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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Pats? Wozu?« Seine Stimme verriet, daß er sich nur mühsam in der Gewalt hatte.
    Sie antwortete nicht, sondern wich einen Schritt zurück. Mit einer Hand griff sie sich in den Nacken. Kevin kannte diese Bewegung gut; sie war Vorspiel zu vorgetäuschter Verwirrung; Vorspiel zur Flucht. Er war nicht bereit, Flucht zuzulassen.
    »Ich hab dich was gefragt. Antworte mir.«
    Sie starrte ihn stumm an. Die Augen in ihrem beschatteten Gesicht waren dunkle Löcher, denen Ausdruck und Gefühl fehlten. Daß sie da stehen und von schmutziger Bettwäsche reden konnte - daß sie in diesem Moment überhaupt an die Wäsche denken konnte -, daß sie es fertigbrachte, sich Brote zu streichen, Tee zu trinken, mit der Polizei zu reden, während ihr Sohn tot im eiskalten Leichenhaus von Slough lag, wo er zerstückelt und seiner Schönheit beraubt werden sollte ...
    »Antworte mir!«
    Sie wandte sich zum Gehen. Er sprang vom Bett, stürzte mit drei Schritten durch das Zimmer, packte sie beim Arm und riß sie herum.
    »Du bleibst gefälligst hier, wenn ich mit dir rede.«
    Sie fuhr zurück. »Laß mich!« Speicheltröpfchen spritzten von ihren Lippen. »Du bist verrückt, Kev. Du bist krank und -«
    Er schlug ihr mit der offenen Hand ins Gesicht. Sie schrie auf und versuchte sich loszureißen.
    »Nein! Hör auf -«
    Er schlug sie noch einmal, diesmal mit geballter Faust, hart und brutal. Sie wäre getaumelt, vielleicht gestürzt, aber er hielt sie fest.
    »Kev!« rief sie nur.
    Er schleuderte sie an die Wand, stieß ihr seinen Kopf in die Brust, trommelte mit den Fäusten auf ihren Körper, riß den Morgenrock auseinander und schlug auf ihre Schenkel, krallte sich in ihre Brüste.
    Er brüllte die gemeinsten Flüche, die ihm einfielen. Aber er weinte keine Träne.

16
    Lynley fuhr nicht in die Tiefgarage, sondern blieb vor der Drehtür stehen, durch die man ins Foyer von New Scotland Yard gelangte. Barbara Havers sah seufzend den Sekretärinnen und Schreibkräften nach, die für diesen Tag Schluß machten und sich mit aufgespannten Schirmen Richtung Untergrundbahn entfernten.
    »Hätte ich mir doch einen anderen Beruf ausgesucht«, meinte sie. »Dann könnte ich vielleicht ein Leben führen, das mir regelmäßige Mahlzeiten gestattet.«
    »Aber das Abenteuer und die Befriedigung der Jagd wären Ihnen versagt geblieben.«
    »Also, davon hab ich bei unserem Gespräch mit Giles Byrne nicht viel gespürt«, versetzte sie. »Eigentlich sehr bequem, finden Sie nicht, daß er der einzige ist, der die Hintergründe von Edward Hsus Selbstmord kennt.«
    »Nein, Sergeant, es gibt noch jemanden.«
    »Wen denn?«
    »Matthews leibliche Mutter.«
    »Wenn Sie die Geschichte glauben wollen.«
    »Haben wir einen Grund, das nicht zu tun?«
    Sie lachte sarkastisch. »Der saß doch neben ihm auf der Couch und tätschelte ihm das Händchen, wenn's brenzlig wurde. Rhena. So hieß sie doch? Sieht doch jeder Blinde, daß der ehrenwerte Giles eine Vorliebe für Damen aus exotischen Ländern hat. Was die allerdings an ihm finden, ist mir schleierhaft. Könnte doch sein, daß Edward Hsu eine Schwester oder Cousine hatte, an die sich Giles heranmachte und die er sitzenließ, nachdem er erreicht hatte, was er wollte, und ihr den kleinen Matthew gemacht hatte. Angesichts der Erkenntnis, daß sein pädagogisches Idol auf tönernen Füßen stand, opferte sich Eddie, indem er sich vom Dach der Kapelle in den Tod stürzte.«
    »Die Theorie ist nicht übel, Havers. So ein Mittelding zwischen griechischer Tragödie und mittelalterlicher Moralität. Glauben Sie im Ernst, der Junge hätte sich aus Enttäuschung über einen Charakterfehler Byrnes umgebracht? Ganz gleich, ob es sich nun um Treulosigkeit, Ehrlosigkeit oder mangelndes Verantwortungsbewußtsein handelte?«
    »Vielleicht nicht. Aber daß Giles Byrne charakterlos ist, halte ich durchaus für möglich, Sir. Der Mann hat uns nicht die Wahrheit gesagt. Und wenn Sie mich fragen, die schöne Rhena hat's genau gewußt. Er lügt wie ein Weltmeister, aber sie hat uns kein einziges Mal angeschaut, während er redete. Ist Ihnen das aufgefallen?«
    Lynley nickte, die Hand am Türgriff. »Ja, das war merkwürdig.«
    »Was halten Sie denn davon, wenn wir der Geschichte mit Exeter mal nachgehen? Wie viele Heime kann's da geben, die schwangere Frauen aufnehmen? Und die Geburt wurde doch bestimmt auf dem Standesamt eingetragen. Wir wären ja blöd, wenn wir Byrne seine Geschichte unbesehen abnehmen würden.«
    »Da haben Sie

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