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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Frage ermutigt, aber ihre Lippen zitterten zaghaft, und Barbara fragte sich, ob ihre Mutter ihr die Ungeduld vom Gesicht ablesen konnte. Sofort kam bei diesem Gedanken wie immer das Schuldgefühl. Den ganzen Tag saß die Frau zu Hause, zur Gesellschaft nur ihren schwer leidenden Mann, war es da ein Wunder, daß sie nach ein paar Minuten Unterhaltung lechzte - und sei sie auch noch so unsinnig - wie eine Verdurstende nach einem Schluck Wasser?
    »Hat das mit der Reise zu tun, die du planst?« fragte Barbara und schob die Schultern der Strickjacke zurecht, die ihre Mutter anhatte.
    Das Lächeln gewann an Zutraulichkeit. »Ja, natürlich. Siehst du, du wußtest genau, was ich meinte. Du weißt es immer, Kind. Wir sind verwandte Seelen, nicht wahr?«
    Daran hatte Barbara ihre Zweifel. »Und du machst dir Gedanken wegen des Essens in Südamerika?«
    »Ja. Ganz recht. Ich überlege die ganze Zeit, ob wir lieber nach Argentinien oder Peru reisen sollen. Die Lamas sind ja wirklich süß, und ich würde sie schrecklich gern sehen. Aber ich weiß nicht, wie wir mit diesem Essen leben sollen. Unsere Mägen werden bestimmt von morgens bis abends rebellieren. Darum habe ich den ganzen Tag überlegt - ich wollte dich nicht enttäuschen, Kind. Du arbeitest so hart. Ich weiß, daß unser Urlaub das einzige ist, worauf du dich freuen kannst. Und ich möchte so gern, daß es diesmal ganz besonders schön wird. Aber ich weiß einfach nicht, wie wir das mit dem Essen machen sollen.«
    Barbara wußte, daß es kein Entrinnen gab, solange sie nicht eine Lösung des Problems gefunden hatte. Wenn sich im Kopf ihrer Mutter einmal ein Gedanke festgesetzt hatte, konnte man sie nur schwer wieder davon abbringen.
    »Weißt du, am meisten geht's mir um die Lamas«, murmelte Doris Havers. »Ich wollte sie so gern sehen.«
    Da war die Rettung. »Aber wir brauchen doch nicht nach Südamerika zu fahren, um sie anzusehen, Mama. Wir können sie uns im Zoo anschauen.«
    Ihre Mutter krauste skeptisch die Stirn. »Ach, im Zoo! Ich glaub nicht, daß man im Zoo -«
    Barbara lenkte hastig ab. »In Kalifornien gibt es einen ganz prachtvollen Zoo, Mama. In San Diego. Ich glaube, die haben da einen riesigen Park, wo die Tiere frei herumlaufen. Warum nehmen wir uns nicht Kalifornien vor, hm?«
    »Aber das ist doch nichts Besonderes! Nicht so wie die Türkei. Oder Griechenland. Oder China. Weißt du noch, China, Kind? Die Verbotene Stadt und die vielen merkwürdigen Türen?«
    »Ich glaube, mir würde Kalifornien gefallen, Mama«, erklärte Barbara mit einiger Bestimmtheit. »Die Sonne. Vielleicht der Strand. Und im Park könnten wir uns die Lamas ansehen. Warum denkst du nicht mal drüber nach? Das Essen würden wir in Kalifornien bestimmt vertragen.«
    »Kalifornien«, murmelte Doris Havers vor sich hin.
    Barbara tätschelte kurz ihre Schulter und ging ins Wohnzimmer. Dort entdeckte sie augenblicklich die Quelle des beißenden Geruchs, der das ganze Haus durchzog. Eine Decke lag nachlässig hingeworfen über dem elektrischen Heizofen, der voll aufgedreht vor dem alten zugemauerten Kamin stand. Rauchschwaden stiegen von ihr auf. Sie war kurz davor, in Flammen aufzugehen.
    »Gott verdammt noch mal!« schrie Barbara und rannte hin, um die Decke wegzureißen. Sie schleuderte sie zu Boden und trampelte verzweifelt auf ihr herum. »Was in Gottes Namen - Dad, hast du denn überhaupt nicht gemerkt -«
    Während sie schimpfte, drehte sie den Sessel ihres Vaters herum, wütend und zu Tode erschrocken bei dem Gedanken, was hätte passieren können, wäre sie nicht rechtzeitig nach Hause gekommen. Aber die Wut verging mit einem Schlag, und die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie sah, daß alle Vorhaltungen umsonst waren. Ihr Vater schlief.
    Sein Kinn hing schlaff herunter. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Die Sauerstoffschläuche steckten noch in seiner Nase, aber sein Atem klang merkwürdig mechanisch, als würde seine Lunge durch eine Kurbel, die irgendwo an seinem Rücken saß, betätigt.
    Auf dem Boden lagen die Zeitungen der letzten drei Tage verstreut. Dazwischen standen zwei Tassen mit kaltem Tee, ein Teller mit eingelegten Silberzwiebeln und Brot, eine kleine Schale mit einer halb ausgelöffelten Grapefruit. Barbara sammelte die Zeitungen zusammen und legte sie auf einen Haufen. Das Geschirr stellte sie obenauf.
    »Geht's Dad gut, Kind?« Doris Havers stand an der Tür, ein Fotoalbum an die Brust gedrückt. Sie war dabei, die Reise nach Peru

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