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0297 - Mordbefehl an Taxi 3

0297 - Mordbefehl an Taxi 3

Titel: 0297 - Mordbefehl an Taxi 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Mister?«, fragte er.
    »Middletown Road 368«, antwortete ich. Dort war ich mit Sid Gresh in dessen Wohnung verabredet. Er war ein Buchmacher, der sich auf den Abschluss von Einzelwetten mit höheren Beträgen spezialisiert hatte.
    »Okay, Mister!«
    Geschickt fädelte er sich in den Verkehrsstrom ein. Ich sah ihn von der Seite an. Er war nicht mehr jung. Mitte Vierzig, schätzte ich. Sein Gesicht war fahl, mit etwas aufgedunsenen Wangen, aber einem überraschend scharfen Profil und einer hohen Stirn. Er trug eine Mütze, sodass ich seine Haare nicht sehen konnte.
    Ich warf einen Blick auf seine Hände. Sie sahen nicht so aus, als hätten sie zwanzig Jahre lang ein Steuer gehalten. Außerdem waren die Fingernägel sauber und gepflegt, und ich glaube, das dürfte bei einem New Yorker Taxifahrer relativ selten sein.
    In der Mitte des Armaturenbrettes befand sich die Skala eines Radios. Die Antenne schwankte draußen, aber sie war nicht höher als eine gewöhnliche Radioantenne.
    Ich sprach den Fahrer an.
    »Wie gehen die Geschäfte?«
    »Leidlich«, antwortete er, ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen, »aber der Verkehr ruiniert die Nerven.«
    »Arbeiten Sie auf eigene Rechnung?«
    »No, Mister. Ich gehöre zu einer Genossenschaft wie die meisten von uns. Scheint mir auch nicht das Richtige zu sein. Gerade kürzlich haben sie die Beiträge für die allgemeinen Unkosten erhöht. Alles in allem verliere ich jetzt annähernd dreißig Cents von jedem Dollar, aber wenn ich aus der Genossenschaft austrete, machen sie mich fertig. Ich wäre nicht der Erste, dem sie die Reifen durchstechen.«
    Er wandte eine Sekunde lang den Kopf und grinste mich an.
    »Wir nennen uns das freieste Land der Welt«, sagte er. »Aber wenn Sie irgendetwas auf eigene Faust unternehmen wollen, so kann es Ihnen verdammt schlecht bekommen.«
    Er sprach durchaus wie ein echter Taxifahrer. Sie schimpften alle über die Berufsverbände und über die Chefs der Verbände, von denen sie sich ausgebeutet fühlten, obwohl sie sie selbst gewählt haben.
    »Hören Sie! Ich würde gern die Nachrichten hören«, wechselte ich das Thema. »Können sie Ihr Radio einschalten?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er und drückte eine Taste nieder. »Ich glaube aber nicht, dass jetzt irgendein Sender Nachrichten bringt. Drehen Sie an dem rechten Knopf.«
    Offenbar war es ein gewöhnliches Radio. Ich spielte ein bisschen mit dem Knopf herum, erwischte hier ein Stück Musik, dort einen Fetzen Vortrag über unsere Raketenerfolge.
    »Keine Nachrichten!«, stellte ich fest.
    »Habe es Ihnen gleich gesagt«, antwortete er. »Kann ich ausschalten?«
    »Ja. Danke!«
    ***
    Vor dem Haus Middletown Road 368 setzte er mich ab. Er verlangte zwei Dollar für /lié Fahrt. Ich gab ihm drei Dollar, und er dankte, indem er an seine Mütze tippte.
    Als das Taxi abfuhr, las ich auf der Tür die Nummer 35 und die Adresse der Genossenschaft der East Cabs Corporation. Er fuhr zu rasch an, als dass ich die Adresse und die Telefonnummer noch hätte lesen können.
    Ich fand es selbst lachhaft, dass ausgerechnet dieses Taxi mich interessierte. Ich war in den letzten Wochen mit einigen Dutzend Taxis gefahren, und wenn ich sie mir auch alle genau angesehen hatte, so hatte ich doch an keinem Verdächtiges entdecken können, sowenig wie an diesem hier. Oder war es schon einen Verdacht wert, dass der Fahrer saubere Hände hatte als andere Fahrer.
    Ich schlug mir den Gedanken, ausgerechnet diese Fahrt in einem der Mord-Taxis gemacht zu haben, aus dem Kopf. Der Taxi-Gangster musste wissen, dass sich zu diesem Zeitpunkt nicht ein einziger Dollar in meiner Aktentasche befand, warum sollte er mir ausgerechnet jetzt einen seiner Wagen geschickt haben?
    Mit dem Fahrstuhl fuhr ich zu Sid Greshs Wohnung hinauf. Gresh war ein schmale, älterer Mann, der sich benahm, als wäre er Mitinhaber irgendeiner Wallstreet-Bank und über alle Wirtschaftssorgen erhaben. Er hatte sich das Benehmen angewöhnt, weil er herausbekommen hatte, dass die Leute, denen er seine Wetten anzudrehen versuchte, es schätzten, wenn ihre Partner einen seriösen Eindruck machten, mochten die Geschäfte 'ruhig unseriös sein. Gresh Wettkunden rekrutierten sich aus der besseren Gesellschaft des Viertels, aus Leuten also, die es nicht nötig hatten, auf ein paar hundert oder gar ein paar tausend Dollar Wettgewinn zu hoffen, die aber das Wetten um des Nervenkitzels willen nicht lassen konnten, nachdem Gresh sie erst einmal geködert

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