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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Jacke im Kofferraum, von einer Decke, einer Plane. Es kann praktisch alles sein, was aus Stoff gemacht oder mit Stoff bezogen ist. Sie haben sich in der Kirche noch einmal Proben geholt für den Fall, daß der Junge dort versteckt wurde, ehe man ihn auf das Feld neben dem Friedhof warf.«
    »Das dürfte wohl nutzlos sein.«
    Lynley spielte mit einem Kasten Objektivträger. »Es ist eine Möglichkeit. Aber ich hoffe, sie trifft nicht zu. Für unsere Ermittlungen wäre es weit günstiger, wenn die Fasern in seinem Haar von einem Stoff stammen, der sich an dem Ort befand, wo er gefangengehalten wurde. Daß er gefangengehalten wurde, steht fest, Simon. Der Pathologe hat festgestellt, daß der Tod zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens am Samstag eingetreten ist. Das heißt, es fehlen uns mindestens zwölf Stunden von dem Zeitpunkt an, wo Matthew unmittelbar nach dem Mittagessen verschwand, bis zu dem Zeitpunkt seines Todes. In dieser Zeit muß er irgendwo auf dem Schulgelände versteckt gewesen sein. Vielleicht sagen uns die Fasern, wo. Außerdem« - Lynley blätterte eine Seite des Berichts um und wies auf eine Passage, wo noch nicht näher bestimmte Spuren aufgezählt waren - »haben sie an seinem Gesäß, seinen Schulterblättern, dem rechten Arm und unter zwei Zehennägeln Rückstände gefunden, die noch nicht identifiziert sind. Sie werden Chromatographien machen, um ganz sicher zu sein, aber unter dem Mikroskop scheint es sich bei allen um den gleichen Stoff zu handeln.« »Auch Spuren aus dem Versteck?«
    »Das ist anzunehmen, meinst du nicht?«
    »Sagen wir, es ist eine berechtigte Hoffnung. Ich habe den Eindruck, daß für dich die Richtung deiner Ermittlungen ziemlich klar ist, Tommy.«
    »Ja.« Lynley berichtete ihm von der Tonkassette.
    St. James hörte schweigend und mit unbewegtem Gesicht zu. Doch am Ende von Lynleys Bericht wandte er sich ab. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Regal auf der anderen Seite des Labors, auf dem verschiedene Chemikalien, Glaskolben, Bechergläser und Büretten standen.
    »Mißhandlung von jüngeren Schülern«, sagte er. »Ich dachte, so etwas gäbe es heute nicht mehr.«
    »Die Schulen bemühen sich, es zu unterbinden. Es wird mit Ausschluß bestraft.« Nach einer kleinen Pause fügte Lynley hinzu: »John Corntel ist in Bredgar Chambers. Erinnerst du dich an ihn?«
    »Natürlich. Einer der Besten. Geisteswissenschaftler. Immer hatte er eine Schar Dreizehnjähriger im Schlepptau, die ihn anhimmelten. Den vergißt man so leicht nicht.« St. James nahm wieder den Bericht. »Wo gehört Corntel da hinein?« fragte er stirnrunzelnd. »Siehst du ihn als Täter, Tommy?«
    »Nicht, wenn die Kassette etwas über den Grund für die Ermordung des Jungen aussagt. Ich wüßte nicht, wie Corntel damit in Verbindung zu bringen wäre.«
    St. James, der offenbar einen Unterton von Zweifel aus Lynleys Antwort heraushörte, übernahm die Rolle des advocatus diaboli. »Ist es realistisch anzunehmen, die Kassette könnte ein Mordmotiv sein?«
    »Wenn Schulausschluß die Folge ihrer Übergabe an den Direktor gewesen wäre; wenn dieser Ausschluß die berufliche Weiterbildung eines älteren Schülers gefährdet und seine Chancen auf ein Universitätsstudium zunichte gemacht hätte, kann ich mir schon vorstellen, daß er sich, besonders, wenn er ehrgeizig ist und dringend Erfolg braucht, zu einem Mord hinreißen lassen würde.«
    »Hm. Ja. Das leuchtet ein«, gab St. James zu. »Du gehst davon aus, daß Matthew einen der älteren Schüler erpreßt hat, nicht wahr? Und wenn die Kassette in einem Schlafraum aufgenommen wurde, legt das die Vermutung nahe, daß der Täter einer der Großen war - jemand von der Oberstufe. Aber hast du in Erwägung gezogen, daß die Kassette auch in einem anderen Raum aufgenommen worden sein könnte? An einem Ort vielleicht, den dieser Junge - Harry nanntest du ihn, nicht? - kannte, weil er schon früher dorthin gebracht worden war?«
    »Es waren andere Stimmen auf dem Band zu hören, Kinderstimmen wie die von Harry. Das läßt doch vermuten, daß die Sache in einem der Schlafräume stattfand.«
    »Vielleicht. Aber es könnten auch die Stimmen von Jungen sein, die aus dem gleichen Grund anwesend sein mußten wie Harry. Die auch Opfer waren. Denn es klang doch nicht so, als beteiligten sie sich an der Quälerei, oder?«
    Als Lynley das bestätigte, fuhr St. James fort: »Ließe das dann nicht den Schluß zu, daß Matthews Mörder jemand ganz anderer ist? Nicht

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