der Anwalt knipste den Verschluß der Tasche auf und sagte:
    »Überzeugen Sie sich, daß es echte Dollarscheine sind.«
    »Haben Sie tatsächlich vor,

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