03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Assistenten kam herbei und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich nutzte die Gelegenheit, um mein Handy aus der Tasche zu fischen und zu schauen, wie spät es war. Hier unten war mir jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Zu meiner Überraschung blieb der Bildschirm dunkel, dabei hatte ich den Akku in der letzten Nacht aufgeladen.
»Zeig mal dein Handy«, flüsterte ich Larissa zu.
Sie kramte ihr Gerät hervor. Es war ebenfalls aus. Welche Knöpfe wir auch drückten, es gelang uns nicht, eines der Telefone wieder hochzufahren.
»Wir haben euch doch gesagt, Technik nützt hier nicht viel«, bemerkte Knox, der unsere Bemühungen beobachtet hatte.
»Sie haben also gar keine technischen Geräte?«, fragte Larissa. »Nicht mal eine Armbanduhr?«
Statt einer Antwort hob uns Knox seine bloßen Handgelenke entgegen. »Warum? Ihr seht doch, wie es hier ist. Es gibt weder Morgen noch Abend, weder Tag noch Nacht. Wir sind frei vom Diktat der Zeit. Wir brauchen keine Technik, die uns vorgibt, wann wir aufzustehen, zu essen oder zu Bett zu gehen haben. Zeit ist eine Erfindung der Fabrikbesitzer. Sie verlangen, dass sich der Mensch an den Takt der Maschinen anpasst. Wir aber finden unseren eigenen Rhythmus und leben danach.«
»Nicht alle, wie mir scheint«, widersprach ich und deutete auf die letzten Gestalten, die sich ihre Suppe abholten.
Er stieß einen abfälligen Laut aus. »Wie wollt ihr das beurteilen? Ihr seid gerade mal ein paar Stunden in meinem kleinen Reich. Keiner ist gegen seinen Willen hier. Kommt, überzeugt euch selbst.«
Er führte uns zu einigen der Gestalten am Rand des Gewölbes, die noch die Reste aus ihren Näpfen löffelten.
»Unsere Besucher bezweifeln, dass ihr freiwillig hier seid«, sagte er. »Was sagt ihr dazu?«
Ein junger Mann stellte seine Schüssel weg und stand auf. »Wir sind glücklich, dass wir uns in der Nähe des Masters aufhalten und von seinem Wissen zehren dürfen«, erklärte er.
Die Männer um ihn herum nickten zustimmend.
»Und ihr verbringt euer ganzes Leben in dieser Dunkelheit?«, fragte Larissa.
»Wo der Master ist, herrscht keine Dunkelheit«, erwiderte er voller Überzeugung. »Er verbreitet das Licht des Wissens, das in unseren Köpfen leuchtet.«
»So ist es«, »Jawohl«, »Genau«, klang es aus vielen Mündern um uns herum.
»Danke, danke.« Knox wandte sich uns zu. »Seid ihr nun überzeugt?«
»Zumindest bestätigen Ihre Leute, was Sie sagen«, räumte ich ein.
Er strahlte. »Gewiss tun sie das. Und doch verstehe ich eure Zweifel nur zu gut. All dies ist noch fremd für euch. Wenn ihr unser Leben erst einmal näher kennt, werdet ihr eure Vorurteile schnell über Bord werfen.«
Wir gingen zurück zum Feuer. »Ich hätte nichts dagegen, wenn uns Burke zurück zu der Gasse führt, die wir vorhin gesehen haben«, sagte Larissa. »Dann können Sie hier ungestört weiterarbeiten.«
»Aber ihr stört uns keinesfalls«, betonte er. »Leider kann ich euch euren Wunsch nicht erfüllen, denn jetzt steht eine Vorlesung an. Ihr solltet die Gelegenheit nutzen, um ein wenig zu schlafen.«
»Aber wir sind nicht müde«, protestierte Larissa.
»Ihr seid neu hier. Folgt meinem Rat und es wird euch gut gehen.« Ohne weiter auf unsere Einwände einzugehen, winkte er Burke herbei. »Bring die beiden in unseren Gästeraum.«
»Gerne, Master.« Er stemmte die Hände in die Seiten und wartete darauf, dass wir ihm folgten.
Larissa und ich warfen uns einen Blick zu. Es war wohl besser, wir machten gute Miene zum bösen Spiel. Seitdem wir auf Knox und seine Gefährten gestoßen waren, hatte sich keine Gelegenheit ergeben, uns ungestört zu unterhalten. Vielleicht änderte sich das jetzt.
Wir folgten Burke zur anderen Seite des großen Gewölbes. Dort lag im Schatten eine Türöffnung. Sie war mit einer Tür aus Eisengitter versperrt.
»Ist das eine Gefängniszelle?«, fragte ich unseren Begleiter, während er die Tür aufzog.
»Keine Sorge«, antwortete er mit einem spöttischen Grinsen. »Es ist nur zu eurer eigenen Sicherheit. Wir wollen ja nicht, dass euch etwas passiert, solange ihr unsere Gäste seid.«
Er reichte mir die Laterne, die er in der Hand hielt. Hinter der Öffnung lag ein kleiner Raum, dessen einzige Einrichtung aus einem Eimer und zwei Matratzen bestand. In einer Ecke lag ein Haufen schmutziger Decken.
»Wünsche wohl zu ruhen«, grinste Burke. Er zog das Gitter zu, verriegelte es von außen mit einem großen Vorhängeschloss und verschwand.
Ich leuchtete
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