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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aufbewahrt werden und wofür sie benützt werden.«
    »Das weiß jeder.«
    »Sie haben sich gewiß auch schon welche ausstellen lassen. An einem Tag vielleicht, wo Sie zum Sport keine Lust hatten. Wo Sie Wichtigeres zu tun hatten - auf eine Prüfung lernen, eine Arbeit schreiben oder etwas in dieser Art.«
    »Und wenn? Das macht so ziemlich jeder. Man geht auf die Krankenstation, tut der Laughland eine Viertelstunde schön und kriegt eine Befreiung. Das ist nichts Besonderes, Inspector.« Er grinste, als gewänne er neue Sicherheit. »Wollen Sie den Sergeant jeden verwarnen lassen, der das mal gemacht hat? Da werden Sie viel zu tun haben, das kann ich Ihnen gleich sagen.«
    »Es ist also ziemlich einfach, sich eine Befreiung zu beschaffen.«
    »Wenn man weiß, wie man's angehen muß.«
    »Auch Blankobefreiungen, die noch nicht von Mrs. Laughland ausgefüllt oder unterzeichnet sind?«
    Clive senkte den Blick zu seinen Händen, zupfte an der Nagelhaut seines rechten Zeigefingers und sagte nichts.
    »Pritchard!« sagte Lockwood ungeduldig.
    Clive antwortete ihm mit einem Blick unverhohlener Verachtung.
    »Es ist doch leicht, sich eine Befreiung zu beschaffen, nicht wahr?« fragte Lynley. »Besonders, wenn Mrs. Laughland im richtigen Moment durch einen anderen Jungen abgelenkt ist. Der ihr schöntut, wie Sie es ausdrückten. Ich denke mir also, Sie nahmen sich eines der Formulare von ihrem Schreibtisch -vielleicht auch mehrere für den Fall, daß beim erstenmal nicht alles klappte wie geplant.«
    »Das ist ja bescheuert«, sagte Clive. »Ich weiß nicht mal, wovon Sie eigentlich reden. Was soll geplant gewesen sein? Wer soll was geplant haben?«
    »Matthew Whateleys Entführung.«
    Clive lachte kurz auf. »Das wollen Sie mir anhängen? Probieren Sie's ruhig, Inspector, Sie werden nicht weit kommen.«
    Wider Willen mußte Lynley die Chuzpe des Jungen bewundern. Nur seine Körpersprache verriet, daß er etwas verheimlichte. Clive war ein geschickter Fechter in mehr als einer Hinsicht. Lynley versuchte es mit einem direkten Angriff.
    »Da bin ich anderer Ansicht«, versetzte er. »Ich bin überzeugt, ich werde mit Ihnen bis zum bitteren Ende kommen.«
    Der Junge prustete geringschätzig.
    »Ich will Ihnen sagen, wie es meiner Ansicht nach abgelaufen ist. Nachdem Sie die Blankobefreiung hatten, setzten Sie Matthew Whateleys Namen ein und legten das Formular in Mr. Pitts Fach, damit er sich über die Abwesenheit des Jungen beim Hockeytraining nicht wunderte. Unmittelbar nach dem Mittagessen schnappten Sie sich dann Matthew. Ich vermute, Sie lauerten ihm auf, als er sich für den Sport umziehen wollte. Sie warteten so lange, bis die anderen Schüler alle auf den Spielfeldern waren. Dann schleppten Sie ihn in die Kammer über dem Trockenraum, sperrten ihn ein und gingen selbst zum Training. Sie haben ihn fast den ganzen Freitagabend lang gequält und gefoltert, während Ihre Mitschüler anderswo beschäftigt oder im Oberstufen-Club waren, wo Sie sich der Form halber auch kurz sehen ließen. Als der Spaß vorbei war, töteten Sie ihn.«
    Clive rollte die Ärmel seines Hemdes herunter, knöpfte sie zu und griff nach seinem Pullover. »Sie sind ja total verrückt ...«
    »Sie bleiben hier, Pritchard«, fuhr Lockwood ihn an.
    »Ob das hier ...« er wies mit der Hand auf Lynley, »nun zutrifft oder nicht, Sie haben strengsten Stubenarrest, bis jemand von Ihrer Familie kommt und Sie mir abnimmt. Vorausgesetzt, die Polizei tut das nicht schon jetzt.«
    Die kurze Abfertigung durch den Schulleiter schien dem Jungen die Beherrschung zu rauben. »Ja, klar! Nur zu!« schrie er. »Ich flieg raus, weil ich einen von den Zwergen 'n bißchen hart rangenommen hab. Was war mit den beschissenen Vorschriften, als ich in der Sexta war? Wen hat's denn da interessiert, daß ich ...«
    »Das reicht.«
    »Nein, es reicht nicht. Es reicht überhaupt nicht. Ich hab nämlich auch meine Prügel eingesteckt, verstehen Sie? Und keinen Piep hab ich gesagt. Weder zu meinen Freunden noch zu sonst jemandem. Ich hab sie eingesteckt und basta.«
    »Und als sich die Gelegenheit ergab, haben Sie sie weitergegeben?« fragte Lockwood.
    »Na und? Das war mein gutes Recht.«
    Lynley erkannte, wie der Junge sie von Matthew Whateley ablenkte. Das Manöver war geschickt, wäre eines alten Fuchses würdig gewesen.
    »Wie hast du ihn getötet, Clive?« fragte er. »Hast du ihm etwas zu trinken gegeben? Oder etwas Besonderes zu essen?«
    »Getötet? Morant lebt. Ich hab nie

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