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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Kessel über den Flammen, aus denen es so angenehm nach Essen roch, dass sich mir der Magen zusammenzog. Auf der rechten Seite waren vier Landrover geparkt. Dahinter erkannten wir mehrere große Metalltanks, die offenbar Wasser und Treibstoff enthielten.
    Um das Feuer herum hockten zehn wild aussehende Gestalten. »Der mit dem blauen Kopftuch ist Chalid«, flüsterte Hayyid. Der Anführer der Ausgestoßenen trug einen dunklen Vollbart. Unter seinem rechten Auge prangte eine dicke Narbe. Er hatte eine Flasche in der Hand, aus der er mehrere Schlucke nahm, bevor er sie seinem Nebenmann weiterreichte. Er machte eine Bemerkung und strich sich dabei mit der Handkante am Hals vorbei. Ein rohes Lachen seiner Männer war die Antwort.
    Hinter dem Brunnen bewegte sich etwas. Wir krochen im Schutz der Düne entlang, bis wir näher erkennen konnten, worum es sich handelte. Es war ein grob zusammengehauener Pferch, in dem sechs ungepflegte Kamele standen. Daneben waren vielleicht ein Dutzend Ziegen an Pflöcke gebunden und beweideten ein kleines Stück Grasland.
    Hinter den Tieren erkannten wir im Halbdunkel noch ein weiteres Zelt, dessen Seiten allerdings geschlossen waren. Das Licht des Feuers reichte nicht bis hierher, sodass wir nur schwer Einzelheiten ausmachen konnten.
    Während wir noch dalagen, wurde die Zeltplane von innen aufgeschlagen und eine hagere Gestalt kam heraus. Es war ein Mann. Er trug eine kurze Hose und ein Hemd. Sein dunkles Haar war im Nacken zu einem langen Zopf zusammengebunden und sein voller Bart reichte ihm bis weit auf den Brustkorb. Er trug einen Eimer in der Hand und schlurfte mehr als er ging auf den Brunnen zu.
    Ich spürte, wie sich Larissas Körper neben mir versteifte, als sie den Mann erspähte. Gebannt folgten wir ihm mit den Augen. Der Brunnen war mit einer Kurbel ausgerüstet, an der ein Metallgefäß hing. Der Mann betätigte den Mechanismus, bis das Gefäß den Wasserspiegel erreichte. Gemessen an der Zeit und der Länge des Seils, war das eine ganz schöne Strecke. Nachdem er das Wasser hochgezogen hatte, kippte er es in seinen Eimer und wollte gerade den Rückweg antreten, als ihm der Mann im blauen Kopftuch »He, ja bin l-Kalb!« zurief.
    Der Mann erstarrte in seiner Bewegung. Langsam drehte er sich zu den Gestalten am Feuer hin. Chalid sagte etwas auf Arabisch, was ein lautes Grölen seiner Leute zur Folge hatte. Der Mann am Brunnen schüttelte stumm den Kopf und ging zu seinem Zelt zurück.
    »Was war das?«, fragte ich Hayyid flüsternd.
    »Er hat ihn Hundesohn genannt und gefragt, ob er heute schon die Sohlen seiner Herrin geleckt hat«, antwortete er ebenso leise. »Das ist eine der schlimmsten Beschimpfungen hierzulande.«
    Der Mann war inzwischen bei seinem Zelt angekommen. Er stellte den Eimer ab und verschwand hinter der Plane. Kaum eine Minute später trat eine Frau nach draußen. Sie trug eine Sitarah, allerdings ohne ihr Gesicht verhüllt zu haben. Ihre langen Haare hingen ihr fast bis auf die Hüfte hinab. Sie hielt einen kleinen Hocker in der einen und einen Korb mit Möhren in der anderen Hand.
    »Mama!«, stieß Larissa hervor. Sie wollte aufspringen, aber ich warf meinen Arm über sie und drückte sie nach unten. »Psst!«, zischte ich sie an. »Du wirst uns noch alle verraten.«
    »Das sind meine Eltern«, flüsterte sie. »Ich muss zu ihnen.« Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen meinen Arm. Zum Glück eilte mir Hayyid zu Hilfe und hielt sie ebenfalls fest.
    »Du kannst ja zu ihnen«, beschwichtigte ich sie. »Aber nicht jetzt und nicht hier. Damit hilfst du ihnen nicht.«
    Noch einmal bäumte sie sich auf. Dann erschlaffte ihr Körper und begann zu zucken. Sie weinte.
    Ich ließ meine Hand auf ihrer Schulter liegen und drückte sie an mich. Larissa drehte sich zu mir hin und legte ihren Kopf gegen meine Schulter, während ihr die Tränen stumm die Wangen herunterliefen.
    Die Frau setzte sich auf den Hocker und nahm aus dem Korb eine Handvoll Möhren, die sie in dem Wasser abwusch. Anschließend begann sie sie mit einem Küchenmesser zu schälen.
    Larissa wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. »Es geht wieder«, wisperte sie. Hayyid machte uns ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir rutschten die Düne herunter und schlugen einen großen Bogen um das Lager, bis wir auf der anderen Seite auf der Höhe des einzelnen Zeltes angekommen waren. Chalid und seine Männer hatten inzwischen mit dem Essen begonnen und waren beschäftigt.
    Wir robbten zum Zelt

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